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Das Imperium

Das Imperium

Titel: Das Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
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Himmelsballett fort und flogen in präziser Formation. Alles war so inszeniert, dass es nach einer Art Paarungstanz aussah. Jedes Schiff ließ eine Rauchfahne hinter sich und auf diese Weise entstand ein Netz am Firmament. Beim Finale stießen die großen Schiffe bunten Rauch aus und formten prächtige Streifenmuster.
    Jora’h applaudierte zusammen mit den anderen Zuschauern, die begeistert jubelten, als die Angriffsjäger zu ihren Eskorten zurückkehrten, die ihrerseits zu den Mutterschiffen flogen. Kurze Zeit später löste sich eine kleine Transportkapsel vom Flaggschiff, wirkte im Vergleich dazu winzig und zerbrechlich. Sie landete vor der zentralen Tribüne und Jora’hs Sohn, Septar Zan’nh, stieg aus, gekleidet in die Uniform der Solaren Marine. Voller Stolz näherte er sich, trat vor den Adar und seinen Vater.
    Liebe erfüllte Jora’hs Herz. »Du hast Großartiges geleistet, mein Sohn«, sagte er, obwohl das nicht zur Zeremonie gehörte. Kori’nh wich zurück und wartete. Nach kurzem Zögern richtete der Erstdesignierte einen verlegenen Blick auf den Adar. »Mehr wollte ich nicht sagen.«
    Kori’nh trat vor und hielt ein funkelndes neues Rangabzeichen in der Hand. »Septar Zan’nh, bis heute führten Sie den Befehl über sieben Schiffe. Sie haben sich als aufgeweckter, brillanter Taktiker erwiesen. Mit großer Freude befördere ich Sie hiermit zum Qul. Von heute an haben Sie das Kommando über einen ganzen Manipel. Sie werden neunundvierzig Schiffe befehligen, sieben vollständige Septas. Nehmen Sie diese neue Verantwortung an?«
    »Mit Vergnügen, Adar Kori’nh.« Der junge Mann konnte ein Lächeln nicht unterdrücken und sah zu Jora’h. »Mit Vergnügen, Vater.«
    Jora’h nahm das Rangabzeichen vom Adar entgegen und befestigte es selbst am Kragen seines Sohns. »Ich habe immer gewusst, dass du dem Ildiranischen Reich gute Dienste erweisen würdest. Du machst mich sehr glücklich.«
    Jora’hs dünne goldene Zöpfe knisterten leise und bewegten sich, als wären sie statisch aufgeladen. Als Mischling konnte Zan’nh nicht zum nächsten Erstdesignierten werden, aber Jora’h wusste, dass der junge Mann eine strahlende Zukunft vor sich hatte. Lächelnd trat er zurück, um nicht der Versuchung zu erliegen, Zan’nh zu umarmen. Er war sehr, sehr stolz auf seinen erstgeborenen Sohn.

54 JESS TAMBLYN
    Nach der Gedenkfeier kniete Jess neben seinem Vater, der so blass und schwach wirkte, als wäre von dem dicken Seil seiner früheren Vitalität nur noch ein dünner, zerfasernder Strang übrig. Er drückte die Hand des Alten und versuchte, ihm ein wenig Kraft zu vermitteln.
    »Es ist der Kummer«, flüsterte Cesca Jess zu. »Er wird es sich nie eingestehen und gleichzeitig kann er sich die eigene Sturheit nicht verzeihen. Er hat seinen Sohn vertrieben und sein Stolz verhinderte, dass er ihn jemals wiedersah. Jetzt bestraft er sich noch mehr.«
    In jener Nacht erlitt Bram Tamblyn einen schweren Schlaganfall. Bei einer medizinischen Untersuchung ergaben sich erhebliche Hirnschäden und Blutgerinnsel, die weitere Schlaganfälle auslösen konnten. Heizdecken umhüllten den alten Mann, aber er zitterte trotzdem und konnte kaum die Augen offen halten. Und wenn er die Lider hob, schien er überhaupt nichts zu sehen.
    »Oh, Jess«, sagte Cesca, als sie Tee brachte. Jess hielt eine Tasse mit der warmen Flüssigkeit unter die Nase seines Vaters und glaubte, den Hauch eines Lächelns auf den Lippen des Alten zu sehen. »Er wird sich erholen«, fügte Cesca hinzu und strich Jess über den Arm. »Der Leitstern wird ihm den Weg zeigen.«
    Jess schüttelte den Kopf. »Belügen wir uns nicht, Cesca. Du hast das Ergebnis der Untersuchungen gesehen. Es ist nur noch eine Frage von Stunden. Er hat nicht mehr genug Kraft, um zu kämpfen.« Niedergeschlagen ließ sich Jess auf seinen Stuhl sinken. »Wo ist Tasia? Sie sollte hier sein.« Nach dem Schlaganfall hatte er zwei Wasserarbeiter beauftragt, seine Schwester zu suchen – seit dem letzten Streit mit ihrem Vater war sie spurlos verschwunden. Jess wusste, dass Tasia Verstecke draußen auf dem Eis hatte, Unterschlupfe, in die sie sich zurückziehen konnte, wenn sie Bram und seine Forderungen nicht mehr ertrug. »Wir sollten sie bald finden.«
    Seine Onkel waren gekommen und wechselten sich darin ab, an Bram Tamblyns Lager zu wachen. Jess war mit einigen von ihnen befreundet; andere erschienen ihm fast als Fremde. Von jetzt an mussten sie alle enger zusammenarbeiten und die

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