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Das Imperium der Prinzen: Roman (German Edition)

Das Imperium der Prinzen: Roman (German Edition)

Titel: Das Imperium der Prinzen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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desgleichen versuchte ich, die Sensoren dazu zu bekommen, vernünftig Meldung zu machen, anstatt die Myriaden Trümmerteilchen zurückzuverfolgen, die uns von dem weg begleiteten, was einmal die Heffalurp gewesen war. Wir konnten sowieso nichts gegen sie unternehmen – wenn sie uns trafen, trafen sie uns.
    Sehr langsam klärte sich das Datenbild.
    »Die Rakete war auf den Zielbereich gerichtet. Irgendetwas ist vor ein paar Augenblicken passiert«, sagte ich langsam. »Ich warte auf die Energiesignatur des Wurmlochs. Auf dem Scan sind bisher keine Schiffe zu sehen.«
    Raine antwortete nicht. Ich sah zu ihr und entdeckte, dasssie die Augen zugekniffen hatte und sich ihre Lippen geräuschlos bewegten.
    »Was machst du da?«, fragte ich.
    »Ich bete«, sagte sie, ohne die Augen zu öffnen.
    »Was? Du betest? Das verstehe ich nicht.«
    Raine öffnete ein Auge, um mich mit einem verwirrten Blick zu bedenken. Ich schätze, ich sah nicht allzu gut aus – um meinen Mund war noch verkrustete Kotze –, denn sie schloss das Auge ziemlich schnell wieder.
    »Ich bete. Du weißt schon – ich bitte eine unsichtbare, wahrscheinlich nicht existierende höhere Macht, dafür zu sorgen, dass das Wurmloch dicht ist.«
    »Äh, verstehe«, erwiderte ich, obwohl ich nichts verstand. Wir hatten zwar Priester im Imperium, aber sie waren keine Mittler zu unsichtbaren, mächtigen Wesen, die vielleicht existierten, vielleicht aber auch nicht; sie waren Erfüllungsgehilfen einer vollkommen realen Macht. Prinzen beteten nicht zum Imperator. Wir kommunizierten nur mit dem Imperialen Geist.
    »Funktioniert das denn?«, fragte ich nach einem Moment. Ich wartete noch immer auf die Vervollständigung des Scans.
    »Ich weiß es nicht«, entgegnete Raine. »Vielleicht.«
    Sie zögerte, dann fügte sie hinzu: »Ich habe in der Heffalurp gebetet, beim Schiffsherzen. Und dann kamst du.«
    »Das überzeugt mich nicht«, sagte ich. Meine Aufmerksamkeit galt hauptsächlich dem Scan, der langsam Meldung über den Energiestatus des Wurmlochs machte. Die Zahlen kletterten nach oben, hatten aber noch kein Niveau erreicht, das die Öffnung des Wurmlochs ankündigte.
    »Ich weiß«, sagte Raine. »Ich habe vorher noch nie richtig gebetet. Ich bin nicht so gläubig wie …«
    Sie unterbrach sich mitten im Satz.
    »Wie wer?«, fragte ich. Die Zahlen veränderten sich nun nicht mehr. War das Wurmloch wirklich verschlossen?
    »Wie jemand auf der Heffalurp «, sagte sie.
    »Er hat also wahrscheinlich gebetet?«, fragte ich.
    »Ja«, sagte Raine.
    »Aber es sind alle gestorben. Das mit dem Beten hat also eindeutig nicht funktioniert.«
    »Ich schätze nicht«, sagte Raine leise.
    »Auf der anderen Seite …«, sagte ich, während sich ein Lächeln auf meinem von Kotze befleckten Gesicht ausbreitete. »Das Wurmloch ist dicht. Und ich fange nichts auf, das vorher durchgekommen wäre.«
    »Gut gemacht!«
    Raine schob eine Hand aus dem Netz um ihren Körper und hielt sie mir hin, die behandschuhte Handfläche nach außen. Unsicher, was zu tun war, schüttelte ich sanft ihre Fingerspitzen. Doch mein Lächeln schwand wieder, als ich zurück aufs Holo blickte und auf unsere optimale Flugbahn Richtung Kharalcha Vier.
    Es sah nicht gut aus. Bei einem Maximalschub von 0,1 G würden wir vierzehn Standardtage brauchen – 336 Stunden –, und das setzte voraus, dass sie ein Entschleunigungsnetz besaßen, um uns aufzufangen, was eigentlich unwahrscheinlich war. Wenn wir auf halbem Wege umdrehen und entschleunigen mussten, hatten wir zwanzig Tage vor uns.
    Eckie konnte mich etwa zehn Tage am Leben erhalten, ohne frische Atmosphäre zuführen zu müssen. Raines Anzug war aus Mechtech. Er mochte einen integrierten Bitech-Luftschrubber besitzen, aber selbst wenn, bezweifelte ich doch, dass ihre Lebenserwartung ein paar Tage überstieg.
    »Äh, wie viel Atmosphäre hast du in deinem Anzug, Raine?«
    Sie neigte den Kopf in ihrem Helm und sah auf eine Anzeige in der Nähe ihres Kinns.
    »Acht Stunden. Mehr oder weniger.«
    »Oh«, sagte ich.

16
    »Ich … nehme an, dass das ein Problem ist?«, fragte Raine. Selbst ohne erweitertes Hörvermögen nahm ich ein Zittern in ihrer Stimme wahr, auch wenn sie sich alle Mühe gab, ruhig und selbstbeherrscht zu klingen.
    »Ja«, erwiderte ich. »Wir haben die Atmosphärenreserve der Kapsel und den Regenerator verloren, und bei dem jämmerlichen Triebwerk, das diese Kapsel hat, werden wir mindestens dreihundert Stunden bis Kharalcha Vier

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