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Das Inferno Roman

Titel: Das Inferno Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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viel im Weg. Aber Sie hören sich an, als wären Sie irgendwo über meinen Füßen.«
    Wie konnte das sein? Das Geröll vor ihm sah ziemlich eben aus und erhob sich kaum vom Boden. Vielleicht war Sheila doch erdrückt worden - aber sie sagte, sie sei unverletzt. Und sie hörte sich auch so an. Angst mochte sie haben, aber keine Schmerzen.
    »Das verstehe ich nicht«, sagte er. »Wo sind Sie?«
    »Ich glaube, ich bin im Kellergang.«
    »Wo?«
    »Im Kellergang . Unter dem Haus. Ich habe gespürt, wie die Wanne gefallen ist. All das ganze Zeug kam von oben runter, und die Wanne gab unter mir nach. Wir müssen im Keller gelandet sein.«
    »Sie sind in Ihrer Badewanne?«, fragte Stanley.
    »Ja. So viel Glück habe ich wohl noch nie gehabt.«
    Und ich erst, dachte Stanley.

    »Der Schutt hätte mich erschlagen. Aber der Boden hat ihn abgehalten. Nur liegt jetzt alles über mir, und ich kann mich nicht bewegen.«
    »Ich werde mit dem Aufräumen anfangen.« Er zog sein Schlafanzugoberteil aus. Es fühlte sich gut an, den nassen, klebrigen Stoff los zu sein und Luft auf seiner Haut zu spüren. Er wollte seine Hose ebenfalls ausziehen.
    Dann wären wir beide nackt.
    Ja, und was wäre, wenn jemand vorbeikäme? Und was würde Sheila denken? Sie wird mich sehen können, sobald …
    »Was macht das Feuer?«, fragte sie und riss ihn aus seinen Gedanken.
    Stanley drehte sich um und sah nach. Immer noch stiegen schwarze Rauchsäulen in den Himmel. »Es kommt nicht näher. Machen Sie sich keine Sorgen. Wir haben alle Zeit der Welt.«

5
    Wellen hatte den Frontalzusammenstoß mit dem Stadtbus nur vermeiden können, indem er zwei Fahrspuren weiter nach links auswich und sich durch den Gegenverkehr direkt auf einen grauen Mercedes zuschlängelte. Wellen schwenkte nach rechts und traf haarscharf die Lücke zwischen dem Heck des Busses und einem entgegenkommenden Ford. Dann riss er wieder nach rechts, um im allerletzten Moment die Abzweigung nach Westen zu verlassen.
    Und so war es weitergegangen.
    Vollgas, Spurwechsel, Schlittern, abruptes Bremsen, ein Beinahe-Zusammenstoß nach dem anderen. Kaum hatte Wellen sie vor einer Kollision gerettet, kam schon das nächste Auto, der nächste Bus oder Lieferwagen direkt auf sie zu.
    Barbara saß angeschnallt und stocksteif auf dem Beifahrersitz, presste ihre Schenkel zusammen und versuchte nicht zu schreien.
    Anders ging es Heather auf dem Rücksitz. Sie schrie. Und schluchzte und bettelte.
    Earl und Pete brüllten.
    Barbara nahm kaum etwas außerhalb des unmittelbaren Gefahrenbereichs wahr. Nur verschwommen registrierte sie eingestürzte Gebäude, Brände, Autowracks, umgefahrene Hydranten, aus denen Wasserfontänen in
die Luft schossen, Menschen, die blutend auf dem Bürgersteig lagen oder durch die Gegend stolperten wie Zombies. Barbara hatte dafür keinen Blick. Das war nicht wichtig. Das war nur Hintergrund, nicht real. Real war einzig und allein der Wagen - der Nova, den der Fahrlehrer auf seinem selbstmörderischen Kurs hielt.
    Weiter, immer weiter fuhr er mit seinen Fahrschülern an Bord.
    Mit jeder Radumdrehung setzte er sie der Todesgefahr aus. Mit jeder Sekunde brachte er sie weiter weg von ihrer Schule und ihrem Zuhause.
    Ein paar Mal nahm Wellen Umwege, damit er die gänzlich verstopften Abschnitte des Pico Boulevard umgehen konnte. Er driftete um Ecken und raste mit Vollgas durch Nebenstraßen, kehrte aber immer wieder auf den Pico Boulevard zurück.
    Bis er schließlich ein paar Blocks hinter der Western in die Klemme geriet.
    Vor ihm waren sämtliche Fahrstreifen blockiert, eine durchgehende Barriere, Fahrzeuge über die gesamte Straßenbreite.
    »Nein«, schrie Wellen und stieg aufs Bremspedal. Der Nova brach aus. Wenige Zentimeter vor der Heckstoßstange eines Vans kam er zum Stehen. Er haute den Rückwärtsgang rein. Gab Gas.
    Der Nova bockte nach hinten und krachte gegen irgendwas.
    »Super gemacht!«, plärrte Earl.
    Barbara verdrehte ihren Hals, um aus dem Heckfenster sehen zu können. »Ein Bus«, stellte sie fest.
    Wellen blickte nach hinten.

    Zuerst dachte Barbara, er wolle nur überprüfen, wogegen er geprallt war, aber sein ruheloser Blick machte ihr klar, dass er nach einem Ausweg suchte - einer Lücke im Verkehr, die es ihm ermöglichte, rückwärts herauszustoßen und seine wahnsinnige Odyssee zur Schule seiner Tochter fortzusetzen.
    »Nicht mit mir«, murmelte Barbara.
    Sie streckte den Arm aus und drehte den Zündschlüssel.
    Wellen schien es nicht zu bemerken.
    Er

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