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Das Inferno Roman

Titel: Das Inferno Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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haben ja so Recht. Aber sie würde nur so tun als ob.« Plötzlich verschwand Ems belustigter Gesichtsausdruck. »Ich hoffe wirklich, dass ihr nichts passiert ist.«
    »Wahrscheinlich geht es ihr gut«, sagte Clint. »Wahrscheinlich geht es allen gut.«
    »Mister Glitschi ist es auch nicht so ergangen.«
    »Aber er ist nur einer von … von wie vielen? Von zwölf Millionen? Die Statistik ist auf unserer Seite. Deine Mutter, meine Frau und meine Tochter … wahrscheinlich geht es ihnen gut.«
    »Ja. Wahrscheinlich.«
    »Wir schaffen das.«
    »Bis auf Mary«, fügte sie hinzu, und das Funkeln kehrte in ihre Augen zurück, »die vielleicht oder vielleicht auch nicht dem Tod geweiht ist, je nach dem, ob man daran glaubt, was …«
    »Loreen weiß überhaupt nichts.«
    » Falls es mit Mary ein schlimmes Ende nehmen sollte, wäre es mir lieber, wenn es bald passierte, damit wir nicht länger so herumtrödeln müssen.«
    Clint verzog das Gesicht.
    Sie lachte und stieß ihn mit ihrer Schulter an.
    »So ein Frechdachs«, sagte Clint.

    »Ich bin froh, dass es wenigstens eine Person gibt, die hier ihren Spaß hat«, rief Mary von hinten.
    Em ließ Clints Hand los und drehte sich um. Sie lief ein Stück zurück und fragte: »Wie geht es Ihnen?«
    »Fürchterlich.«
    »Kann ich etwas für Sie tun?«
    »Ja, dreh dich um und lass mich in Ruhe.«
    »Oh, das ist ja sehr nett.«
    »Wie lange wird das alles noch dauern, Clint?«
    Er schaute über seine Schulter zu ihr zurück. »Wir sind fast am Sunset.«
    »Oh, fantastisch. Das wird Loreen sehr freuen.«
    Clint sah Loreen und Caspar nebeneinanderlaufen, etwa fünfzehn Meter hinter Mary. Sie gestikulierten miteinander und bewegten ihre Münder.
    »Am Sunset Boulevard wird gar nichts passieren«, sagte Clint.
    »Wenn man davon absieht, dass ich sterben soll.«
    »Auch das wird nicht passieren.«
    »Als ob Sie mich retten würden.«
    »Als ob überhaupt irgendwas passieren würde. Hören Sie auf, sich darüber Gedanken zu machen, okay?«
    »Sie würden sich auch Gedanken machen, wenn so eine scheiß Zigeunerschlampe behauptet hätte, Sie würden am Sunset sterben.«
    »Niemand stirbt am Sunset«, sagte Clint.
    »Das werden wir ja sehen.«
    Ein paar Minuten später kam der Sunset Boulevard in Sicht. Em umfasste Clints Hand fester und blieb stehen.
    »Lasst uns weitergehen«, sagte Clint, der sich Mühe geben musste, seiner Stimme die Besorgnis nicht anmerken zu lassen.

    Em schüttelte den Kopf. Sie stieß ein schrilles Geräusch aus, eine Mischung aus Stöhnen und Winseln.
    »Es ist alles in Ordnung«, sagte er. Aber er wusste, dass nichts in Ordnung war. Er wusste, warum Em nicht weitergehen wollte und warum sie diesen angsterfüllten Laut von sich gegeben hatte. Am liebsten hätte er selbst »Lasst uns hier abhauen!« gebrüllt, sich auf den Absätzen umgedreht und die Flucht ergriffen.
    Es war die erste größere Hauptverkehrsader, seit sie Ventura Boulevard auf der anderen Seite der Hügel hinter sich gelassen hatten.
    Wie am Ventura Boulevard war auch hier jeder Fahrstreifen vom Verkehr verstopft.
    Aber am Ventura hatte es vor Menschen gewimmelt.
    Am Sunset Boulevard nicht.
    Hier versuchten die Fahrzeuge nicht, Zentimeter um Zentimeter vorwärtszukommen. Nichts bewegte sich. Manche Autos lagen auf der Seite, andere auf dem Dach. Viele waren nur noch rauchende, ausgebrannte Blechhüllen.
    Keine Hupsignale ertönten.
    Es war niemand da, um die Hupen zu drücken.
    Die meisten Wagen und Laster sahen verlassen und aufgegeben aus - als ob ihre Fahrer und Passagiere die Türen aufgerissen hätten und um ihr Leben gelaufen wären.
    Viele hatten es nicht geschafft.
    Leichen lagen herum. Mindestens fünfzehn oder zwanzig konnte Clint von seinem Aussichtspunkt erkennen. Manche Leichen hingen über Motorhauben, die meisten lagen jedoch ausgestreckt auf der Clint zugewandten
Fahrbahn, als ob sie auf der Flucht zum Laurel Canyon abgeschlachtet worden wären.
    Mister Glitschi muss zumindest die Flucht gelungen sein, dachte Clint.
    Aber weit ist er nicht gekommen, oder? Sie haben ihm abgenommen, was sie von ihm wollten, und dann haben sie die arme Sau gehen lassen.
    Wer mochte das hier angerichtet haben?, fragte sich Clint.
    Er sah niemanden, der zwischen den Autos herumlungerte. Niemanden, der nicht tot war.
    Mary wackelte zu ihm hin und blieb an seiner Seite stehen. Sie sagte kein Wort. Sie starrte stur geradeaus vor sich hin und zitterte.
    Kurz darauf trafen Caspar und Loreen ein.
    Alle

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