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Das Impressum

Das Impressum

Titel: Das Impressum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Kant
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verbessert, verteidigt; die Rundschau war ihr gemeinsamer Nenner.
    Mehr war ihnen kaum gemeinsam, war es nicht gewesen und wurde es nie. So intim beinahe ihr Zusammenspiel bei der Arbeit war, so abgesperrt verlief das übrige Leben des einen von dem des anderen, und das war, gemessen an den landesüblichen Verhältnissen, schon recht seltsam und fast unerträglich für Johanna Müntzer, die eine so dauernde Fremdheit für unmenschlich hielt.
    Aber David und Gabelbach gerieten niemals auch nur in die Nähe jenes Bezirks, in dem bei gemeinsamem Umgang mit derselben Sache mehr als sachliche Gemeinsamkeit entsteht, freundliche Kollegialität etwa oder gar Freundschaft.
    Vertraulichste Berührung hatten sie noch, wenn es einen gemeinsamen Gegner niederzuhalten galt, und zu Höhepunkten der Herzlichkeit kam es, wenn Gabelbach zu passendem Anlaß den Korrespondenten Franz Hermann Ortgies zitierte oder wenn David wieder einmal die abseitigenBilder an Gabelbachs Wand genoß, und ein Gipfel der Innigkeit wurde erreicht, als der Chefredakteur Groth sich mit dem Leiter der Bildabteilung, Fedor Gabelbach, über Franziskas Chancen zum Gorki-Jahr ausgetauscht hatte und fast in die Versuchung geriet, dem Kollegen Gabelbach nun doch ein wenig von dem zu erzählen, was alles sonst noch im Jahre achtundfünfzig los gewesen war.
    Doch David ließ gleich wieder von dem Gedanken; er stieß sich fast gewaltsam von ihm ab, schwang sich zurück in den Bereich der Sachlichkeit, wollte aber auch wieder nicht unfreundlich wirken bei soviel aufgeschlossener Freundlichkeit des Kollegen Gabelbach, und deshalb sagte er: »Ich habe neulich bei Kisch eine schöne Bezeichnung für eine bestimmte Bildergattung gefunden. Er beschreibt da die Sensationsaufnahmen in einer Prager Zeitung als ›Momentphotographien im Augenblicke der Mordverübung‹ – könnte Ihnen das was sein?«
    Gabelbach lachte beinahe. »Im Augenblicke der Mordverübung?« sagte er. »Das könnte auch von Ortgies sein. – Aber was ist mit diesem Eilauftrag: Bildbericht über Getreide-Dispatcher Krell? Darf ich da fragen: Seit wann geben Sie Bilder in Arbeit, ohne das mit mir abzustimmen? Und wieso ist das eilig; warum sollen wir einer Aufnahme wegen, auf der ein Mensch vor einem Haufen Hühnerfutter zu sehen ist, warum sollen wir deswegen den Arbeitsplan umstellen? Wollen Sie mir bitte einen Grund nennen, warum Sie dieses Schrot-und-Korn-Verwalters wegen meinen Wirkungsbereich, in den ich unter Mühen einen Anflug von Ordnung habe bringen können, warum, Herr Kollege, Sie diesen friedlichen Bezirk nun mit Chaos bedrohen? Überdies hätte ich gern gewußt, ob es sich bei dem Hafer-und-Weizen-Verteiler, von dem Sie eine völlig außerplanmäßige Momentphotographie im Augenblicke der Körnerzählverübung wünschen, ob es sich bei diesem Herrn Krell etwa um einen näheren Verwandten unserer verehrlichten Frau Kaderleiterin handelt, einen Herrn Sohn oder einen Herrn Enkel vielleicht?«
    »Na, na«, sagte David, »so alt ist sie ja nun auch wieder nicht!«, und an Gabelbachs Antwort merkte er, daß er es etwas zu hastig gesagt hatte, denn Gabelbach entgegnete: »So? – Nun, wenn Sie es sagen – ich kenne mich da nicht so aus.«
    Und David dachte: So, du kennst dich nicht so aus? Bis eben habe ich das auch angenommen; nun weiß ich es anders. Bis eben hab ich gedacht, die Sache mit Carola und mir hat nur der liebe Botenmeister Ratt gewußt. Das zerspant mich: der Gabelbach auch!
    »Herzlichen Dank für die Erinnerung«, sagte er, »ich habe mich heute morgen zu einer Intrige verpflichtet; an der muß noch gearbeitet werden. Die Bilder vom Dispatcher gehören dazu, und wenn später einmal eine Geschichte daraus geworden sein sollte, erzähle ich sie Ihnen, einverstanden?«
    »Solange Sie nicht verlangen, daß ich Ihre Geschichten auch noch verstehe, Herr Kollege«, sagte Fedor Gabelbach.

11
    Die positive Intrige, gedacht, das Eheglück der Carola Krell ebenso zu fördern wie die geistige Bildung des VEAB-Dispatchers Arthur Krell, ließ sich einfach an: Der persönliche Referent des Ministers rief zurück, für das erbetene Gespräch gäbe es zwei mögliche Termine, entweder in vierzehn Tagen um dreizehn Uhr oder gleich, heute, jetzt.
    »Ich habe gesagt, Sie kommen heute nachmittag«, sagte Christa, »wenn Sie jetzt zum Friedhof fahren, und Sie reden da nicht so lange, schaffen Sie es bequem. Jochen Güldenstern wollte Sie auch sprechen; er hat Sorgen mit dem Großkraftwerk Nord. Ich

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