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Das Imperium

Das Imperium

Titel: Das Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
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fremden Sternenreichs besuchen würde. Sie musste damit rechnen, jahrelang von Theroc, dem Wald, den anderen grünen Priestern und ihrer Familie getrennt zu sein. Aber sie hatte ihre Telkontakt-Fähigkeiten geschult: Die Berührung eines Schösslings genügte, um ihr einen Kontakt mit dem ganzen Weltwald zu ermöglichen. Es gab keinen Grund für sie, besorgt zu sein. Dafür prickelte umso mehr Aufregung in ihr.
    Im kleinen Wohnquartier ihrer Eltern nahm Nira eine Mahlzeit mit Eltern und Geschwistern ein. Garris wollte auch die Nachbarn holen, damit sie sich von seiner Tochter verabschieden konnten. Es wäre sicher eine große Feier daraus geworden. Aber Nira schauderte innerlich bei der Vorstellung, die Glückwünsche so vieler Personen entgegennehmen zu müssen. Sie betonte, vor dem Start noch viele Dinge erledigen zu müssen. Schon am nächsten Tag würde das Handelsschiff eintreffen, das sie nach Ildira bringen sollte.
    Sie schmunzelte, als sie vom abgespannten, müden Gesicht ihrer Mutter zu ihrem fröhlich lächelnden Vater sah. »Bevor ich gehe, habe ich noch eine Überraschung für euch.«
    Als Begleiterin von Otema kam ihr neue Bedeutung zu und mit diesem Wissen hatte Nira eine Anfrage an Vater Idriss und Mutter Alexa gerichtet, mit Unterstützung der alten Botschafterin. An diesem Tag hatte sie eine zustimmende Antwort bekommen.
    »Vater, es ist mir gelungen, für unsere Familie ein erstklassiges Quartier in dem von Estarra entdeckten Haufenwurmkokon zu bekommen.« Nira lächelte stolz, als ihre Eltern verblüfft nach Luft schnappten. »Ihr könnt zwischen den größten Räumen wählen, sobald ihr bereit seid.«
    Garris trat glücklich vor und umarmte seine Tochter. Meena konnte kaum glauben, was sie gehört hatte. »Danke! Danke!«
    Die Dankbarkeit der Eltern machte Nira verlegen und die grüne Haut in ihrem Gesicht wurde dunkler. »Es freut mich, dass ich meiner Familie einen letzten Dienst erweisen konnte, bevor mein großes Abenteuer beginnt.«

46 JESS TAMBLYN
    Auf Plumas, angestammtes Zuhause des Tamblyn-Clans, versammelten sich die Roamer zu einer Gedenkfeier.
    Bram Tamblyn wirkte hohlwangig und blass. Der alte Mann bewegte sich wie eine Maschine, als er seinen formellen Pflichten gerecht wurde und die Repräsentanten wichtiger Familien begrüßte. Die Leere in Brams Miene wich plötzlichem Kummer, wenn ihm Gäste ihr Beileid aussprachen.
    Jess, jetzt der einzige Sohn, stand neben seinem Vater. Er fühlte sich wie gelähmt, versuchte aber, für sie beide stark genug zu sein. Er trug einen warmen Parka und eine von Vlies gesäumte Kapuze umgab seinen Kopf. Der Atem wehte ihm als weiße Fahne von den Lippen, aber er spürte die Kälte gar nicht. Seine Aufgabe bestand darin, hier an diesem Ort zu sein und seines Bruders zu gedenken. Vier seiner Onkel, Brams Brüder, waren als Repräsentanten des Tamblyn-Clans gekommen, und Jess wusste, dass sie von jetzt an eine größere Rolle beim Betrieb der Wasserminen spielen würden.
    Als Jess mit anderen Clan-Oberhäuptern sprach und ihre Kondolenzen entgegennahm, sah er mehr als nur Anteilnahme in ihren Augen. Er bemerkte auch eine tief in ihnen verwurzelte Furcht. Niemand wusste, was die Katastrophe von Golgen ausgelöst hatte, wodurch es zu dem Angriff auf die Blaue Himmelsmine gekommen war. Alle fragten sich, ob so etwas noch einmal geschehen konnte, in den Atmosphären anderer Gasriesen.
    Sprecherin Jhy Okiah kam nicht nach Plumas, um an der Gedenkfeier teilzunehmen. Sie war zu alt, ihr Körper schwach, die Knochen waren spröde und brüchig geworden nach einem langen Leben in geringer Schwerkraft. Ihren Platz nahm die zukünftige Sprecherin Cesca Peroni ein. Jess begrüßte sie, als sie aus dem langen Schacht kam, der durch den dicken Eispanzer führte. Ihm schien endgültig das Herz zu brechen, als er sie sah und begriff, welcher tragischer Grund sie hierher führte.
    In Rendezvous waren sie aus Verblüffung und Entsetzen sprachlos gewesen, als Del Kellum die schreckliche Nachricht brachte. Jetzt trug Cesca den Trauerumhang einer Roamer-Witwe. Zwar war sie mit Ross nur verlobt gewesen, aber die Wahl ihrer Kleidung erschien trotzdem angemessen: dunkelblau und violett, mit waldgrünen Stickereien verziert. Die normalerweise kräftigen Farben waren gedämpft. Das lange, warme Gewand und die mit Pelz ausgestatteten Stiefel zeigten das geometrische Muster der Roamer-Kette, ein Symbol, das auf die Individualität der einzelnen Roamer-Clans hinwies, aber auch auf

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