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Das Imperium

Das Imperium

Titel: Das Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
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Universum ausbreiten konnte.

104 NIRA
    Als die Tage vergingen, war Nira immer mehr nach Singen zumute. Otema schien enttäuscht darüber zu sein, dass ihre Assistentin nur geringe Fortschritte dabei erzielte, den Bäumen die Saga vorzulesen. Aber Niras Glück wirkte sich auch auf die alte Botschafterin aus – sie brachte es einfach nicht fertig, die junge Frau zu schelten.
    Außerdem hatte ihr Erinnerer Vao’sh die Hilfe einer Gruppe von Lesern angeboten; das Projekt kam also voran.
    Niras Affäre mit dem Erstdesignierten Jora’h dauerte nun schon seit Monaten. Das war sehr ungewöhnlich für ihn, wie sie beide wussten. Sie fand ihn aufregend und voller Mitgefühl, sanft und intelligent. Er erwies sich als ein ausgezeichneter Liebhaber, was sie kaum überraschte. Er ging auf sie ein, um ihr Genuss zu bereiten, und sie gab sich die gleiche Mühe.
    Zwar war Jora’h bereits viel länger mit ihr zusammen als mit seinen anderen sorgfältig ausgewählten Partnerinnen, aber er kehrte immer wieder zu ihren Küssen zurück. Die grünhäutige junge Frau von Theroc schien ihn mehr zu faszinieren als selbst die exotischsten ildiranischen Arten. Er hielt Nira für unschuldig und erfrischend. Sie respektierte seinen hohen Rang, war aber nicht wie gelähmt vor Ehrfurcht dem ältesten Sohn des gottartigen Weisen Imperators gegenüber. Damit bot sie dem Erstdesignierten eine sehr willkommene Abwechslung.
    Zwar hatten sie sich oft geliebt und an Jora’hs Zeugungskraft konnte kein Zweifel bestehen. Trotzdem war Nira vollkommen verblüfft, als sie feststellte, dass sie schwanger war.
    Seit Wochen ahnte sie es, konnte das Wunder aber kaum fassen. Ein Transspezies-Kind deutete auf ungewöhnliche Kompatibilität bei den Genen von Menschen und Ildiranern hin. Als ihre Periode ausblieb und Nira die Veränderungen in ihrem Körper bemerkte – plötzliche Übelkeit, Erschöpfung selbst im hellen ildiranischen Sonnenschein, geringe Gewichtszunahme –, konnte sie die Realität nicht mehr leugnen. Ein echtes Wunder war geschehen und ließ sie staunen.
    Sie erinnerte sich daran, auf bunten Kissen neben Jora’h gelegen zu haben, in einem geschlossenen Atrium, das Ausblick gewährte auf das nach oben strömende Wasser der Kaskaden. Sie hatten sich gerade geliebt, umarmten und küssten sich aber noch immer. Nira fragte ihn nach den ildiranischen Geschlechtern und der Verwandtschaft zwischen ihnen.
    »Ach, Nira«, sagte Jora’h und lächelte, »das ildiranische Genom ist sehr… unkritisch. Unsere Spezies kann sich gut anpassen und nimmt alle nützlichen Fähigkeiten in sich auf. Kompatible Gene werden in die DNS integriert und das Ergebnis sind Mischungen, die das Beste aus allen Geschlechtern in sich vereinen.«
    »Die verschiedenen Völker der Menschen unterscheiden sich geringfügig in ihrem Aussehen«, erwiderte Nira. »Aber in genetischer Hinsicht sind wir alle gleich.«
    Jora’h lachte und küsste sie. »Selbst ich kann sehen, dass nicht alle Menschen gleich sind. Das gilt insbesondere für dich.«
    Niras Gedanken kehrten ins Hier und Heute zurück, als sie sich über den flachen Bauch strich. Noch zeigte sich nichts. Sie schloss die Augen und versuchte, sich das in ihr wachsende Leben vorzustellen. Zur einen Hälfte sie, zur anderen Jora’h. Wann würde sie die ersten Bewegungen spüren?
    »Was wirst du sein, ein Sohn oder eine Tochter?«, flüsterte sie und dachte an die Mixtur aus Genen einer telepathischen grünen Priesterin und des Sohnes des Weisen Imperators. Den Möglichkeiten schienen keine Grenzen gesetzt zu sein und Nira lächelte, beeindruckt vom Potenzial ihres Kinds.
    Wenn Jora’h zum Weisen Imperator wurde, bekam er vollen Zugang zum Thism, einer Telepathie, die sich ganz und gar von Niras Verbindung mit dem Weltwald unterschied. Durch das Thism spürte der Weise Imperator alle Ildiraner des Reiches. Wenn das geschah, würde Nira ihren Geliebten für immer verlieren. Der Erstdesignierte wurde dann zu etwas anderem, das gleichzeitig mehr und weniger war als der jetzige Jora’h.
    »Freust du dich auf jenen Tag?«, hatte Nira ihn gefragt.
    »Jener Tag kommt, ob ich mich nun auf ihn freue oder ihn fürchte. Ich bin der Erstdesignierte. Mein Schicksal besteht darin, zum nächsten Weisen Imperator zu werden. Das Thism wird meine Leinwand sein, auf der ich das Meisterwerk des Ildiranischen Reiches fortsetze. Ich werde alles wissen und das Volk wird mich wie einen Gott verehren.« Er küsste sie. »Mir bleibt in dieser

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