Das Imperium
jämmerlich, dass selbst Tal Aro’nh in Verlegenheit geriet.
80 TASIA TAMBLYN
Alle TVF-Rekruten wurden in den Vortragssaal der Marsbasis gerufen. Tasia begleitete Robb Brindle in den kalten, grell erleuchteten Raum, der sich in einem von einer Kuppel überspannten Krater befand. Sie hatte ein flaues Gefühl in der Magengrube und ahnte nichts Gutes.
»Ich fürchte, uns erwarten schlechte Nachrichten«, sagte sie.
Robb sah sie aus großen honigbraunen Augen an. »In letzter Zeit gibt es keine anderen«, erwiderte er. »Was jetzt wohl passiert sein mag?«
Auch die anderen Rekruten waren unruhig und sprachen leise miteinander. Den letzten Monat hatten sie damit verbracht, unterschiedlich konfigurierte Angriffsjäger zu fliegen, in entlegenen Bereichen des Mars Bomben abzuwerfen und auf Ziele zu schießen, die man an mehrere Kilometer hohe Schluchtwände gemalt hatte.
Tasia bekleidete inzwischen den Rang eines Lieutenants und verdankte ihre rasche Beförderung auch dem Umstand, dass die TVF immer mehr Rekruten bekam. Vor allem bei Solo-Missionen leistete sie Hervorragendes. Sie flog ihr umgerüstetes Schiff schneller und entschlossener als die anderen. Instinktiv verstand sie die verschiedenen mechanischen und elektronischen Systeme, denn als Roamer war sie an Flexibilität gewöhnt.
Im Zuge der gewaltigen Mobilisierung gegen die geheimnisvollen Fremden blieb den Tiwis gar nichts anderes übrig, als alle Schiffe zu nehmen, die sie bekommen konnten. Es entstand eine Flotte, die aus tausend verschiedenen und modifizierten Schiffstypen bestand. Viele der verwirrten Rekruten klagten über die mangelnde Standardisierung, aber Tasia erkannte die Unterschiede und das individuelle Potenzial der einzelnen Schiffe. Sie wahrte den Überblick und wusste, welches Raumschiff sich wofür am besten eignete.
In Schwierigkeiten geriet sie nur bei Bodenmissionen in Gruppen, wenn sie zu unsinnigen Märschen und Infanterieübungen gezwungen war, die ihr wie primitive Volkstänze erschienen. Tasias Leistungen ließen zu wünschen übrig, wenn sie als geistloses Teammitglied agieren sollte. Bei einem jener Einsätze hatte Robb Brindle scherzhaft gesagt: »Mit deiner Einstellung und deiner Unabhängigkeit erwartet dich entweder das Kriegsgericht oder die Uniform eines Generals.«
Als alle Rekruten im Vortragssaal Platz genommen hatten, trübte sich das Licht. Die Kuppel gewährte Ausblick in die marsianische Nacht; Phobos und Deimos zogen über den dunklen Himmel.
Eine einzelne Lampe erhellte das Podium und der TVF-Verbindungsoffizier Admiral Stromo trat in ihren Schein. Tasias Unbehagen verdichtete sich. Wenn sich der Admiral an die Rekruten wandte, musste es sich wirklich um eine ernste Angelegenheit handeln. Stille herrschte und die allgemeine Anspannung wuchs.
Admiral Stromo kam sofort zur Sache. »Wir haben neue Bilder, die unseren Feind zeigen«, sagte er. »Meine taktischen Berater untersuchen sie, um weitere Informationen zu gewinnen, aber ich möchte Ihnen allen Gelegenheit geben, die Aufnahmen zu sehen. Sie sollen einen Eindruck davon bekommen, womit wir es zu tun haben.«
»Wenn sich die Fremden jemals zeigen, bekommen sie von uns einen ordentlichen Tritt in den Arsch«, murmelte einer der Rekruten in Tasias Nähe. Die Freunde des jungen Mannes kicherten leise.
»Wir haben von drei weiteren Himmelsminen der Roamer erfahren, die während des vergangenen Monats vernichtet wurden. Insgesamt sind es jetzt fünf. Die Bilder, die Sie gleich sehen werden, zeigen die letzten Minuten einer solchen Anlage in der Atmosphäre des Gasriesen Welyr.«
Stumm beobachteten die jungen Soldaten eine Projektion in der Mitte des Vortragssaals. Wie kristallen wirkende, dornige Kugeln kamen aus Welyrs Tiefen, ohne den ausgedehnten Sturmgebieten Beachtung zu schenken, näherten sich der Himmelsmine.
Admiral Stromos Stimme hallte durch den Saal und fügte den Bildern einen Kommentar hinzu, der eigentlich gar nicht nötig war. »Die Kommandantin der Himmelsmine veranlasste sofort die Evakuierung und zahlreiche Scoutschiffe versuchten zu entkommen. Die Ekti-Tanks wurden separiert, ohne dass die Fremden Interesse daran zeigten.«
Die Soldaten beobachteten, wie sich die Tanks von der Himmelsmine lösten und in den Tiefen des Gasriesen verschwanden. »Die Roamer boten mehrmals ihre Kapitulation an, aber die Fremden reagierten nicht. Sie… griffen einfach an.«
Shareen Pasternak – Tasia erinnerte sich plötzlich an den Namen.
Die
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