Das Imperium
in ihrer ganzen aufgezeichneten Geschichte. Zwar beneidete Kori’nh die Erde nicht um ihr Blutvergießen, aber ihn faszinierten die »Gedankenexperimente«, die er durchführen konnte, indem er sich mit Napoleon, Hitler und Hannibal befasste.
Während er darauf wartete, dass die Feiern auf Hyrillka endeten, nahm eine Idee Gestalt an. Adar Kori’nh beschloss, seine Subcommander zu einer wichtigen Besprechung zu versammeln, sobald die Kohorte der Solaren Marine den Horizont-Cluster verließ.
Der Adar wies seinen Navigator an, die Kohorte auf Relativgeschwindigkeit null zu bringen, mitten im interstellaren Raum, weit von allen Sternen und eventuellen Beobachtern entfernt.
Die Qul-Subcommander, Befehlshaber der sieben Manipel, und der Tal-Aufseher der ganzen Kohorte kamen der Anweisung des Adar verwundert nach und versammelten sich an Bord des Flaggschiffs. Kori’nh musterte sie in seinem privaten Konferenzzimmer, im Schein hell strahlender Glänzer.
Die meisten Manipel-Kommandanten saßen ruhig da und erwarteten Befehle. Doch Tal Aro’nh, verantwortlich für alle 343 Schiffe, reagierte beunruhigt auf die plötzliche Änderung der Pläne. »Aber Adar Kori’nh, wir müssen unsere Verpflichtungen wahrnehmen. In zwei Wochen erwartet man uns bei Kamin. Der dortige Designierte hat eine ganz neue Arena errichten lassen, um unsere Ankunft zu feiern. Freiwillige aus sieben Geschlechtern haben Fahnen genäht und ein Willkommensballett vorbereitet…«
»Danke, Tal Aro’nh«, sagte Kori’nh scharf. »Ich werde Sie zu Rate ziehen, wenn es mir schwer fällt, über die Prioritäten der Solaren Marine zu entscheiden.«
Der konservative alte Tal schwieg verlegen.
Kori’nh musterte die Subcommander erneut und wartete, bis er ihre volle Aufmerksamkeit hatte. Durch das Thism verstand der Weise Imperator, was der Adar beabsichtigte, und er billigte es. Kori’nh spürte die Präsenz des Imperators: Er sah alles, beobachtete die Bewegungen der Flotte wie ein gutmütiger Gott.
Der Adar wusste, dass er aus einem Impuls heraus handelte, aber er hielt diese Sache für wichtig und war neugierig darauf, was die Solare Marine leisten würde. Gleichzeitig fürchtete er das Ergebnis.
»Ich habe mehrere militärische Strategiespiele von der Erde besorgt, Computersimulationen, die Menschen hauptsächlich für Unterhaltungszwecke verwenden.« Kori’nh verteilte Datenkarten, auf denen die Simulationen gespeichert waren, in einem für die Kommandosysteme der Kriegsschiffe lesbaren Format. »Sie haben einen Tag Zeit, um sich damit vertraut zu machen. Anschließend fördere ich Sie zu einem Spiel gegen mich heraus.«
Die versammelten Quls wussten nicht, was sie davon halten sollten. Tal Aro’nh wirkte verwirrt und auch besorgt. »Aber Adar, welche Bedeutung können menschliche… Spiele für unsere Pflichten in der Solaren Marine haben?«
Kori’nh richtete einen kühlen Blick auf den alten Mann. »Sie haben sehr wohl Bedeutung, Tal Aro’nh. Was ist, wenn der Weise Imperator den Menschen eines Tages den Krieg erklärt? Wäre es nicht besser, rechtzeitig einen Eindruck von ihrer Strategie zu gewinnen?«
»Ein Krieg gegen die Menschen?«, murmelten die Quls.
In Tal Aro’nhs Gesicht zeigte sich jetzt Ärger. »Unmöglich, Adar! Eine solche Entscheidung würde der Weise Imperator nie treffen.«
Kori’nhs Stimme wurde noch schärfer und so drohend wie eine gezückte Klinge. »Wollen Sie jetzt behaupten, die Gedanken des Weisen Imperators zu kennen? Glauben Sie vielleicht zu verstehen, wie das Oberhaupt unseres Volkes die Entscheidungen trifft, die das ganze Reich beeinflussen? K’llar bekh! Soll ich Ihnen die Hoden abschneiden, um zu sehen, ob Sie dann Zugang zum Thism haben?«
Tal Aro’nh gab sofort nach. »Nein, Adar.« Er griff nach seiner Datenkarte. »Wir werden uns mit den Simulationen befassen und beim… Spiel gegen Sie antreten, ohne jede Verlegenheit.«
Kori’nh hatte die Spiele bereits ausprobiert und in seinem Quartier eigene Simulationen durchgeführt. Die meisten Szenarien waren einfach und naiv, präsentierten ein kindisch klares Ziel, für gewöhnlich die Eroberung einer Welt.
Er beendete die Besprechung und die Quls kehrten an Bord ihrer jeweiligen Schiffe zurück.
Zwei Tage später verwickelte Kori’nh die Subcommander in eine Raumschlacht nach menschlichem Stil, ohne Pomp und sorgfältig einstudierte Manöver, ohne einen Plan, den jeder Offizier im Voraus kannte.
Alle Subcommander versagten, und zwar so
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