Das Inferno Roman
Augen. Stanley stach mit der Schere zu. Er erwischte ihren ausgebleichten Hosenboden, traf aber nicht richtig. Ein Fußtritt zwang seinen Arm nach hinten, aber es gelang ihm, die Schere in der Hand zu behalten. Er schwankte und fiel auf seine Knie.
Verschwommen erkannte er, wie sich ihre Stiefel aus seinem Blickfeld entfernten.
Nein!
Ich darf sie nicht entkommen lassen.
Aber er konnte die Verfolgung nicht aufnehmen. Noch nicht.
Der Körper unter Stanleys Knien begann sich zu bewegen. Stanley taumelte und krallte seine Finger in Crashs dickes fettiges Haar. Er hielt sich an den Haaren fest, als er fiel und zur Seite kippte. Den Ellenbogen in Crashs Rücken gedrückt, holte er mit der rechten Hand aus und bohrte die Schere so fest er konnte in Crashs Hals.
Crash quiekte. Dann wurde sein Körper steif.
Stanley zog die Schere heraus und stieß erneut zu. Wieder und wieder. Er zielte auf den Hals und fand meistens sein Ziel, spürte aber am Widerstand, dass er bisweilen den Kiefer, die Zähne oder die Wangen traf. Crash kreischte und grunzte und brüllte, sein Körper zuckte und bäumte sich auf. Das Blut spritzte.
Stanley wollte aufhören.
Wollte von Crashs Rücken springen und Weed verfolgen.
Aber er stach weiter zu.
Verrecke endlich, du dreckiger Fettkloß! Sonst entkommt sie mir noch!
Schließlich war Crash still. Stanley wurde klar, dass sich der gewaltige Körper unter ihm nur deshalb noch bewegte, weil er so fest mit der Schere zustach.
Stanley war am Ende seiner Kräfte, ausgelaugt, schweißüberströmt. Aber er hatte keine Zeit zu verlieren. Ohne sich auch nur einen Moment Pause zu gönnen, zog er die Schere aus Crash, stieß sich hoch und kletterte aus dem Loch. Mühsam richtete er sich auf.
Er blinzelte, um seine Augen von Schweiß zu befreien - und von Blut.
Dann nahm er die Überreste von Sheilas Haus, ihren Innenhof und den Garten in Augenschein. In diese Richtung
war Weed abgehauen, aber er konnte sie nirgends entdecken.
Ob sie sich in der Nähe versteckte?
Hatte sie sich einen Weg durch den Schutt gebahnt und war durch den Garten entkommen?
War sie um das Haus zur Vorderseite gelaufen?
»Weed!«, schrie Stanley. Er gab sich Mühe, möglichst schroff zu klingen. »Weed, ich bin’s, Crash! Ich hab den Typen. Hab den Hurensohn umgelegt! Wo steckst du? Hey, Weed!«
Sie antwortete nicht.
Sie zeigte sich nicht.
Sie müsste schwachsinnig sein, auf so einen Trick hereinzufallen, dachte Stanley.
Außerdem ist sie wahrscheinlich zu weit weg, um mich zu hören.
»Weed!«, rief er noch einmal. »Weed! Ich bin’s, Crash! Komm zurück, du Schlampe!«
»Nehmen Sie ihn runter von mir, Stan - bitte!« Die sanfte, gedämpfte Stimme kam von hinten, kam von Sheila.
Er drehte sich um. Irgendwo dort unten, unter Crash, den Balken und dem ganzen Blut musste sie sein. Aber Stanley konnte nichts erkennen.
»Stan?«, meldete sie sich wieder.
»Mund halten!«
»Sie müssen ihn runternehmen. Bitte.«
»Einen Scheißdreck muss ich. Sie sind doch selbst schuld, dass diese Freaks Sie überhaupt gefunden haben. Sie und Ihr großes Maul. Jetzt muss ich erst mal die finden, die mir entwischt ist.«
»Nein! Bitte lassen Sie mich hier nicht unter ihm zurück. Stan! Das geht nicht! Er ist tot!«
»Sie sind besser still«, sagte Stanley, »wenn Sie nicht noch mehr Besucher haben wollen, die dann ins Gras beißen müssen. Diesen Ben habe ich übrigens auch umgebracht. Sie erinnern sich an Ihren Kumpel Ben? Es gab kein unter dem Kamin eingeklemmtes Mädchen. Das war nur ein Vorwand, ihn dorthin zu bringen, wo ich ihn haben wollte. Und dann habe ich ihm den Kopf abgesägt. Ich dachte, das interessiert Sie vielleicht.«
Er wischte die Schere am Hosenbein ab und begann die Suche nach Weed.
30
Das plötzliche Klopfen an der Badezimmertür überraschte Barbara. Sie schnaufte und fragte dann: »Was?«
»Brauchst du den ganzen Tag?«, beschwerte sich Earl. »Was machst du überhaupt da drin, nimmst du ein Bad?«
»Ich habe Durchfall«, sagte sie.
»Tja, Scheiße. Beeil dich. Wir haben Leichen hier draußen. Das ist kein schöner Anblick.«
»Dann warte doch vor dem Hauseingang«, schlug sie ihm vor.
»Klar, damit uns die Nachbarn schön sehen können. Komm schon, ja? Lass uns abhauen.«
»Ich komme raus, sobald ich kann.«
»Wir sollten ohne dich aufbrechen.«
»Macht doch«, sagte sie, aber sie wusste genau, dass sie das nicht tun würden.
»Du bist doch an der ganzen Scheiße schuld.«
»Ich weiß, ich
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