Das Imperium
und von irgendeinem Beamten unterschrieben, der kaum darauf achtete, welche Papiere man ihm vorlegte, hatte Rlinda ihre Träume und auch einen großen Teil ihres Auskommens genommen. Die eher symbolhafte Erstattung durch die TVF reichte nicht einmal aus, um Rationen für ein Jahr zu bezahlen.
Eine Stimme erklang hinter Rlinda. Sie gehörte nicht etwa irgendeinem Bürokraten oder Techniker, sondern Branson Roberts, dessen Blinder Glaube zu den drei konfiszierten Schiffen zählte. »Sie hätten uns wenigstens einen ordentlichen Drink anbieten können.« Er trat vor und Rlinda drehte sich halb in ihrem Sessel. Ihre Lippen deuteten ein schiefes Lächeln an. »Etwas Hochprozentiges, um den Schmerz des Verlustes zu betäuben.«
Rlinda schlang den Arm um seine Taille und zog ihn an sich. »Du bist ein guter Pilot, BeBob. Möchtest du ein Empfehlungsschreiben? Bestimmt gibt man dir einen Posten auf einem der Aufklärer. Von der TVF bekommst du eine gute Pension und du kannst so viele militärische Rationen essen, wie du willst.«
»So viel wie ich aushalte, meinst du wohl«, brummte er. »Mit deiner Küche ist der Kram nicht zu vergleichen.«
»Du bist süß«, sagte Rlinda.
BeBob beugte sich näher und Rlinda hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. Er hatte krauses grauschwarzes Haar, das zu lang geworden war und wie eine Gewitterwolke über seinem Kopf wirkte. Die Wangen sackten ein wenig nach unten, Zeichen des Alters, was ihm zusammen mit den großen braunen Augen eine bezaubernde Armesündermiene gab. Fünf gute Jahre als Ehepaar hatten sie verbracht, doch dann war ihnen klar geworden, dass sie es nicht ertrugen, dauernd zusammen zu sein.
»Freut mich zu hören, dass man dir die Unersättliche Neugier gelassen hat«, sagte BeBob.
»Ein ziemlich kleiner Trost, nach dem Verlust der anderen Schiffe.« Rlinda zuckte mit den Schultern. »Aber ich werde irgendwie damit fertig.«
Sie stand auf und gemeinsam beobachteten sie die Aktivitäten draußen. Schneider und Schweißer holten Komponenten aus automatischen Schmelzeinheiten. Militärtechniker kletterten über die Außenhüllen der requirierten Schiffe. Neuerlicher Kummer erfasste Rlinda, als sie an die vielen Jahre harter Arbeit und die hohen Investitionen dachte, die jene Schiffe für die betroffenen Händler bedeuteten.
»Vielleicht nehme ich an einer der bei Gasriesen geplanten Kartographierungsmissionen teil«, murmelte BeBob. »Wie ich hörte, sucht General Lanyan schnelle Piloten, die nach den fremden Wesen Ausschau halten. Möglicherweise bekomme ich die Blinder Glaube zurück.«
»Was auch immer du entscheidest – meinen Segen hast du«, sagte Rlinda.
In angenehmer Stille standen sie im halbdunklen Aufenthaltsraum nebeneinander und blickten ins All. Sonnenschein reflektierte dort von Schiffsrümpfen und dem Metall aufgeschnittener Asteroiden. Jenseits von Jupiter zeigten sich die Lichtpunkte ferner Sonnen.
Schließlich seufzte Rlinda. »Es wird Zeit, dass ich zu meinem letzten Schiff zurückkehre. Du hast Recht. Ich kann von Glück sagen, dass mir die Unersättliche Neugier geblieben ist – mit gut gefüllter Speisekammer.« Sie sah BeBob an und wölbte die Brauen. »Was hältst du von einer leckeren Mahlzeit? Ich habe noch einige interessante Spezialitäten von Theroc übrig, außerdem wollte ich ein neues Rezept ausprobieren.«
BeBob strahlte. »Ja, Rlinda, das würde mir gefallen. Ich schätze, es wird für lange Zeit das letzte gute Essen sein, das ich genießen kann.«
Rlinda trat etwas näher und blickte zu den Sternen. »Das gilt für uns beide«, sagte sie. »Ich sehe schwere Zeiten voraus.«
74 TASIA TAMBLYN
Zwar lieferten Frachter der Roamer der Terranischen Hanse Ekti und andere wichtige Dinge, aber bei der TVF hielt man nicht viel von den »Weltraumzigeunern«. Tasia vermutete, dass die Tiwis jemanden brauchten, an dem sie sich abreagieren konnten, bis der Kampf gegen die rätselhaften Fremden begann. Deshalb ließ sie die Geringschätzung über sich ergehen – sie sparte ihre Kraft für den echten Gegner.
Als sie sich für den Dienst in der Terranischen Verteidigungsflotte gemeldet hatte, war sie auf schlechte Behandlung vorbereitet gewesen. Sie ließ sich von kindischen Beleidigungen nicht beeindrucken und reagierte für gewöhnlich mit schlagfertigen Antworten, die Patrick Fitzpatrick überraschten – oft verstand er sie nicht, aber das durfte er sich natürlich nicht anmerken lassen. Nach seiner Verletzung bei der
Weitere Kostenlose Bücher