Das Inferno Roman
protestierte Mary und stand auf. »Okay? Gehen wir einfach.«
»Wenn Sie jetzt gehen«, sagte Em, »werden Sie nie herausfinden, wer am Sunset sterben muss.«
»Als ob ich das nicht wüsste. Was glaubst du denn, auf wen die fette Lady ihren Finger richten wird? Sie hat mich auf dem Kieker. Ihr alle habt mich auf dem Kieker.«
»Nein, haben wir nicht«, sagte Em. »Das ist doch Blödsinn.«
Mary blickte böse zu Clint. »Kommen Sie?«
»Sind alle so weit?«, fragte er mit Blick auf die anderen.
»Diese beiden da müssen doch nicht mit uns kommen, oder? Bitte, Clint, sie … machen mir Angst.«
»Ich habe nicht mehr vor, Leute in die Verbannung zu schicken.«
»Und darüber sollten gerade Sie froh sein«, meinte Em zu ihr.
»Soweit es mich betrifft«, sagte Clint, »dürfen die Blotskis gerne mit uns mitkommen.«
»Sie sind ein sehr anständiger Mensch«, sagte Loreen.
»Das stimmt«, fügte Caspar hinzu. »und das ist keine Weissagung, sondern eine Tatsache. Haben Sie etwas dagegen, wenn wir im Laufen essen?«
»Tun Sie das. Aber hören Sie auf mit diesem Wahrsage-Zeug. Das will keiner hören.«
»Oder vielleicht«, meinte Em, »könnten Sie uns einfach nur die angenehmen Sachen erzählen und das Schlimme auslassen.«
»Nein«, entschied Clint. »Noch eine Weissagung, angenehm, schlimm oder sonst wie, und ich mache mich auf den Weg und lasse alle anderen zurück.«
»Mir geht es genauso«, sagte Mary.
»Das ist jetzt die Grundregel.«
»Geht in Ordnung mit mir«, sagte Caspar. »Loreen?«
Sie legte einen Zeigefinger auf ihre fettigen Lippen. »Ich werde schweigen wie ein Grab.«
Clint stand auf. »Dann mal los«, sagte er, »wir sind fast am Gipfel angelangt. Das Schlimmste liegt hinter uns.«
28
Sie hatten ein Mittagessen aus Kartoffelchips mit Barbecuegeschmack und Erdnussbutter-und-Marmelade-Sandwiches zu sich genommen. Barbara hatte ein Bier probiert, aber es nach einem Schluck stehen lassen und war auf Dr. Pepper umgestiegen. Den anderen schien ihr Bier geschmeckt zu haben.
Nachdem er Heather als Ausguck am Fenster postiert hatte, hatte Lee Earl in sein Schlafzimmer geführt, damit er seine Kleidung wechseln konnte. Barbara und Pete hatten währenddessen nebeneinander auf dem Boden gesessen. Barbara konnte leise Stimmen im anderen Zimmer ausmachen, aber nichts verstehen.
»Cool, oder?«, meinte Earl, als er ins Wohnzimmer stolziert kam. Er hatte das riesige weiße Hemd des Toten anbehalten. Doch anstelle der Nadelstreifenhose trug er nun eine Tarnhose, weiße Socken und ausgeblichene blaue Laufschuhe. Er schüttelte seine weiten Hosenbeine. »Er kauft all seine Klamotten im Military Shop.«
Heather sah über ihre Schulter und schmunzelte. Sie sparte sich den Kommentar.
»Jetzt brauche ich nur noch ein M-16 oder so was, dann bin ich zu allem bereit.« Er grinste Lee an. »Danke noch mal für die Klamotten. Ich bringe sie morgen wieder zurück, versprochen.«
»Das hat keine Eile«, sagte Lee.
»Danke für das Essen«, sagte Barbara und stand auf.
»Ja«, meinte Pete, »das hat richtig gutgetan.«
»Schön, dass ich helfen konnte«, sagte Lee.
»Wenn Sie uns wirklich helfen wollen«, sagte Earl, »wie wäre es, wenn Sie uns eine Ihrer Knarren leihen würden?« Er sagte es mit einem Lächeln, als ob es sich um einen Riesenspaß handelte, aber Barbara wusste, dass er es ernst meinte.
»Geht nicht.«
Earl zog eine Schnute. »Hey, ich dachte, wir wären Kumpels?«
»Ich verleihe meine Waffen nicht.«
»Sie brauchen nicht alle beide, oder?«
»Doch.«
»Hey, kommen Sie schon, wie soll ich denn Banner sonst beschützen, wenn ich keine Waffe habe? Schauen Sie doch nur mal - was für eine Schönheit.«
Lee betrachtete Barbara. Sein Blick wanderte von ihrem Gesicht zur Hand, die die Bluse zuhielt und dann zurück zu Earl. Er sagte nichts.
»Ist Ihnen denn ganz egal, ob ihr etwas zustößt?«
»Ist es nicht.«
»Wir müssten auf dem Nachhauseweg nur den Falschen über den Weg laufen und …«
»Dann bleibt hier«, sagte Lee. »Niemand schickt euch vor die Tür.«
»Ich muss nach Hause«, erklärte ihm Barbara. »Meine Eltern …«
»Ich auch«, sagte Pete.
»Aber wir brauchen dazu keine Ihrer Waffen«, fügte Barbara hinzu.
»Du sprichst für dich«, meinte Earl.
»Genau. Ich möchte keine Waffe.«
»Aber ich.« Earl sah Lee flehend an. »Kommen Sie, Sie haben das Sturmgewehr.« Er nickte in Richtung des Karabiners, der neben Heather am Sofa lehnte. »Wozu brauchen Sie dann
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