Das Imperium
übrig, aber wenn wir mit einer Unterbrechung der Ekti-Produktion drohen, sollte sie bestrebt sein, ihren Nachschub an Treibstoff für den Sternenantrieb zu sichern.«
Jhy Okiah schürzte die faltigen Lippen. Die anderen Roamer schwiegen und warteten gespannt auf die Antwort der Sprecherin. »Dadurch könnten sich noch größere Probleme ergeben. Wir haben es immer vermieden, die Gans um Hilfe zu bitten.«
»Wann konnten wir jemals davon ausgehen, dass die Gans etwas für uns tun würde?«, rief jemand.
»Ich möchte nicht in der Schuld der Erde stehen«, brummte Crim Tylar. »Sie wird zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt Rückzahlung verlangen.«
»Dann besteht die einzige Alternative darin, uns selbst zu schützen«, sagte Jhy Okiah fest.
»Aber wie, verdammt?« Del Kellum stand halb auf und sank dann in der geringen Schwerkraft auf die Sitzbank zurück. »Wir haben kein Militär, deshalb brauchen wir die Tiwis für den Kampf gegen die Fremden.«
Bei der Erwähnung der Terranischen Verteidigungsflotte dachte Jess besorgt an seine Schwester Tasia. Es war seine Pflicht gewesen, ihr die Nachricht vom Tod des Vaters zu schicken, aber sie hatte jetzt ihre eigenen Verpflichtungen. Die Tiwis oder ihr Clan – an wen fühlte sich Tasia jetzt mehr gebunden? Sie hatte sich anwerben lassen und einen Eid abgelegt, den sie nicht einfach ignorieren konnte, um nach Plumas zurückzukehren. Dazu war ein Tamblyn nicht imstande – das wusste Jess sehr gut.
Er zweifelte kaum daran, dass seine Schwester allein zurechtkam. Wenn sie in eine Auseinandersetzung geraten sollte, so taten Jess vor allem die Leute Leid, die Tasia im Weg standen. Doch sie fehlte ihm sehr. Ihr fröhliches Wesen, ihre Schlagfertigkeit und sarkastischen Scherze – das alles wäre ihm auf Plumas sehr willkommen gewesen.
Jess musste sich um die Anliegen seines Clans kümmern, ohne Ross, seinen Vater oder Tasia. Er würde irgendwie damit fertig werden und versuchen, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Der einzige Ankerpunkt seines Lebens, der ihm Halt gab – seine Liebe zu Cesca Peroni – musste warten, auf unbestimmte Zeit.
Er beobachtete Cesca, ihre olivfarbene, glatte und perfekte Haut, das spitz zulaufende Kinn, voller Stolz und innerer Kraft gehoben. Die Roamer brauchten Cesca noch mehr als er. So sehr es auch schmerzte: Ihre Liebe würde die Zeit überdauern, die notwendig war, um diese Krise zu bewältigen, und anschließend konnten sie zusammen sein.
Schließlich gingen die Roamer auseinander – ihre Versammlung löste sich auf, wie eine vom Wind verwehte Rauchwolke. Einige Clan-Oberhäupter wiesen darauf hin, dass sie ihre Himmelsminen zurückziehen und die Ekti-Produktion einstellen wollten. Andere meinten, dass die fremden Wesen auch dann angreifen würden, wenn sich die Fabriken in der Umlaufbahn befanden. Welchen Sinn hatte es unter solchen Voraussetzungen, die Minen aus der Atmosphäre zurückzuziehen? Wieder andere Familien stellten in Aussicht, ihre Industrieanlagen und Werften für die Herstellung von Waffen umzurüsten, sobald entsprechende Produktionspläne vorlagen.
Nach der Versammlung ging Jess zu Cesca, um sich von ihr zu verabschieden, aber er brachte es nicht fertig, von den Dingen zu sprechen, die ihn so sehr belasteten. Sie sahen sich an, mit stummen Botschaften in den Augen, doch dann kamen andere Clanmitglieder, um mit Jhy Okiah zu reden. Jess zog sich stumm an Bord seines Raumschiffs zurück und flog fort vom blutroten Zwergstern namens Meyer.
Auf dem Weg nach Plumas, mitten im schwarzen Nichts des Alls, hatte Jess alle Zeit der Welt, um nachzudenken und Pläne zu schmieden. Er war davon überzeugt, mit seinem Wissen und genug Einfallsreichtum Gelegenheit zu finden, einen Schlag gegen die fremden Aggressoren zu führen – eine Möglichkeit, die bei der Versammlung niemand in Erwägung gezogen hatte. Er wollte den Feind dort treffen, wo es diesen besonders schmerzte.
Jess hatte nun Zugang zu allen Ressourcen und Einrichtungen der Tamblyn-Familie. Zwar fehlte ihm Tasia, aber beim Betrieb der Wasserminen konnte er auf die Hilfe zahlreicher tüchtiger Personen zurückgreifen. Plumas war seit Jahrzehnten autark, produzierte Wasser, Luft und konventionellen Treibstoff für die interplanetare Raumfahrt. Jess wollte das Potenzial seines Clans nicht für defensive Maßnahmen nutzen, sondern zu einem Vergeltungsschlag. Er hatte bereits eine Idee.
Die Angriffe der Fremden waren ohne Vorwarnung erfolgt. Jess beabsichtigte,
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