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Das Impressum

Das Impressum

Titel: Das Impressum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Kant
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Pässepaare unter die Nase, in der einen Hand Davids Pässe, in der anderen Böwes Pässe, je zwei ausgestellt vom Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten der Deutschen Demokratischen Republik und vom Allied Travel Office in Westberlin. Der hellgekleidete Herr beugte sich über die Dokumente und sagte dann etwas Kurzes, aber sehr Portugiesisches. Darauf gingen die DDR-Pässe an ihre Besitzer zurück. »Nehmen Sie«, sagte der ältere Beamte, »die gibt es nicht.«
    »Spaß«, sagte Böwe Karl, »und wie ist es mit uns, gibt es uns?«
    Der Beamte sah ihn unfreundlich an. »Als Personen, ja, speziell als unerwünschte Ausländer unbekannter Nationalität.«
    Das machte Böwe Karl auch nicht freundlich. »Nu aber sachte, lieber Kollege, wenn Sie mit dem Staate schon nischt im Sinne haben, Ihr Pech, aber: unbekannter Nationalität! Mir sind Deutsche!«
    Sein Gegenüber klappte Böwes Alliiertenpaß auf und wies auf den gestempelten Eintrag: »Presumed German«. »Hier steht, man nimmt an, man hält es für möglich, es könnte sein, daß Sie Deutsche sind, aber wir sind zu so einer Annahme nicht verpflichtet. Für uns sind Sie unerwünschte Ausländer unbekannter Nationalität.«
    Böwe Karl fuchtelte mit seinem DDR-Paß. »Ein Schkandal! Ich bin ein Deutscher, so wie Sie ein Portugiese sind, hier steht’s drin!«
    Jetzt wurde auch der andere heftig. »Stecken Sie das ein, das wollen wir nicht sehen, das gibt es nicht, das existiert nicht!«
    »Ich glaube«, sagte David, »es sollte jetzt ein Vertreter unserer Fluggesellschaft hier sein. Die hat unser Geld genommen, die hat uns hierher transportiert, für die existieren wir; können Sie den Agenten holen lassen?«
    Konferenz auf Portugiesisch. Anordnung des hellgekleideten Herrn. Abmarsch des jüngeren Beamten. Rückkehr mit einem vierten Herrn, dieser dunkel gekleidet.
    Der war, wie er sich ausdrückte, von Kopf bis Fuß betroffen, und es war ein solcher Fall ihm noch nicht vorgekommen. Er verhandelte ein langes in der Landessprache und gab dann Auskunft, ja, leider, die Dinge lägen so: Unerwünschte Ausländer unbekannter Nationalität, einschlägige Anordnungen: Ausflug solcher Personen mit nächster Maschine der Gesellschaft, die unerwünschte Personen ins Land gebracht, Aufenthalt bis dahin im Transitraum, auskömmliche Beköstigung dorten auf Kosten der Gesellschaft, und betroffen sei er von Kopf bis Fuß.
    Er machte Anstalten, sie in den Transitraum zu geleiten, da sagte der ältere Beamte: »Enthält dieses Gefäß eine Waffe?«
    Böwe Karl faßte den Futteralriemen straffer. »Für Sie nicht«, sagte er, »was in dem Gefäß ist, ist aus der DDR, es existiert nicht. Man könnte sagen: Es ist eine presumed weapon, man nimmt an, man hält es für möglich, es könnte sein, daß es eine Waffe ist – Spaß!«
    Große portugiesische Konferenz; Beschluß: Wenn es eine Waffe ist, muß sie vorgezeigt werden, es gibt da Bestimmungen.
    Böwe Karl produzierte sein Zertifikat, gab es aber niemandem in die Hand. »Hier steht, ein vitales Teil, das dieses Muster erst zum Gewehr macht, wurde entfernt und auf anderem Transportweg zum Bestimmungsort geschickt, also ist in dem Gefäß erschtens nur ein presumtes Gewehr, und zweitens ist es kein Gewehr, sondern ein Muster, und drittens wird Ihnen das Papier auch nicht helfen, auch wenn’s in Portugiesisch draufsteht, denn es ist ein presumed paper, weil nämlich ein Stempel vom Außenhandelsministerium der DDR drauf ist,das sogenannte presumed Foreign Trade Ministry, Sie wissen ja: Man nimmt an, man hält es für möglich, es könnte sein!«
    Der Herr in Hell, der Herr in Dunkel, die Herren in Uniform hatten eine weitere Konferenz; der Flugagent übernahm die Berichterstattung: »Man ist übereingekommen, das Problem auf folgende Weise zu lösen: Sie waren nicht hier, soweit es die hiesigen Behörden betrifft. Sie sind hier, natürlich, nicht wahr, in meinen Augen und in der Obhut meiner Gesellschaft. Unsere nächste Maschine bringt Sie wieder auf den Weg nach London. Bis dahin werden Sie, was die hiesigen Behörden betrifft, gebeten, sich so zu verhalten, als wären Sie nicht hier.«
    »Das wird schwierig sein«, sagte David, »aber hat man Ihnen gesagt, warum das ganze Theater?«
    »Nun, der Standpunkt der hiesigen Behörden leitet sich wohl von der Verfassung Ihres, äh, Landes ab. Die hiesigen Behörden sind in diesen Dingen recht heikel.«
    »Die kennen unsere Verfassung?«
    »Oh, ich meinte nicht das Papier, das

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