Das Imperium
hin.«
Robb lachte und anschließend erzählte Tasia die Geschichte von Ross und der Blauen Himmelsmine. Sie berichtete auch von ihrem Vater und der heimlichen Flucht von Plumas. Anteilnahme zeigte sich in Robbs Gesicht, und auch Aufregung, als er von den geheimnisvollen Fremden hörte, die die Himmelsmine angegriffen hatten. Ihn faszinierten auch die vagen Beschreibungen des Roamer-Lebens, von dem die meisten Leute nichts wussten. Der junge Mann trank den Rest seines bitteren Kaffees, sah Tasias leere Tasse und nahm sie mit zum Automaten. Mit zwei gefüllten Tassen kehrte er zurück und setzte eine vor Tasia ab, obwohl sie überhaupt nicht darum gebeten hatte.
»Für euch Roamer muss es schwer sein, ohne ein Zuhause zu leben, obwohl die ganze Galaxis darauf wartet, besiedelt zu werden«, sagte Robb. »Es gibt so viele Hanse-Welten, auf denen man sich niederlassen könnte. Es wundert mich, dass ihr immer noch wie Zigeuner an Bord eurer Raumschiffe lebt.«
»So ist das gar nicht«, erwiderte Tasia. »Wir verlassen uns lieber auf unsere eigenen Ressourcen und Fähigkeiten, um nicht so sehr zu verweichlichen wie die Idioten vorhin bei der Dekompressionsübung. An einem ganz normalen Arbeitstag in einer Roamer-Kolonie würden sie nicht einmal zehn Minuten durchhalten.«
»Ich wahrscheinlich auch nicht«, meinte Robb.
Tasia lachte. »Es sei denn, ich wäre zugegen, um dir zu helfen, so wie heute. Aber glaub nicht, dass die Roamer kein Zuhause haben, nur weil uns Siedlungen auf schönen Planeten fehlen. Unser ›Zuhause‹ befindet sich bei unseren Clans, wo auch immer sie sind. Es ist kein Ort, sondern… ein Konzept.«
»Wie die Familie«, sagte Robb.
Tasia nickte, doch die Worte des jungen Mannes weckten Erinnerungen an Jess, ihren Vater und schließlich auch an Ross und daran, wie hart er gearbeitet hatte, um bei Golgen Erfolg zu haben. Jäher Zorn brannte in ihr, Zorn auf die erbarmungslosen Fremden, die Ross umgebracht hatten.
Sie ließ den Kaffee stehen und trug ihr Tablett zum Recycler. Robb sah ihr nach und fragte sich wahrscheinlich, was er falsch gemacht hatte. Aber Tasia wollte nur allein sein.
65 JORAX
Als die ersten Klikiss-Roboter auf bewohnten Welten im Spiralarm erschienen – für gewöhnlich kamen sie mit ildiranischen Transportern –, hielt man sie für Kuriositäten. Wer sie sah, staunte voller Ehrfurcht. Sie wirkten wie Wächter, voller Geheimnisse. Still beobachteten sie ihre Umgebung und sprachen nur selten.
Manchmal, ohne ersichtlichen Grund, boten die Maschinen an, schwere Arbeiten in gefährlicher Umgebung zu erledigen, an Habitaten im All oder auf Monden ohne Atmosphäre. In den meisten Fällen griffen Kolonisten auf solche Angebote zurück, denn es kostete sie nichts.
Die wenigen schwarzen Roboter, die auf der Erde erschienen, sorgten für beträchtliches Aufsehen, obgleich sie nie um etwas baten. Sie wirkten vollkommen unerschütterlich und reagierten nicht, weder auf Beschimpfungen noch auf Ehrfurcht. Sie blieben passiv und verrieten nie, was sie wirklich wollten. Klikiss-Roboter stellten keine Fragen oder Forderungen; meistens standen sie einfach nur da.
Der Roboter mit der Bezeichnung Jorax befand sich seit fünf Jahren auf der Erde. In der Hauptstadt wanderte er durchs öffentliche Gelände in der Umgebung des Flüsterpalastes. Er ging nie an Bord eines Luftschiffs und sprach kein einziges summendes Wort, doch eines Tages betrat er zusammen mit einigen neugierigen Touristen von Dremen eine Gondel. Zwar machte Jorax keine Anstalten zu bezahlen, aber der Gondoliere nahm ihn trotzdem mit über den Königlichen Kanal. Am Ende der Fahrt stieg Jorax ohne ein Dankeschön oder eine einzige Frage aus, doch jenes Ereignis gab dem Gondoliere und der Bootsgesellschaft für Monate Gesprächsstoff.
Während Jorax auf dem weiten Gelände des Flüsterpalastes umherwanderte – Angehörige der königlichen Garde sprachen in diesem Zusammenhang von »herumschleichen« –, blieben seine inneren Aktivitäten verborgen. Vielleicht spionierte er und sammelte Daten über die Gebäude der Regierung. Aber da der Klikiss-Roboter nie versuchte, in abgesperrte Bereiche vorzudringen oder Dinge zu untersuchen, die mit der Sicherheit des Flüsterpalastes in Zusammenhang standen, konnte ihm die Hanse nicht das Recht verweigern, sich dort aufzuhalten, wo auch die vielen Touristen wanderten, gafften und fotografierten.
Einige wagemutige Besucher ließen Familienmitglieder dicht neben Jorax posieren und
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