Das Imperium
zurückzuzahlen. Im Innern des schwimmenden Behälters ruhte ein Bildnis von Ross Tamblyn, gehüllt in einige alte Kleidungsstücke, die zurückgeblieben waren, als sich die Wege von Vater und Sohn getrennt hatten.
Jess hatte angeboten, die Grabrede zu halten, doch davon wollte Bram nichts wissen. Der Alte pries die Weisheit des Leitsterns und sprach dann mit einer dünnen Stimme, die weit übers Wasser hallte. »Dies ist von meinem Sohn Ross übrig. Man fand keine Trümmer der Blauen Himmelsmine, die von unbekannten Feinden vernichtet wurde.«
Sehnen zeichneten sich an Brams Hals ab. »Aber wir haben unsere Erinnerungen an Ross, an die Zeit, die wir mit ihm verbrachten…« Seine Stimme brach. »Und wir tragen Schuld, für die Dinge, die wir unterlassen haben und nun für immer ungeschehen bleiben.
Es gibt nichts anderes von meinem Sohn und deshalb müssen wir uns mit diesen wenigen Dingen begnügen.« Bram hob den Blick zu dem eisigen Himmel. »Wir sind hier, um seiner zu gedenken.«
Die anderen Roamer wiederholten: »Wir sind hier, um seiner zu gedenken.«
Jess und Tasia traten vor, und beide brachen die Spitze von luftaktivierten Zündern. Wie Kerzen hoben sie die Brennelemente. Bram Tamblyn griff in eine seiner vielen Taschen, holte einen weiteren Zünder hervor und fügte den ersten beiden Flammen eine dritte hinzu.
»Ross war mein ältester Sohn. Sein Feuer brannte hell und heiß…« Brams Stimme zitterte. »Ja, Ross war sehr heißblütig. Doch sein Licht und sein Leben wurden viel zu früh ausgelöscht.« Jess, Tasia und ihr Vater warfen die drei Zünder gleichzeitig zum Floß, das mit holzartigem Eistang ausgelegt war, welchen man zuvor mit Treibstoffgel getränkt hatte.
Der Eistang ging sofort in Flammen auf und schwarzer Rauch umgab Ross’ Bildnis. Bram löste das Seil von einem Vertäuungspflock im Eisschelf und schob das Floß mit einer langen Stange weiter aufs Wasser. Die Flammen leckten höher, als das Floß von der Strömung erfasst wurde und langsam forttrieb.
Jess teilte seine Aufmerksamkeit zwischen dem Feuer und seinem Vater, wünschte sich, helfen zu können. Trotz ihres Streits war Bram auf seinen ältesten Sohn stolz und von seinen Leistungen beeindruckt gewesen.
Das Feuer leuchtete heller, als das Floß über den dunklen Ozean glitt. Der niedrige Eishimmel reflektierte das Licht der orangeroten Flammen.
Große primitive Nematoden kamen aus den finsteren Tiefen des Meeres und ihre augenlosen Köpfe durchstießen die Wasseroberfläche. Die Geschöpfe waren dick und scharlachrot, hatten runde Mäuler und kleine, diamantenartige Zähne, mit denen sie vermutlich Löcher ins Eis nagten.
Überrascht beobachteten die Roamer die seltenen Wesen. Cesca trat etwas näher an Jess heran. Er spürte ihre Präsenz, doch sein Blick blieb auf die Nematoden gerichtet, die das brennende Floß umgaben.
Als die halb verbrannten Planken auseinander brachen, gaben die Geschöpfe seltsam pfeifende und heulende Geräusche von sich, ein gespenstisches und gleichzeitig erhabenes Lied, das am gefrorenen Himmel widerhallte.
Der in den Stimmen der Nematoden zum Ausdruck kommende Kummer war mehr, als Jess ertragen konnte. Er spürte Cescas liebevollen Griff am Arm, drehte den Kopf und beobachtete erstaunt, wie Tränen über Brams zerfurchte Wangen rannen.
47 GENERAL KURT LANYAN
In den Resten der Oncier-Systems gab es weder Überlebende noch Leichen und nur wenige Trümmer. Es fehlte ein Hinweis darauf, was mit Dr. Serizawas Forschungsgruppe passiert war. Wo sich zuvor vier Monde befunden hatten, bildeten jetzt kleine Felsbrocken dünne Ringe über den brennenden Gasriesen.
General Lanyan war nicht mit einem Erkundungsschiff hierher gekommen, um zu trauern. Er wusste nicht, wer oder was der Feind sein mochte. Nur eines stand fest: Irgendetwas hatte genug destruktive Energie entfaltet, um ganz Monde zu zerstören. Der Vorsitzende Wenzeslas hatte Lanyan beauftragt, Informationen zu sammeln und herauszufinden, wie die Terranische Verteidigungsflotte die Kolonien der Hanse vor dem unbekannten Feind schützen konnte.
Das Erkundungsschiff umkreiste die neue Sonne und untersuchte dabei die Reste der vier Monde. Seine Besatzung bestand aus den besten Technikern und Kommunikationsspezialisten. Umfangreiche Analysen waren notwendig, um zwischen den Trümmern der Monde und eventuellen Überbleibseln der Beobachtungsplattform zu unterscheiden.
»Jene Wissenschaftler waren allein hier«, brummte Lanyan. »Sie konnten
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