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Das Inferno Roman

Titel: Das Inferno Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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riss die Tür auf, sprang hinaus, warf die Tür zu und rannte los. Zwischen zwei Reihen stillstehenden Verkehrs ergab sich ein unverstellter Fluchtweg. Sekunden nachdem er den Nova aufgegeben hatte, sprintete er hinter einem Müllkipper vorbei und war verschwunden.
    Kaum war er weg, kam eine schlanke schwarze Frau in brauner Uniform - die Busfahrerin? - vorbeigerannt.
    »Schnappen Sie ihn sich, Lady!«, schrie Pete. Begeisterung schwang in seiner Stimme mit.
    Barbara lachte. Sie wollte erst gar nicht glauben , dass sie tatsächlich lachen konnte, aber es bestand kein Zweifel. Ein ausgelassenes, übergeschnapptes Lachen.
    Sie drehte sich zu Pete um. Auch er lachte.
    Wir sind alle durchgedreht, dachte sie.
    Für Heather bestand kaum Gefahr, in Gelächter auszubrechen. Es schien eher, als würde sie nie wieder aufhören zu heulen.
    Earl öffnete seine Tür. Er stieg aus und blieb neben dem Wagen stehen. Anscheinend hoffte er mitzuerleben, wie die Busfahrerin Wellen schnappte. Dann blickte er ins Wageninnere zurück.
    »Hat sie ihn erwischt?«, fragte Pete.

    Earl beugte sich in den Wagen. »Wer weiß?«, sagte er. »Sie sind weg. Und ich mach’s genauso. Kommt ihr mit? Der Wagen hier fährt garantiert nirgendwo mehr hin. Der Verkehr staut sich bis zum Jüngsten Tag.«
    »Wir sollen einfach den Wagen hier stehen lassen?«, fragte Barbara. Jetzt lachte sie nicht mehr.
    »Der Wagen bleibt hier. Ob wir wollen oder nicht, ob wir drinsitzen oder nicht. Alle hauen ab. Bis sich hier etwas bewegt, vergehen noch Stunden. Vielleicht sogar ein ganzer Tag.«
    Pete runzelte die Stirn. »Ich glaube, wir sind keine zehn Kilometer von der Schule weg.«
    »Laufen?«, fragte Barbara. »Ja. Ein paar Stunden, länger sollte es nicht dauern. Sechs Kilometer die Stunde.«
    Für den letzten Kilometer von der Schule nach Hause würden sie dann eine weitere Viertelstunde brauchen. »Dann machen wir das«, sagte sie. »Besser als hier zu sitzen. Was meinst du, Heather?«
    »Okay«, schniefte Heather.
    »Für den Fall, dass Wellen zurückkommt«, murmelte Barbara und zog den Zündschlüssel ab. Sie ließ den Schlüsselbund in ihre Jeans-Handtasche fallen, hängte sie sich über und stieß die Tür auf.
    Im Wagen hatte es eine Klimaanlage gegeben. Die Fenster waren geschlossen. Vom Loch in der Windschutzscheibe abgesehen war der Wagen dicht gewesen, bis Wellen und dann Earl ihre Türen geöffnet hatten.
    Barbara hatte gedacht, sie wäre froh, aus dem Wagen zu kommen. Wellens wahnsinniger Trip hatte aus dem Nova eine Todesfalle gemacht.
    Sie stieg aus.
    Und wollte sofort wieder einsteigen.

    »Mein Gott«, stöhnte sie.
    Die Todesfalle kam ihr auf einmal wie der reinste Zufluchtsort vor.
    Wenigstens bot sie Schutz vor der Hitze, dem Gestank, dem Rauch, dem Lärm, dem Chaos und der Zerstörung.
    Die Hitze war wie ein Glutofen. Abgase und der Rauch der umliegenden Feuer ließen Barbaras Augen tränen und brannten in ihrer Nase. Das Gehupe schmerzte ihr in den Ohren.
    Warum müssen alle immer hupen?
    Es hupten gar nicht alle, es hörte sich nur so an. Tatsächlich saßen in vielen Fahrzeugen überhaupt keine Fahrer mehr. Manche standen neben ihren Autos und schauten sich die Lage an. Andere saßen auf Motorhauben oder Wagendächern. Grüppchen hatten sich gebildet: Menschen, die sich noch vor Minuten völlig fremd gewesen waren, standen nun mitten im Verkehr und plauderten. Barbara nahm an, dass sich viele ohne ihre Fahrzeuge auf den Weg gemacht hatten.
    Es hupen gar nicht alle - nur jeder Trottel, der noch in seinem Wagen sitzt.
    Sie wollte nichts lieber als zurück in den Nova und die Türen abschließen.
    Aber dann komme ich nie nach Hause. Das ist die einzige Chance.
    Heather tat das Richtige und presste die Handflächen auf ihre Ohren.
    »Lasst uns abhauen!«, rief Earl. Ohne eine Antwort abzuwarten, drehte er sich um und begann zwischen den Reihen abgestellter Autos durchzuspazieren.
    Pete bedeutete Heather und Barbara, vor ihm zu laufen. Heather blieb zurück. Sie wollte nicht als Zweite
gehen. Das war keine Überraschung. Auch Barbara hatte keine Lust auf Earls Nähe. Der Typ war ein Widerling. Aber sie wusste, dass sie besser als Heather mit ihm fertigwerden würde. Deshalb ging sie voran.
    Als sie Earl eingeholt hatte, rief sie: »Lasst uns so schnell wie möglich den Pico Boulevard verlassen! Nehmen wir die erste Seitenstraße. Raus aus diesem Durcheinander.«
    Er verzog das Gesicht und nickte.
    An der nächsten Ecke gingen sie

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