Das Imperium
krachte.
Die Himmelsmine schlingerte, neigte sich zur Seite… und begann zu fallen.
Ross versuchte, sich irgendwo festzuhalten. Eine zweite Entladung ging von dem riesigen fremden Schiff aus und traf die zentrale Struktur der Himmelsmine. Einzelne Komponenten lösten sich und glühende Trümmerstücke stürzten wie Meteore in die Tiefe.
Ross hörte die Schreie seiner Crew und glaubte, sein Herz würde im nächsten Augenblick aus reiner Verzweiflung platzen. Er konnte nicht einmal auf die sonderbaren, vibrierenden Worte der Fremden antworten. Die Druckwelle einer weiteren Explosion schleuderte ihn von der Beobachtungsplattform in die leere Luft.
Hoch oben schwebte das riesige Schiff und beobachtete, was es angerichtet hatte, ohne ein weiteres Signal.
Ross fiel mit ausgestreckten Armen und seine Kleidung flatterte an seinem Leib. Entsetzt starrte er auf die Reste der Himmelsmine, die alles für ihn bedeutet hatte, und dann verschluckten ihn die dichten Wolken.
Unter ihm erstreckten sich noch fast zweitausend Kilometer.
35 ESTARRA
In den stillen Tiefen des Weltwalds stand das Ausschlüpfen der Haufenwürmer unmittelbar bevor. Aufgeregt holte Estarra ihren Bruder Beneto und zog ihn mit sich durch den Wald. Im heller werdenden Morgengrauen liefen sie zu dem weit von der Pilzriff-Stadt entfernten Dickicht.
Unter dem flüsternden Blätterdach kam Bewegung in den Dschungel. Beneto hielt die Hände ausgestreckt und berührte immer wieder die Stämme der Weltbäume, um in Kontakt mit ihnen zu bleiben.
»Dort vorn«, sagte Estarra. »Bestimmt hast du noch nie einen so großen Wurmkokon gesehen!«
Beneto lächelte. Seine Augen waren halb geschlossen, aber er ging mit sicheren Schritten, ohne sich im Unterholz zu verheddern. »Du hast Recht, kleine Schwester. Die Bäume haben mir mitgeteilt, dass die Würmer innerhalb der nächsten Stunde ausschlüpfen.«
Estarra lief voraus. Beneto schien überhaupt nicht schneller zu gehen, aber es gelang ihm trotzdem, mit ihr Schritt zu halten, ohne dabei außer Atem zu geraten oder zu schwitzen.
Vom besten Beobachtungspunkt aus blickte Estarra zu dem papierartigen Gebilde. Beneto lehnte sich an einen Weltbaum, um sowohl mit seinen eigenen Augen zu sehen als auch mit den Sinnen des Waldes. Kleine schmetterlingsartige Geschöpfe tanzten in der Luft. Estarra wedelte mit der Hand, um sie zu verscheuchen. Beneto belästigten sie nicht.
Der grauweiße Kokon zwischen den Bäumen pulsierte wie ein Herz, das man aus einem riesigen Organismus entfernt hatte. Für die Würmer in seinem Innern ging die Verpuppung zu Ende; sie bereiteten sich jetzt auf die nächste Phase ihres Lebens vor.
Estarra hörte klickende, nagende Geräusche und wusste: Die Würmer krochen durch die weit verzweigten Tunnel ihres Nestes und suchten nach einem Ausgang, nachdem sie die nutzlos gewordene Königin gefressen hatten. »Verabscheuen die Bäume die Würmer, weil es Parasiten sind, die Schaden anrichten?«
Beneto lächelte ruhig und legte die Hand auf die Borke eines Baums. Er schickte die Frage ins komplexe Selbst des Weltwalds, obwohl er die Antwort bereits kannte. »Die Bäume sagen nein, kleine Schwester. Haufenwürmer gehören zur natürlichen Ordnung der Dinge. Diese Parasiten sind nicht boshafter als andere. Und sie machen sich nützlich, auf ihre eigene Art und Weise.«
»Indem sie ihre leeren Kokons uns als Wohnraum überlassen?« Beulen entstanden in der Außenfläche, als sich die Würmer anschickten, ihren Kokon zu verlassen.
»Nicht nur. Du wirst es gleich sehen.« Beneto strich mit den Fingern über die Borke und setzte den Telkontakt fort. »Ah, jetzt ist es so weit.«
Eine erste Öffnung bildete sich im Kokon und zum Vorschein kam ein Maul mit vielen Zähnen. Weitere Köpfe erschienen in anderen Öffnungen. Die Körper der Würmer, von einem dicken, violetten Schuppenpanzer geschützt, wanden sich wie Schlangen hin und her. Fliegenden Aalen gleich ließen sie sich zu Boden fallen und gruben sich so in den Boden wie Aasfresser in verwesendes Fleisch.
Die hektische Aktivität verblüffte Estarra. Beneto streckte die grüne Hand aus und hielt seine Schwester zurück. »Komm ihnen nicht zu nahe. Sie sind jetzt sehr hungrig und halten alles, was ihnen in den Weg gerät, für Nahrung.«
Estarra wahrte einen sicheren Abstand und beobachtete das Geschehen. »Was passiert mit den Würmern, wenn sie im Boden sind?«
Beneto lächelte erneut. »Die Bäume beobachten und sehen alles. Es gehört zum
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