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Das Imperium

Das Imperium

Titel: Das Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
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Imperator nickte und gab sich zufrieden, obgleich große Unruhe in ihm zitterte – er war sich der wachsenden Gefahr durch den alten Feind, die Hydroger, vollkommen bewusst. »Ja, wir müssen unsere Bündnisse sichern.«
    Jora’h sah zu der grünen Priesterin Nira, die jenseits der Absperrung bei den Zuschauern stand. Bron’n und andere Wächter sorgten dafür, dass das Publikum eine sichere Distanz wahrte. »Trotzdem, Vater… Bist du sicher, dass du mich hier nicht brauchst?
    Was ist, wenn die Hydroger eine weitere ildiranische Einrichtung angreifen?«
    Der Weise Imperator lenkte den Chrysalissessel etwas näher an seinen Sohn heran. »Durch deine Freundschaft mit Reynald bist du besonders gut dafür geeignet, mit Theroc zu verhandeln, Jora’h. Das ist derzeit die wichtigste Pflicht, die du für das Reich wahrnehmen kannst.«
    Der Erstdesignierte verneigte sich, zufrieden darüber, mit einer so verantwortungsvollen Aufgabe betraut zu werden. »Wie du befiehlst, Vater. Du siehst und weißt alles.«
    Er winkte den Zuschauern zu und richtete einen Blick auf die grüne Priesterin, von der er sich nicht persönlich verabschiedet hatte. Dann führte Jora’h die Beamten und Adligen in das Transportschiff, das sie nach Theroc bringen sollte. Der Weise Imperator wusste, dass sein erstgeborener Sohn dort für eine Weile zu tun haben würde. Einige der ihn begleitenden Beamten hatten die Anweisung bekommen, den Erstdesignierten lange genug beschäftigt zu halten, ohne dass er Verdacht schöpfte.
    Zum Glück war Jora’h nicht auf die Idee gekommen, Nira zu bitten, mit ihm nach Theroc zu fliegen – in dem Fall hätte sich der Weise Imperator irgendetwas einfallen lassen müssen, um die gemeinsame Reise zu verhindern. Aber die alte grüne Priesterin hatte darauf hingewiesen, dass die Arbeit an der Saga der Sieben Sonnen nicht so vorankam, wie sie es sich wünschte. Bevor Nira auf den Gedanken kommen konnte, den Erstdesignierten zu begleiten, hatte Otema keinen Zweifel daran gelassen, dass ihre Assistentin in Mijistra bleiben und die Arbeit fortsetzen musste.
    Alles lief perfekt, dachte der Weise Imperator. Die junge Frau gehört mir.
    Als das Transportschiff mit dem Erstdesignierten startete, jubelten die Zuschauer und hoben die Arme. Der lange Zopf des Weisen Imperators zuckte an seiner Seite, als er die junge grüne Priesterin musterte und überlegte, auf welche Weise sie sich am besten verwenden ließ – und wie lange sie unter den schwierigsten Bedingungen durchhielt.
    In seinen privaten Gemächern, die von Bron’n und vier anderen muskulösen Wächtern bewacht wurden, empfing der Weise Imperator Informationen durch das Thism und ordnete sie ein. Er ließ seinen mentalen Blick über die Bürger des Reiches schweifen, hielt nach Hinweisen und Reaktionen auf die jüngsten Ereignisse Ausschau, auf die von den Hydrogern ausgehende Gefahr. Nur wenn er die Totalität seines Volkes verstand, konnte er entscheiden, welche Maßnahmen es zu ergreifen galt.
    Jora’h war sein erstgeborener Sohn, dazu bestimmt, zum nächsten Weisen Imperator zu werden, und er würde verstehen. Wenn er herausfand, was die beiden grünen Priesterinnen erwartete… Der Schock würde ihn schwer treffen und eine noch dramatischere Veränderung in seinem Leben bewirken als schließlich die rituelle Kastration. Aber sicher verstand er mit der Zeit die Gründe und lernte, damit zu leben.
    Der Weise Imperator griff nach einigen Dokumenten, die sorgfältig zensierte Strophen aus der Saga der Sieben Sonnen enthielten. Diese ernsten, düsteren Zeilen waren nicht einmal den größten Erinnerern vertraut und berichteten von einem verborgenen Teil der ildiranischen Geschichte. Ein früherer Weiser Imperator hatte sie für so grässlich gehalten, dass er beschloss, sie den Ohren der Ildiraner vorzuenthalten.
    Die Wiederentdeckung jener Ereignisse durch Erinnerer Dio’sh hatte den Weisen Imperator gezwungen, den jungen Historiker zu töten, um die Informationen geheim zu halten. Gerade jetzt, in dieser schweren Zeit, durfte nichts davon bekannt werden. Das Verschwinden des Erinnerers erklärte er einfach mit dem Hinweis, er hätte Dio’sh zu einer fernen Splitter-Kolonie geschickt. Kein Ildiraner würde das Wort des Weisen Imperators infrage stellen.
    Jetzt las er Zeile um Zeile, frischte seine Erinnerungen an die Hydroger auf. Der alte Feind.
    Aus seiner Perspektive einer neun Jahrzehnte langen Herrschaft verstand der Weise Imperator weitaus mehr als die

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