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Das Inferno Roman

Titel: Das Inferno Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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den ganzen Weg vom Gipfel der Erdrutschaufschüttung herunter - einen Weg, den sie wie ein verängstigtes Kind zurückgelegt hatte: mit den Füßen nach vorn auf dem Hintern rutschend. »Fassen Sie mich nicht an!«, hatte sie geblafft, als Clint ihr die Hand reichte. »Man darf mich nicht berühren! Nirgends! Nirgends! Ich habe Schmerzen! Schmerzen! Alles tut mir weh!«
    Es hatte sich gebessert, als sie den Erdrutsch hinter sich gelassen hatten. Am geteerten Laurel Canyon Boulevard angekommen, war Mary zitternd und übervorsichtig neben ihnen hergeschlurft, aber das schlimmste Geheule und Gejammer hatte sie eingestellt.
    Clint lief vor ihr, Em an seiner Seite. Aus Rücksicht auf Mary achtete er auf ein behutsames Schritttempo.
    Sehr behutsam.
    Er versuchte, keine Abneigung in sich aufkeimen zu lassen.
    Mary und ihr verdammter Sturz.
    Zwar konnte sie nichts dafür, dass Mister Glitschi - wie Em den armen Teufel getauft hatte - sie so erschreckt hatte, aber sie hätte auch nicht eingeschnappt vorausstürmen müssen. Clint war sich sicher, dass sie nicht gestürzt wäre, hätte sie sich angemessen verhalten.

    Wie viel Zeit sie deswegen verloren hatten. Weil sie sich immer wieder geweigert hatte, aufzustehen und loszulaufen. Weil sie, als sie endlich bereit war, sich zu erheben, darauf bestanden hatte, dass ihr jemand ihre Schuhe bringt. Also war Em die andere Seite der Geröllhalde wieder hinabgestiegen und hatte sich auf die Suche gemacht. Weil Mary Ewigkeiten gebraucht hatte, bis sie auf ihrem Hintern den Hügel hinuntergerutscht war. Und schließlich, weil Mary humpelte wie eine alte Frau und alle damit aufhielt.
    Ich könnte schon zu Hause sein, dachte Clint.
    Vielleicht noch nicht ganz zu Hause, aber zumindest in der Nähe. Wenn Mary nicht wäre. Sie ist eine Zicke, und trotzdem habe ich mich von ihr aufhalten lassen. Das gehört sich nicht, Sheila oder Barbara könnten verletzt sein oder verschüttet, sie brauchen mich. Ich sollte für sie da sein!
    Trotzdem schlug er keine schnelleren Schritte ein.
    Ich muss bei ihr bleiben, dachte er. Ich muss ihr helfen, diese Scheiße hier durchzustehen. Gott weiß warum.
    Ohne ihren Wagen wäre ich nicht so weit gekommen, fiel ihm ein. Der hat uns ganz am Anfang einige Mühen erspart. Vielleicht liegt es daran.
    Oder vielleicht liegt es daran, dass sie eine Frau ist. Als Mann kümmerst du dich um Frauen. Das gehört dazu, ganz egal, was die Feministinnen sagen. Sie sind die edlen Burgfräuleins, und du bist ihr Ritter - ob dir das gefällt oder nicht.
    Ein Stück weiter die Straße runter konnte er eine Kreuzung erkennen, mit lahmgelegten Ampeln und Abzweigungen, die nach links führten.
    »Wir sind fast am Sunset«, sagte er.

    »Ist es da vorne?«, fragte Em.
    »Das dort ist Hollywood Boulevard. Siehst du die Straßenschilder? Sunset ist noch ein Stück weiter.«
    »Die kleine Straße ist Hollywood Boulevard?«
    »Der Anfang davon.«
    » Sieht überhaupt nicht nach Hollywood Boulevard aus.«
    »An diesem Ende nicht, es gibt nur ein paar Apartmenthäuser und Eigentumswohnungen. Aber wenn du die Straße weitergehst, folgt bald das ganze Touristenzeug, Grauman’s Chinese Theatre, der Walk of Fame …«
    »Wie weit sind wir von Ihrem Haus entfernt?«
    Er runzelte die Stirn. »Nicht weit. Wenn wir stramm durchlaufen würden, könnten wir von hier aus in etwa einer Stunde dort sein.«
    »Hey, das ist doch gar nicht schlecht!«
    »Aber bei unserem jetzigen Tempo werden es wohl eher zwei oder drei Stunden werden.«
    Sie machte ihr Gesicht mit der gerümpften Nase, als ob sie auf etwas besonders Übelriechendes gestoßen wäre. Dann blickte sie über ihre Schulter.
    »Was hast du für ein Problem?«, grummelte Mary.
    Em zuckte mit den Schultern, schüttelte den Kopf und sah wieder zu Clint. »Möchten Sie sie loswerden?«
    »Das ging mir auch schon durch den Kopf. Können wir aber nicht machen.«
    »Ja, weiß ich. Sonst wird sie vielleicht noch zu Miss Glitschi .«
    »Richtig.«
    »Natürlich könnten wir sie in die Obhut von Caspar und Loreen entlassen.«
    Clint stieß einen Lacher aus. »Das wäre wirklich sehr nett.«

    »Würde ihr recht geschehen.«
    »Es gibt eine Menge, was ihr recht geschehen würde«, meinte Clint. »Aber sie hat auch schon einen ziemlich hohen Preis bezahlen müssen. Ich würde nicht wollen, dass ihr etwas zustößt.«
    Em drückte seine Hand. »Sie sind ein solcher Gentleman . Mein Mom würde sie abgrundtief hassen.«
    »Nein, würde sie nicht.«
    »Sie

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