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Das Impressum

Das Impressum

Titel: Das Impressum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Kant
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Fleischertöchtern seine Gildenwitze, von wegen Eisbärfell und Stellungswechsel und Schönheit der schieren Natur, und wartete eben auf seine Gelegenheit.
    Die war mit dem Irrläufer ins Scheunendach und Franziskas Reflex am Auslöser gekommen.
    Was heißt: Diebstahl und Lüge! Die Schwester konnte ohnehin nichts mit dem Bild anfangen, und ob sie es nun den Kuhbauern als Draufgabe zum Hochzeitsfoto schenkte oder in ihre Sammlung tat, das war die gleiche Vergeudung.
    Für Klaus Grewe aber war die Aufnahme der Aufnahmeschein in eine bedeutende Redaktion; das Negativ und derbisher einzige Abzug genügten als Gepäck, und einiges Geld in beiden Farben hatte er so schon beisammen.
    »Ich fahr noch mal rüber nach Magdeburg! – Bitte, einmal Zweiter nach Berlin-Friedrichstraße! – Ja, hier ist Bahnhof Zoo, warten Sie, ich helfe Ihnen, ich steige auch hier aus! – Guten Abend, haben Sie ein Zimmer für die Nacht? – Guten Morgen, ich komme von drüben und hätte da ein Bild … – Klar, Mr. Dornemann, klar bin ich weg aus politischen Gründen; was meinen Sie, wie die nach mir suchen!«
    Zunächst suchten sie nicht ihn, sondern das Bild. Sie kamen am Tag nach der Bauernhochzeit und wollten den Sachverhalt klären. Da sei ein Unglück passiert, und gründliche Analyse sei vonnöten. Ein Glück nur, daß alles so glimpflich abging, und ein Glück auch, daß es ein Foto gab, ein aufklärendes Dokument. Der Brautvater hatte Klage geführt und gesagt, die Kleine von Grewe, dem Fotografen, die ist Zeuge, die hat’s geknipst, wie’s ausgesehen hat bei uns, als es gekracht hat, die fragen Sie mal! Nun fragten sie und wollten das Bild und waren höflich, bis Franziska mit leeren Händen wiederkam. Da sahen sie selber nach, und so höflich waren sie nun nicht mehr; man sah ihnen an: Sie standen im Kampf und waren auf den Gegner gestoßen. Dabei waren sie noch gut dran; sie taten eine Arbeit: Ein Bild fehlte, also suchten sie es. Die Familie Grewe aber war schlimmer daran: Sie mußte bald auf den Zusammenhang kommen zwischen dem Verschwinden des Sohnes und dem Fehlen des Bildes, und das rückte den Sohn in die unerreichbare Ferne.
    Franziska und ihr Vater mußten mit in die Stadt. Drei Tage lang fragte man sie und ließ sie berichten über ihr Leben und über ihre Ansichten über das Leben, und manchmal wunderte sich Franziska, wie lang ihr Leben schon gewesen war und wie verdächtig oft.
    Als man sie entließ, war sie fast bereit, ihren Beruf zu wechseln, aber sie sagte davon kein Wort, ihres Vaters wegen. Dem saß der Schrecken im Herzen. Der war ein kleiner Nazi gewesen und im Kriege Feldwebel und hatte Aufklärungsfotosder Luftwaffe entwickelt; dies hatte alles längst erledigt geschienen, aber nun hatte er Worte gehört wie Dokumentenhinterziehung und Aufklärungsbehinderung, und das schlimmste war, es hatte ihm alles eingeleuchtet. Dabei war er ein ehrlicher Mann, oder eben weil er ein ehrlicher Mann war, ging ihm die Sache so zu Herzen. Er hatte sich doch Mühe gegeben, seine Fehler zu sehen und sie nicht zu wiederholen. Er hatte versucht, sich gegen die Selbstgerechtigkeit zu wehren, die ihm empfehlen wollte, sich für ein Opfer von Umständen zu halten. Aber nun waren hier wieder Umstände eingetreten, an denen er keinen Teil haben konnte, und nun mußte er sich fragen, ob es nicht doch so sei, daß der gute Wille nichts vermöge gegen die bösen Umstände.
    Der Brief des Sohnes machte nichts besser, denn er war so fremd und unsinnig verlogen und enthielt auch kein Wort über das Bild, das verschwunden war.
    Das wenigstens erklärte sich bald, denn bald kamen die Untersucher noch einmal ins Haus, diesmal aber nicht, um etwas zu suchen, sondern um etwas zu bringen.
    Es war eine Zeitschrift, und Franziskas Bild ging über eine Doppelseite. Auf seinen Vordergrund war weiß auf schwarz ein Text gedruckt, der von einem erschütternden Dokument sprach und von dem täglichen Terror und einen glauben machen konnte, ein atheistischer Richtkanonier habe ein Geschoß in die Scheune gelenkt, des religiösen Vorgangs auf dem Bauernhofe wegen, und von der Bedrohung des Christenmenschen in der Zone war die Rede und vom standhaften Mut des Fotografen, dessen Name Klaus Grewe sei.
    Das wunderte Franziska schon nicht mehr, aber über sich selbst wunderte sie sich sehr, und sie fragte sich, ob ihr Verstand gelitten habe. Denn sie fühlte beim Betrachten des Fotos einen irrwitzigen Stolz in sich aufkommen: die Aufnahme war hervorragend

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