Das Imperium
des Hangars sinken. Tasia hatte ihre Zweifel, ob die Ausbilder es wirklich riskieren würden, dass einer dieser Grünschnäbel aus irgendeiner stinkreichen irdischen Familie im Vakuum zu Schaden kam. Aber Soldaten, auf die man immer wieder Rücksicht nahm, wurden selbstgefällig und waren völlig unvorbereitet, wenn es zu einem echten Notfall kam. Tasia beschloss, alle im Auge zu behalten, ob es ihnen gefiel oder nicht. Sie musste an ihren Prioritäten festhalten und daran denken, dass die fremden Wesen aus den Tiefen der Gasriesen ihre Feinde waren, nicht einige eingebildete Rekruten, denen es schon schwer genug fiel, die Handschuhe eines Raumanzugs anzuziehen.
Neben sich bemerkte sie einen der netteren jungen Männer, Robb Brindle, hinter dessen Helmscheibe sich Erleichterung im dunkelbraunen Gesicht zeigte. Er hatte honigbraune Augen und eine sanfte Tenorstimme, die wie fürs Singen geschaffen klang. Doch während der Freizeit im Kadettenquartier, wenn Tasia EAs Aufzeichnungen von Roamer-Balladen ertönen ließ, war Robb immer zu schüchtern, um allein zu singen.
Im Gegensatz zu anderen Rekruten, die Tasia schikaniert hatten, war Robb sofort bereit gewesen, sie als Waffenschwester zu akzeptieren. Er war immer freundlich, leistete ihr im Speiseraum Gesellschaft und störte sich nicht an den verärgerten Blicken der anderen.
Als der Countdown nun dem Ende entgegenging, sah Tasia, dass die Energiezellen seines Schutzanzugs mit vertauschter Polarität angeschlossen waren. Sie griff nach der Kontrolleinheit und zog an den Kabeln. Robb wandte sich ihr erschrocken zu, aktivierte seinen Kommunikator und übermittelte eine Frage.
»Komm schon, vertrau mir.« Tasia stieß seine Hände beiseite, arbeitete wie ein Chirurg und verband die Systeme richtig. »Ich weiß, was ich tue.«
Sie wich genau in dem Augenblick zurück, als Bewegung in die Kuppel geriet. Aus dem magentaroten Glühen der Indikatoren wurde ein rotes Warnlicht und eine Öffnung bildete sich in der gepanzerten Decke, wirkte wie ein Maul. Die Luft entwich. Ein Teil von ihr kondensierte zu winzigen Eiskristallen, die einen vagen Dunst formten, der vom Vakuum ebenfalls nach draußen gesaugt wurde.
Muss schön sein, so viel Luft übrig zu haben, dachte Tasia.
Sie sah Robb an und erklärte ihm ihr Eingreifen. »Deine Energiezellen waren falsch angeschlossen. So hätte sich der Anzug nicht unter Druck setzen lassen.«
Robb Brindle erschrak zunächst, war dann aber sehr froh. »He, danke…«
»Schon gut«, sagte Tasia. »Und werd jetzt bloß nicht sentimental. Wenn du durch explosive Dekompression geplatzt wärst, hätte ich vermutlich den Auftrag bekommen, den ganzen Schleim aus deinem Raumanzug zu kratzen.«
Der offene Crewkanal übertrug das Jammern eines Rekruten, der sich auf der anderen Seite des Hangars befand. Seine Worte blieben unverständlich. Luft entwich aus einer undichten Stelle am Handgelenk und der junge Soldat fuchtelte mit der Hand, als könnte er auf diese Weise etwas bewirken. Der Idiot hatte den Handschuh nicht richtig mit dem Ärmel des Raumanzugs verbunden. Drei Rekruten umringten ihn und versuchten zu helfen. Sie forderten ihn auf, sich zu beruhigen – was aber überhaupt nichts nützte, denn eine solche Beeinträchtigung der Anzugintegrität bedeutete, dass er innerhalb weniger Sekunden seine ganze Luft und Körperwärme verlieren würde.
Tasia erinnerte sich an ihn: Patrick Fitzpatrick III. der arrogante Sohn einer reichen Familie auf der Erde. Er war ihr gegenüber sehr unhöflich gewesen, aber sie konnte ihn nicht sterben lassen, nicht einmal an seiner eigenen Dummheit. »Tasia eilt zur Rettung«, sagte sie zu sich selbst.
Sie stieß sich in der geringen Schwerkraft vom Boden ab, erreichte ihren Einsatzort wenige Sekunden später und stieß die anderen mit der Schulter beiseite. Entschlossen griff sie nach dem Arm des jungen Mannes und rückte den Handschuh zurecht. Fitzpatrick schlug nach ihr, und wenn sein Helm nicht im Weg gewesen wäre, hätte ihm Tasia einen ordentlichen Hieb ans Kinn verpasst, um ihn zu betäuben. Die Dekompression hatte seine Hand bereits anschwellen lassen und vermutlich war es aufgrund der Kälte zu Gewebeschäden gekommen. Nun, für eine Weile würde er seiner Mami keine Postkarten mehr schreiben können.
Tasia drückte den Handschuh an die richtige Stelle des Ärmels und schloss das Siegel. Daraufhin entwich keine Luft mehr und im Innern des Schutzanzugs stieg der Druck. »Eins, zwei, drei – in
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