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Das Imperium

Das Imperium

Titel: Das Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
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Dekompressionsübung hatte Tasia gehofft, dass er nach Hause geschickt und irgendeinen Schreibtischjob bekommen würde. Aber das war nicht der Fall. Dem kritischen Gebaren gewisser anderer Rekruten begegnete sie mit ausgezeichneten Leistungen in allen Bereichen. Sollten die Kleebs ruhig abfällige Bemerkungen machen – Tasia wusste, dass sie besser schießen und besser fliegen konnte.
    Doch immer dann, wenn ein Gerät versagte oder eine Nachricht verstümmelt übermittelt wurde, richteten sich argwöhnische Blicke auf sie, so als wäre sie eine verkappte Saboteurin. Es blieb Tasia ein Rätsel, wieso man den Roamern misstraute, denn sie hatten durch den neuen Feind mehr verloren als sonst jemand. Aber die Tiwis gingen nicht rational an diese Sache heran.
    Was kann man von Kleebs schon erwarten?
    Inzwischen wussten ihr Vater und Jess sicher, wohin sie verschwunden war. Manchmal gestattete sich Tasia ein schiefes Lächeln, wenn sie sich vorstellte, wie Bram Tamblyn darüber gewütet und gewettert hatte, dass seine Tochter tatsächlich eine TVF-Rekrutin geworden war. Vor dem inneren Auge sah sie ihn vor sich, wie er zur Eisdecke emporsah und sich fragte, was er als Vater falsch gemacht hatte. Jess hätte ihm einen langen Vortrag über seine elterlichen Versäumnisse halten können, aber natürlich verzichtete er darauf. Und Bram würde Jess noch härter arbeiten lassen als zuvor, ihm noch mehr Verantwortung aufbürden, ihn noch mehr unter Druck setzen – wodurch er unabsichtlich das letzte ihm noch verbliebene Kind verlor.
    Tasia schob entschlossen das Kinn vor. Eines Tages, nachdem sie einen wichtigen Beitrag zum Sieg über die unheilvollen Fremden geleistet hatte, würde ihr Vater stolz auf sie sein. Doch ich werde nicht schweigen wie Jess.
    Sie hatte Dienst im Kommunikationszentrum, einer Kuppel am Rand der Schluchten von Labyrinthus Noctis auf dem Mars. In der Basis herrschte eine »Nacht«, die nichts mit dem marsianischen Tag-Nacht-Zyklus zu tun hatte. Die Tiwis hielten sich immer an die irdische Zeit, ganz gleich, auf welchem Planeten oder an Bord welcher Raumschiffe sie stationiert waren.
    Ein Versorgungsschiff der Roamer hatte der TVF-Basis auf dem Mond Tanks mit Ekti gebracht. Als es aus dem lunaren Orbit schwenkte, sendete der Frachter ein verschlüsseltes Signal auf einer sehr niedrigen Frequenz, weit unter Bandbreiten, die man normalerweise für die Kommunikation verwendete. Die TVF-Mondbasis verlangte eine Erklärung und der Roamer-Captain wies auf eine Fehlfunktion beim Impulstransmitter hin – deshalb hatte er ein Testsignal gesendet, auf einer niedrigen Frequenz, um die normale TVF-Kommunikation nicht zu stören. Tasia verbarg ihr Lächeln und glaubte der Erklärung nicht eine Sekunde lang. Selbst die Tiwis schienen nicht überzeugt zu sein.
    Anschließend entfernte sich der Roamer-Frachter vom Mond. Aber er stieg nicht etwa aus der Ebene der Ekliptik auf, um das Sol-System zu verlassen, sondern flog in einer weiten Parabel, die den Orbit des Mars kreuzte.
    Im Kommunikationszentrum bemerkte Tasia das Schiff und zögerte. Der Frachter war ungewöhnlich schnell, als er sich den militärischen Anlagen auf dem Mars näherte – mit ziemlicher Sicherheit hatte das Schiff eine manipulierte Seriennummer und sendete ein gefälschtes ID-Signal. Tasia wusste nicht, welchem Clan der Captain angehörte, doch es widerstrebte ihr, ihn in Schwierigkeiten zu bringen. Andererseits: Wenn sie nicht schnell genug Alarm gab, geriet sie in Verdacht. Entschlossen betätigte sie die Alarmtaste.
    »Roamer-Captain, identifizieren Sie sich. Sie haben keine Anflugerlaubnis.« Tasia wartete, aber eine Antwort blieb aus. »Es ist Ihnen nicht gestattet, hier zu landen«, sagte sie mit mehr Nachdruck. »Alle Versorgungsgüter müssen zur Mondbasis gebracht werden. Für Unbefugte ist der Mars tabu.« Insbesondere für Roamer.
    Schließlich meldete sich der Captain. »Ich habe nicht vor zu landen«, sagte er und Tasia glaubte, die Stimme zu erkennen. Jess? Das war unmöglich.
    »Ich sende jetzt meinen Autorisierungscode.« Es folgte ein verzerrt klingendes Signal, das kaum zwei Sekunden dauerte. Dann aktivierte der nicht identifizierte Roamer-Captain das in seiner Leistungsfähigkeit verstärkte Triebwerk und entfernte sich so schnell vom Mars, dass die Remora-Abfangjäger keine Chance hatten, ihn einzuholen. Die hohe Beschleunigung des Roamer-Frachters verblüffte die TVF-Angehörigen; sie glaubten bei den »Weltraumzigeunern« gebe

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