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Das Imperium

Das Imperium

Titel: Das Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
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eingeteilt bist.«
    Nira drückte die Datentafel an sich. »Jeder von uns dient dem Wald auf der Grundlage seiner Fähigkeiten und Neigungen.« Sie berührte die dunklen Linien an ihrem Mund. »Ich bin eine gute Leserin und es gefällt mir hier oben.«
    »Dir gefallen Geschichten? Abenteuer, Legenden und Mythen?« Nira horchte vergeblich nach Kritik in Otemas Stimme. Sie nickte nur.
    »Interessant«, sagte die alte grüne Priesterin. »Ich habe Erkundigungen über deine Familie eingeholt und frage mich, woher dein Interesse an Legenden stammt. Hat dir deine Mutter Geschichten vorgelesen, als du klein warst?«
    »Nein. Das ist einer der Gründe, warum ich so froh war über die Verbindung zum Weltwald. Dadurch eröffnete sich mir ein ganz neues Universum, das ich zu Hause nicht entdeckt hätte.«
    Nira Khali war das älteste von acht Kindern und stammte aus einer relativ armen Familie, die in einem sehr alten Haufenwurmkokon wohnte. Einige Räume, die für ihre Eltern einst recht bequem gewesen waren, boten für die wachsende Familie immer weniger Platz. Als Nira in die Priesterschaft aufgenommen wurde und Akolyth wurde, verabschiedete sich ihre Familie voller Trauer von ihr, wusste die zusätzliche Bewegungsfreiheit aber durchaus zu schätzen.
    Nira hatte immer gern nachgedacht und gelesen, während ihre Eltern und Geschwister Freude an der Arbeit in den Gärten und Obstplantagen fanden. Ihre Freizeit verbrachten Niras Eltern mit Spielen, bei Vergnügungsveranstaltungen oder Gesprächen mit Freunden. Nira hingegen las lieber.
    »Ich suche jemanden, der Geschichten mag«, sagte Otema. »Eine solche Person wäre mir von großem Nutzen bei meiner nächsten Mission.«
    Niras Herz klopfte schneller und sie fragte sich, was die alte Botschafterin beabsichtigte. Sie erinnerte sich daran, wie sie daheim gelesen hatte, an eine gewölbte Wand im Wurmkokon gelehnt, um ein wenig allein zu sein. Nira liebte ihre Familie, fühlte sich von ihr aber völlig unverstanden. Vielleicht war sie eine Art Kuckuck, im falschen Nest geschlüpft. Tausend Fragen lagen ihr auf der Zunge, aber sie wartete höflich, während Neugier in ihren Augen glänzte.
    »Reynald ist von seiner Rundreise heimgekehrt«, fuhr Otema fort. »Er hat viele Welten gesehen, mit vielen Oberhäuptern gesprochen und ungewöhnliche Kulturen kennen gelernt.«
    »Ich habe allen seinen Berichten mit großem Interesse zugehört«, sagte Nira. Wollte Otema, dass sie mit Reynald sprach, als eine Art Historikern fungierte und Erzählungen seiner Erlebnisse zusammenstellte, um sie der Datenbank des Weltwalds hinzuzufügen?
    »Der ildiranische Erstdesignierte Jora’h erwies Reynald einen außerordentlichen Gefallen. Hast du von der Saga der Sieben Sonnen gehört?«
    »Natürlich«, antwortete Nira. »Angeblich ist es das längste jemals aufgezeichnete Epos. Man braucht viele Jahre, um es zu lesen.«
    »Viele Jahre würden nicht einmal genügen, auch nur einen kleinen Teil davon zu lesen«, sagte Otema. »Nun, der Erstdesignierte Jora’h erlaubt zwei grünen Priestern, sich mit der Saga zu beschäftigen. Wir dürfen sie lesen, dokumentieren und die Geschichten den Schösslingen erzählen, die wir mitnehmen. Die Saga ist so lang, dass das Leben einer einzelnen Person nicht ausreicht, um alle ihre Einzelheiten zu untersuchen.«
    Nina schnappte nach Luft und presste sich dann die Hand auf den Mund. Ihr Gaumen wurde trocken.
    »Da meine Pflichten auf der Erde zu Ende sind, suchen Vater Idriss und Mutter Alexa nach einer neuen Aufgabe für mich. Ich bin dem Weltwald zu lange fern gewesen und habe nicht vor, einfach nur herumzusitzen und Schösslinge zu begießen.«
    »Fliegen Sie nach Ildira?«, entfuhr es Nira.
    »Nicht allein, Kind. Es ist eine gewaltige Aufgabe und Reynald bekam die Erlaubnis, zwei grüne Priester zu schicken.« Otema lächelte. »Nira, ich möchte dich bitten, mich zu begleiten, als meine persönliche Assistentin und als mein Lehrling. Wir werden gemeinsam nach Ildira reisen und das Licht der sieben Sonnen sehen.«
    Niras Familie konnte das Glück ihrer Tochter kaum fassen, obwohl sie das ganze Ausmaß dieser neuen Entwicklung nicht sofort verstand. Ihre Eltern, Garris und Meena Khali, hatten sich kaum Gedanken über andere Welten gemacht. Schon der dichte Wald von Theroc reichte über die Grenzen ihrer Vorstellungskraft hinaus.
    Nira empfand so etwas wie Ehrfurcht, als sie daran dachte, dass sie bald den Spiralarm durchqueren und die Zentralwelt eines gewaltigen

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