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Das Impressum

Das Impressum

Titel: Das Impressum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Kant
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Farbdruck vorgezeigt und gefragt: »Was sollen unsere Leser in Australien dazu sagen?«
    Recht hat sie, sagt David, und es stört ihn nicht, daß auf der Postliste des Frohen Magazins bislang nur zwei australische Leser stehen. Australien hat achtzehn Millionen Einwohner. Da läßt sich noch was machen.
    Die Zielmarke heißt Möglichkeit. Auch Träumen ist Bewegung. Verwegener Plan, gediegene Arbeit, das sind zwei Erbsen aus derselben Schote. Und die Eigenschaft der Neuen Berliner Rundschau, auch nur ein Betrieb zu sein, hebt ihre Eigenschaft nicht auf, gedacht zu sein zur Weltherrschaft. Gedacht von David Groth. Wenn ich nicht bereit bin, Australien zu erobern, sagt er, bringe ich den Mut nicht auf für Glauchau. Niemand lacht über den Schwimmtrainer, der heute Jagd auf Schulanfänger macht und dabei an olympische Startblöcke von neunzehnsechsundsiebzig denkt, sehr verwegen und ganz kühl. Der weiß, sagt David, die einzige Verbindung zwischen hier und dort heißt Arbeit; es ist die kürzeste zwischen diesen beiden Punkten, und er weiß auch: Unendlich lang wird sie ihm werden.
    Oder die Schule überhaupt, so eifert David fort, die wärenichts ohne den Blick auf die Ewigkeit. Die ist auch nur ein Betrieb, Klatsch und Arbeit hier noch sechs Tage lang, im Lehrerzimmer reden sie von Außenbordmotoren und Vitamintabletten. Frau Manthey kommt nicht von der Karriere ihres Schwagers im Westen los, und Herr Stier meint, er bekommt sein Gehalt für die vier Grießköppe in der Klasse, Fortschritt ist eine Zumutung, der Dienst geht wie ein Mühlrad, das Rentenalter ist ein ferner Strand, aloahe – aber im Lehrerzimmer in der Pause sitzt auch Wanzka und späht nach einem neuen Gauß, träumt von ihm und findet ihn, weil er von ihm träumte.
    Lest mal dieses Buch von diesem Lehrer, sagt David, und ihr werdet sehen: Die Schule ist für die Ewigkeit. Auch sie hechelt immer wieder dem Tag hinterher, aber zugleich ist sie dem heutigen schon um zehntausend Tage voraus. Ihr Anspruch ist maßlos; laßt uns maßlos sein wie sie. So redet David Groth und wäre komisch, redete er nur so. Aber er hat auch den Mut und den Blick für Glauchau, weil er nach Australien will. Und wenn Kühnheit ohne Gründe nicht geht, so hat er ja Gründe.
    Er ist eine maßlose Wette eingegangen mit einem verrückten Botenmeister und hat gewonnen, er hat Troja erobert, Australien war schon einmal vielfach ferner. Und andere Träumer haben sich immer zum Bund mit ihm gefunden, Johanna die Eiserne vorneweg, die wilde Menschenbildnerin, aber auch Fedor Gabelbach, der Mann der wüsten Prophezeiungen, der Arbeitswüterich, der stets von Chaos sprach und immer für Ordnung sorgte und David vorwärts stieß auf seinem Weg zum Spitzenplatz im Impressum der Rundschau.
    Den hatte Johanna David mitgegeben, als es galt, Antworten einzuholen auf die erste Umfrage der Neuen Berliner Rundschau: »Und 1946? Was wird?«
    Im traurigen Monat November war’s, da gab es große Panik in der Redaktion, denn es ging um die Weihnachtsnummer, und das Schreckenswort kam auf, das noch viele Male erschallen sollte, der Ruf: »Es fehlt noch was!« Und die Umfrage warhier, wie viele weitere Male noch, die Lösung, Erlösung vom journalistischen Übel, das gefaßt wird in den Klageschrei: »Es fehlt noch was!«
    Gabelbach meinte ohnehin, der geplante Heftinhalt sei nichts als ein Sammelsurium ohne den Hauch eines Leitgedankens.
    Johanna antwortete, was von ihr bei solcher Gelegenheit zu erwarten war: »Unser Leitgedanke ist der Mensch!«, aber daß dem Heft etwas fehle, fand auch sie.
    Lediglich Klotz, der neben der Mode und den Winken für die Hausfrau auch die Literatur verwaltete, war mit dem Programm der Weihnachtsnummer zufrieden. »Wieso, wieso, wo soll denn hier was fehlen? Ein einziger Schlager die Nummer! Der Bildbeitrag ›Endlich wieder Kochtöpfe!‹ allein trägt das ganze Heft. Aber wir legen ja noch was dazu! Frau Charlotte gibt Auskunft auf die Frage: ›Was machen wir aus Vaters Uniform?‹ Dann das Rezept ›Haltbare Marmelade aus grünen Tomaten‹. Dann der praktische Wink: ›Holzstiel + Flaschenkappe = Fischschuppenentferner‹, dieses wieder mit Bild. Dann eine instruktive Angelegenheit über ein neues Heilmittel, das Penicillin heißt, zündender Titel darüber: ›Man wird sich diesen Namen merken müssen!‹, und dazu, Herren, Damen, eine Überfülle an Kultur: der Roman ›Wiedersehn im Nebel‹ sowieso, der reicht noch bis zum nächsten Christkind, dazwischen

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