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Das Imperium

Das Imperium

Titel: Das Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
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rempelten sich gegenseitig an, sprachen und riefen. Zusätzliche Luftrecycler mussten aktiviert werden, damit die Luft trotz der vielen Personen frisch und atembar blieb. Die Lebensmittel- und Wasserressourcen von Rendezvous wurden stärker beansprucht als jemals zuvor, aber Sprecherin Okiah hielt diese Versammlung für sehr wichtig.
    Jess Tamblyn saß stumm auf seinem Platz und beobachtete das Geschehen tief in Gedanken versunken. Er war jetzt das offizielle Oberhaupt des Tamblyn-Clans, oder zumindest der Mann, der die Wasserminen am besten repräsentierte, obgleich seine vier Onkel hart arbeiteten, um die Anlagen mit maximaler Produktionskapazität in Betrieb zu halten. Er hatte sich vorgenommen, keine Schwäche zu zeigen und allen in ihn gesetzten Erwartungen gerecht zu werden.
    Der Anblick von Cesca Peroni, die neben der alten Sprecherin saß, gab ihm Kraft. Mit ihrer kühlen Förmlichkeit wirkte sie wie ein Kunstwerk, aber Jess wusste um das Feuer der Leidenschaft in ihr, eine Energie, die sie nun dazu einsetzte, die Roamer zu beschützen. Er wollte auf keinen Fall zulassen, dass seine persönlichen Gefühle die Zukunft der Clans gefährdete. In der gegenwärtigen Situation durften sich weder Cesca noch er durch irgendetwas ablenken lassen.
    »Wir lösen keine Probleme, indem wir uns gegenseitig anschreien«, erklang Okiahs feste Stimme in der Mitte des Raums.
    »Es bringt uns auch nicht weiter, hier zu sitzen und zu reden!«, rief Del Kellum. Seine Werften in den Ringen von Osquivel waren einem Gasriesen so nahe, dass er sich bedroht fühlte. »Es widerspricht dem Wesen der Roamer, sich einfach mit dem Schicksal abzufinden.« Andere Clan-Oberhäupter stampften zustimmend mit den Stiefeln auf den metallenen Boden.
    Jhy Okiah wartete einige Sekunden lang, um den Leuten Gelegenheit zu geben, Dampf abzulassen. »Das stimmt. Aber die falsche Entscheidung zu treffen, könnte noch schlimmer sein als Untätigkeit. Wir folgen dem Leitstern, doch zunächst müssen wir unseren Kurs bestimmen. Derzeit haben wir keine Informationen über den Feind und seine Gründe für die Angriffe. Wir sind wie ein Raumschiff, das ohne Pilot mit hoher Geschwindigkeit durch einen Asteroidengürtel fliegt.«
    Cesca beugte sich vor und in ihren dunklen Augen blitzte es, als sie sich direkt an Del Kellum wandte. »Wollen Sie Ihre Werften stilllegen? Schlagen Sie vor, alle unsere Himmelsminen aus den Gasriesen zurückzuziehen, nur um kein Risiko einzugehen? Wann sind wir Roamer jemals sicher gewesen?«
    Kellum ballte die Fäuste und setzte sich wieder. »Um ganz ehrlich zu sein… Ich weiß nicht, was wir tun sollen. Ich habe auch keine Vorschläge. Aber der Feind hat bereits vier Himmelsminen vernichtet – die letzte erst vor einigen Tagen, bei Welyr! Tausend Menschen starben, vielleicht noch mehr.« In Kellums Gesicht zeigte sich tiefer Kummer. Jess wusste, dass er jahrelang um Shareen Pasternak geworben hatte, die Chefin der vernichteten Ekti-Fabrik von Welyr.
    »Ja«, sagte die Sprecherin kühl, »und mein Enkel Berndt gehörte zu den Menschen, die bei Erphano starben. Ich habe ihn ebenso verloren wie Sie Shareen bei Welyr, Del Kellum. Sie brauchen mich nicht an unsere Verluste zu erinnern.«
    Jess beschränkte sich weiterhin auf die Rolle des Beobachters und Zuhörers. Er fühlte eine Mischung aus Entsetzen und Unbehagen, wie alle anderen auch. Alle Clan-Oberhäupter wollten unmittelbare, wirkungsvolle Maßnahmen ergreifen, aber niemand von ihnen wusste, wie es vorzugehen galt.
    »Sicherheit ist eine Sache, Tollkühnheit eine andere.« Diese Worte stammten von Crim Tylar, einem ehrgeizigen blonden Mann, dem eine alte ildiranische Himmelsmine in der Atmosphäre des Gasriesen Ptoro gehörte. »Vielleicht sollten wir die Ekti-Produktion vorübergehend unterbrechen und die Himmelsminen zurückziehen, bis… bis diese Angelegenheit geklärt ist.«
    »Wahnsinn!«, donnerte Cescas Vater Denn Peroni. Er besaß eine kleine Flotte aus Handelsschiffen und Frachtern. »Der Handel mit Ekti ist das Herzblut der Roamer-Zivilisation. Sollen wir stattdessen Kometenstaub verkaufen?«
    »Ekti ist von entscheidender Bedeutung sowohl für die Große Gans als auch für das Ildiranische Reich«, sagte Cesca. »Die gegenwärtige Krise betrifft nicht nur unsere Geschäfte.« Sie kniff nachdenklich die Augen zusammen und wandte sich an Okiah. »Besteht die Möglichkeit, dass die TVF massiv zu unseren Gunsten eingreift? Die Gans hat nicht viel für uns Roamer

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