Das Imperium
frenetischen Menschen. Er begriff das gewaltige Ausmaß des bevorstehenden Krieges, der den ganzen Spiralarm erschüttern würde. Wäre Jora’h doch nur imstande gewesen, das ebenfalls zu verstehen.
Der Erstdesignierte war zu naiv und optimistisch – die Konsequenzen und komplexen Zusammenhänge langfristiger Planungen entzogen sich seinem Verständnis. Er brachte noch nicht die notwendigen Voraussetzungen mit, um das Reich zu führen. Seine Hände waren zu sauber – noch.
In den vergessenen Strophen suchte der Weise Imperator nach einer Möglichkeit, die Situation zum Vorteil Ildiras zu nutzen. Eines stand fest: Der neue Krieg gegen die Hydroger würde mit einer Million Zeilen in die immer weiter wachsende Saga der Sieben Sonnen eingehen. Und wenn der Weise Imperator die Anstrengungen richtig kanalisierte, gelang es ihm vielleicht, den verblassenden Glanz des Ildiranischen Reiches zu erneuern und ein neues goldenes Zeitalter beginnen zu lassen.
Seine einzige Hoffnung bestand darin, eine Art Bündnis mit den fremden Wesen zu schließen. Er musste die notwendigen Opfer bringen, wie viele andere. Aber selbst die einfachsten Verhandlungen mit den Hydrogern waren unmöglich, solange die Dobro-Experimente ohne brauchbare Ergebnisse blieben. Der Weise Imperator sah nur einen Weg, direkt mit den Hydrogern zu kommunizieren.
Die Ausführung des Plans mochte ein oder zwei Jahrzehnte in Anspruch nehmen und dabei durften keine Fehler gemacht werden. Wenn der Weise Imperator einen Erfolg erzielte, würden ihm die Hydroger zuhören. Doch bis dahin musste sein Volk Tod und Zerstörung ertragen…
Bron’n kam herein, unterbrach die Überlegungen des Weisen Imperators und verneigte sich. »Der Dobro-Designierte ist eingetroffen, Herr.«
»Gut. Bleiben Sie in der Nähe. Ich habe einen wichtigen Auftrag für Sie.«
Der Weise Imperator legte die geheimen Dokumente beiseite und sein langer Zopf zuckte heftig. »Es wartet viel Arbeit auf uns.«
106 BASIL WENZESLAS
Der Thronsaal des Flüsterpalastes war ein Trümmerfeld. Die explodierende Ambientalzelle des Gesandten der Hydroger hatte Wände einstürzen lassen und Stützbalken zerschmettert. Wenigstens war es nicht zu einem Feuer gekommen.
Basil Wenzeslas stand sprachlos im Chaos, die Lippen zusammengepresst. Bestürzung und Zorn ließen seine Hände zittern.
Umgeben von ernsten, grimmig dreinblickenden königlichen Gardisten inspizierte Basil einen Bereich, in dem Techniker Behelfswände errichtet und die strukturelle Stabilität des Palastes überprüft hatten. Nach dem Angriff war der Thronsaal abgeriegelt worden, bis zur Rückkehr des Vorsitzenden von Ildira. Niemand sonst hatte das Ausmaß der Zerstörung gesehen – und es würde sie auch niemand zu Gesicht bekommen.
Basil wandte sich an Franz Pellidor, der stumm und zurückhaltend darauf wartete, dass der Vorsitzende Entscheidungen traf und Prioritäten bestimmte. »Wie beurteilen Sie die Situation, Mr. Pellidor? Sie haben die Reaktion der Öffentlichkeit während der letzten Tage beobachtet. Ist die Berichterstattung der Medien kontrolliert worden?«
Die Frage schien den blonden Mann zu überraschen. »Wie hätten wir sie kontrollieren können, Vorsitzender? Die Begegnung des Gesandten der Hydroger mit König Frederick wurde von Anfang an live übertragen. Hätten wir nach dem Zwischenfall Informationen zurückhalten sollen? Das wäre sehr gefährlich gewesen, Sir.«
»Ja, da haben Sie Recht, es war bereits zu spät. Aber wir müssen die Reaktion der Öffentlichkeit in die richtige Richtung lenken, damit die Bürger das denken, was sie denken sollen.«
»Es kursieren die wildesten Gerüchte«, sagte Pellidor, ohne sich irgendwelche Empfindungen anmerken zu lassen. »Bei der Bevölkerung herrscht noch immer Fassungslosigkeit. Manche Bürger sind empört, andere entsetzt von der Vorstellung einer Invasion der Hydroger. Was sollen sie denken? Die meisten Leute haben noch nicht einmal begriffen, welche langfristigen Folgen sich ergeben, wenn die Ekti-Produktion zum Stillstand kommt.«
»Wir werden unser Ekti bekommen«, sagte Basil und seine Stimme war fast ein Knurren. »Wir müssen den Zorn der Öffentlichkeit ausnutzen, um die Unterstützung der Bürger für sofortige Gegenmaßnahmen zu gewinnen. Wenn wir uns mit den Ildiranern verbünden, sollte unsere gemeinsame Macht genügen, den fremden Wesen erfolgreich Widerstand zu leisten.«
Basil runzelte die Stirn, als er sich an das Treffen mit dem Weisen Imperator
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