Das Inferno Roman
meine Gefühle verletzt hast?«, fragte Stanley.
»Ja! Das wollte ich nicht. Ehrlich.«
»Blödsinn.«
»Es tut mir leid .«
»Willst du wissen, warum? Es gibt nur einen Grund, warum es dir leidtut: Weil ich jetzt das Kommando habe. Du kannst mich nicht wegjagen. Du kannst mich nicht dazu bringen aufzuhören. Und du kannst mich nicht ignorieren.
Ihr Schlampen denkt, euch gehört die ganze Welt. Aber ich gehöre dir nicht. Nicht heute. Nicht hier. Jetzt bin ich der Boss.«
Mit leiser, zitternder Stimme sagte Judy: »Ich habe Ihnen nie etwas getan. Ich war immer freundlich zu Ihnen.«
»Ja, klar. Und zu Hunden bist du wahrscheinlich auch immer freundlich.«
Er brachte sie erneut zum Schreien.
14
»Sie geben nicht auf?«, fragte Mrs. Klein mit besorgter Miene.
»Ich muss nur kurz verschnaufen«, antwortete Barbara, als sie rückwärts den Schutthaufen herunterkletterte.
»Eine kurze Pause«, sagte Mrs. Klein.
»Ja.« Als sie wieder den festen, sicheren Boden der Straße unter sich hatte, richtete sich Barbara auf. Sie streckte sich, drückte den Rücken durch und rollte die Schultern. Dann beugte sie sich vor, streckte die Hände bis zu den Knien und schnappte nach Luft. Schweiß tropfte von ihrem Gesicht. Ihre Bluse war so durchgeschwitzt, dass sie an ihrem Rücken klebte. Ein paar der oberen Knöpfe waren aufgesprungen, die Bluse hing offen bis zu ihrem Bauch. Ihr BH fühlte sich völlig durchnässt an. Ihr Höschen klebte am Unterleib.
»Sie sind wundervolle junge Leute«, sagte Mrs. Klein.
»Wir helfen gern«, murmelte Barbara.
Kaum hatten sie die Leiche des Jungen, der Barbaras Handtasche geklaut hatte, hinter sich gelassen, hatte ihnen Mrs. Klein aufgelauert. Zwei Blocks weit waren sie gekommen, schätzte Barbara, höchstens drei.
Die Frau war aus dem Gässchen vor ihnen getorkelt und hatte unter Tränen ihren Kopf wild hin- und hergeworfen.
Als sie die Gruppe entdeckte, hatte sie gerufen: »Helfen Sie mir! Bitte helfen Sie mir!«
»Schnell«, hatte Heather geflüstert, »lasst uns abhauen!«
»Nicht mit mir«, hatte Pete geantwortet. »Sorry. Ich meine, schau sie dir doch an.«
Sie war etwa fünfzig Jahre alt, modisch gekleidet und sah aus wie eine Frau, die auf dem Weg zum Mittagsmahl in Beverly Hills ausgeraubt wurde. Ihr braunes Haar war verstrubbelt und ihr Gesicht von Wimperntuschespuren durchzogen, als ob sie blaue Tränen geweint hätte. Ihre elfenbeinfarbene Seidenbluse hing heraus und war schmutzig, die Strümpfe waren voller Laufmaschen. Die Knie, die unter dem Rocksaum hervorschauten, waren blutig. Schuhe trug sie keine mehr.
»Geht es Ihnen gut, Ma’am?«, hatte Pete gefragt, als sie auf die drei zugehinkt war.
»Geht es mir gut? Ist mein Outfit ruiniert? Ist mein Herz gebrochen? Helfen Sie mir! Helfen Sie, mein Baby zu retten!« Ohne auf eine Antwort zu warten hatte sie Pete in das Gässchen gezerrt. Während Barbara und Heather ihnen nacheilten, hatte sie geschnauft: »Wie konnte mir das nur passieren? Meine arme Susie! Ich hatte sie nur zwei Minuten alleine gelassen. Zwei Minuten, keine Sekunde länger. Ich hatte mein Scheckbuch im Haus vergessen. Mein Scheckbuch! Ein Scheckbuch, das ich überhaupt nicht brauche. Habe ich Kreditkarten? Wer hat keine? Aber trotzdem gehe ich zurück wegen eines Scheckbuchs, das ich nicht brauche, und dann bricht die Hölle los. Wissen Sie, was ich meine? Das Haus? Ein heilloses Durcheinander, aber es bleibt stehen. Die Garage bricht ein wie eine schlechte Aktie. Auf mein Baby drauf! Mein armes Baby! Werden Sie sie retten?«
»Wir werden tun, was wir können«, versicherte ihr Pete.
»Ist sie im Auto?«, hatte Barbara gefragt.
»Ja, ja. Es war so dumm von mir, sie alleine zu lassen. Aber wegen zwei Minuten? Was soll denn in zwei Minuten schon passieren? Ein Erdbeben zum Beispiel. Das Ende der Welt? Wer weiß! Zwei Minuten lang lasse ich sie allein. Wenn ich es gewusst hätte! Aber wir können diese Dinge nicht wissen! Diese Dinge sind Steine, die man nach uns wirft - wir werden nicht dafür bezahlt, uns zu ducken, wenn Sie wissen, was ich meine.«
Barbara hatte keine Ahnung, was sie meinte. Aber das war egal. Jetzt zählte nur, dass ihre Tochter eingeschlossen war. Eher Enkelin, ging man vom Alter der Frau aus. Barbara nahm trotzdem an, dass Mrs. Klein tatsächlich die Mutter des Kindes war.
Als sie zu den Überresten kamen, wurde Heather klar, dass hier mehr als eine einfache Garage eingestürzt war. »Waren das zwei Stockwerke?«,
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