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Das Inferno Roman

Titel: Das Inferno Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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weiß. Jetzt geh weg und hör auf, mich zu belästigen, sonst komme ich gar nicht mehr raus.«
    »Lass sie in Ruhe«, hörte sie Pete sagen. Seine Stimme war leise, kaum zu hören. »Ich glaube, das alles nimmt sie ganz schön mit.«
    Verdammt richtig, dachte sie.
    »Ja, ja, ja«, grummelte Earl. Seiner Stimme nach stand er immer noch direkt vor der Badezimmertür. »Wisch
dir den Arsch ab und komm raus, Banner, sonst hole ich dich.«
    »Rede nicht so mit ihr, Earl.«
    »Ich rede mit ihr, wie ich will. Was willst du dagegen tun? Mich erschießen?«
    »Sei doch einfach mal freundlich, okay?«
    »Ei-tei-tei.«
    »Hört damit auf, ihr beiden«, rief Barbara. »Und Schluss mit dem Gerede von Erschießen. Beruhigt euch, ich komme gleich raus.«
    »Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit«, meinte Earl und ging weg.
    Ich hätte nicht so lange hier drinbleiben sollen, dachte Barbara. Hätte schnell pinkeln und wieder rauskommen sollen.
     
    Aber sie hatte gepinkelt und war sitzen geblieben.
    Vielleicht, weil sie die Hosen heruntergelassen hatte.
    Vielleicht, weil sich das Toilettenpapier so angenehm anfühlte.
    Fick den Typen, und wir kommen hier mit’ner Pistole raus …
    … würde Lee dich jetzt im Zimmer nebenan nageln, statt hier mit zermatschtem Hirn in seinem Blut auf dem Boden zu liegen …
    Als sie sich gerade vom Toilettensitz erheben wollte, hatte sie die volle Wucht der Erkenntnis getroffen, dass Earl Recht hatte: Wenn sie sich auf den Handel eingelassen und mit Lee ins Bett gegangen wäre, läge sie wahrscheinlich immer noch mit ihm im Schlafzimmer.
    Niemand wäre erschossen worden.

    Lee und Heather wären noch immer am Leben.
    Was ist deine Pussy wert?
    Nicht so viel wie das Leben der beiden.
    Nicht so viel wie ein Menschenleben.
    Ich hätte sagen sollen, »Ja, sicher, eine Pistole könnten wir gut gebrauchen, ist doch alles nicht so schlimm.« Aber das habe ich nicht, und jetzt ist er tot, und Heather auch. Und ich bin an allem schuld …
    Und dann hatte sie dort auf der Toilette einen Zusammenbruch erlitten, einen Weinkrampf. Damit sie keiner hören konnte, hatte sie ein Badehandtuch von der Stange gezogen und ihr Gesicht darin begraben.
    Das Handtuch war noch feucht.
    Es war noch feucht, weil Lee vor dem Beben geduscht oder ein Bad genommen hatte.
    Damals, als er noch am Leben war.
    Sie hatte sich vorgestellt, wie er seinen nassen Körper damit abgerieben und vielleicht ein fröhliches Lied dabei gesummt oder gepfiffen hatte - und das hatte sie noch heftiger weinen lassen.
    Als sie sich wieder beruhigen konnte, schmerzten Hals und Lunge, und sie spürte diesen wohlbekannten metallischen Geschmack im Mund, den man schmeckt, wenn man zu heftig heulen muss oder einen Faustschlag ins Gesicht bekommt.
    Sie hatte ihren Kopf gehoben, das zusammengeknüllte Handtuch nach Blutspuren abgesucht, keine gefunden und ihr Gesicht wieder darin versenkt.
    Ich muss aufstehen, hatte sie sich gesagt. Aufstehen und in die Gänge kommen. Sonst denken sie noch, ich sei in die Schüssel gefallen.
    Ich werde einfach sagen, dass ich Durchfall habe.

    Clever, dachte sie. Wirklich clever.
    Ach, wen kümmert das schon?
    Aber was soll Pete denken?
    Wen kümmert’s?
    Mich.
    Vergiss es. Erzähl ihnen einfach die Wahrheit - du hattest einen Zusammenbruch. Du bist schuld am Tod von Lee und Heather, obwohl das so nun auch wieder nicht stimmte, und deshalb hast du die Fassung verloren.
    Das könnte Earl so passen.
    Außerdem war nicht ich es, der sie umgebracht hat. Nicht wirklich. Earl hat sich das in den Kopf gesetzt, aber es ist eine verdammte Lüge. Es waren das Erdbeben und seine Folgen, die dazu führten, dass wir in Lees Apartment landeten, und Earl mit seinem blöden Plan, die Pistole zu bekommen. Es war der unglückliche Zufall, eine eifersüchtige Irre wie Heather bei uns zu haben, und es war Lees Schuld, weil er eine geladene Waffe in ihrer Reichweite aufbewahrte.
    Es ist nicht meine Schuld.
    Pech für Lee und Heather, aber nicht meine Schuld.
    So ist das Leben nun mal.
    Wäre nur eine der tausend Sachen anders gelaufen, wären sie noch am Leben.
    Aber einiges hatte mit mir zu tun.
    Ja, stimmt. Und ich werde damit leben müssen, aber mich nicht davon kaputtmachen lassen.
    Ich werde es versuchen.
    Sie hatte sich auf dem Toilettensitz aufgerichtet, ein letztes Mal ihr Gesicht mit dem Handtuch abgewischt und tief Luft geholt. Und dann war sie zusammengezuckt,
als plötzlich jemand an die Badezimmertür hämmerte.
     
    Barbara fand Pete

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