Das Inferno Roman
zu finden.
Sie nahm eine Dose heraus. Sie fühlte sich kühl genug an. Plötzlich tropfte kalter Schleim auf ihre Hand. »Igitt!«, entfuhr es ihr, bevor sie die Tür mit dem Knie zustieß.
»Alles klar?«, fragte Pete.
»Ich glaube schon.« Barbara betrachtete den Dosendeckel. Er war von einer durchsichtigen, glitschigen Substanz überzogen. Im Schleim eingebettet befanden sich Stücke zerbrochener Eierschalen.
»Du solltest mal hierherkommen«, sagte Pete. »Wir wollen dir was zeigen.«
»Warte, bis du das gesehen hast«, fügte Heather hinzu.
»Ich bin gleich da.«
Barbara entdeckte eine Rolle Küchenpapier neben der Spüle.
Sie fragte sich, ob die Küche zu Hause ebenfalls so schlimm aussah: alles aus den Regalen und Schränken geworfen - zerbrochene Gläser und Flaschen und Dosen und Schachteln und Teller und Tassen, ein seltsames Durcheinander von Behältern, verschütteten Zutaten und Utensilien. Als ob ein Schwachsinniger alles auf den Boden geworfen hätte, um ein Überraschungsessen zuzubereiten.
Vielleicht hat Mom aufgeräumt, bis ich …
Bitte, Mom, sei gesund. Und Dad auch.
Bei der Ablage riss sie ein Blatt Küchenpapier ab und säuberte den Deckel ihrer Pepsidose. Dann trat sie zur Seite zum Spülbecken, hielt die Dose unter den Hahn und drehte das kalte Wasser auf.
Es kam kein Wasser.
Natürlich nicht.
Es gibt kein Wasser, dachte sie, und wir trinken dieser Frau auch noch die Vorräte weg.
Barbara hob die Dose. Sie schnüffelte daran.
Der hartnäckige Geruch von faulen Eiern.
Sie brachte die Dose zurück, öffnete die Tür und stellte sie wieder an ihren Platz.
Sie bemerkte, dass sich noch fünf oder sechs weitere Dosen im Kühlschrank befanden.
Es wird sie schon nicht umbringen, wenn ich eine davon trinke, dachte sie.
Ach, die Dose stinkt sowieso.
Das Ei konnte nicht über sämtliche Dosen ausgelaufen sein.
Trotzdem ließ sie alle Dosen dort stehen und schloss die Tür.
Am Ende eines kurzen schummrigen Flurs fand sie das Wohnzimmer. Pete und Heather saßen auf einem Sofa unter einem schief hängenden Aquarellbild einer verregneten Straße in Paris. Sie sahen schmutzig und verschwitzt aus. Beide hatten eine Dose Pepsi in der Hand.
»Du hast dir nichts zu trinken genommen?«, fragte Pete.
»Nee. Mir war nicht danach. Zu süß.«
»Du musst unbedingt Flüssigkeit aufnehmen, sonst dehydrierst du.«
»Ich weiß nicht.« Barbara zuckte mit der Schulter und spürte, wie ihr oberster Blusenknopf aus seinem Loch rutschte. Seit der Junge ihre Tasche geschnappt und an ihrer Bluse gezerrt hatte, funktionierten die Knöpfe nicht mehr so, wie sie sollten. Pete und Heather schien das Problem nicht aufzufallen, deshalb ließ sie den Knopf offen.
Auf dem Weg zum Sofa sah sie sich um. Mrs. Kleins Wohnzimmer war es besser ergangen als ihrer Küche. Von einer Tischlampe abgesehen, die mit eingedrücktem Schirm auf dem Boden lag, schien es keine wirklichen Schäden zu geben.
»Ich wette, du hast Susie nicht gefunden.«
»Noch nicht.« Barbara setzte sich neben Pete. »Was macht dein Arm?«
Er hielt ihn hoch und zeigte das fachmännisch angebrachte Pflaster auf der Unterseite seines Unterarms.
»Nicht schlecht. Tut nicht mal weh. Mrs. Klein hat allerdings gemeint, ich solle unbedingt meine Eltern fragen und nachsehen, ob meine Tetanusimpfung auf dem neuesten Stand ist.«
»Muss es genäht werden?«
»Nee. Ist nur ein Kratzer.«
»Das ist gut.« Sie lehnte sich zurück und genoss das wundervolle Gefühl der weichen Kissen. Bisher war ihr nicht aufgefallen, wie sehr ihr Hals, ihr Rücken und ihre Beine schmerzten.
Ich werde einfach für immer hierbleiben, dachte sie.
Aber dann fiel ihr ein, dass ihr fettiges Haar und ihr verschwitzter Rücken die Polster beschmutzen könnten.
Also setzte sie sich gerade hin und ächzte.
»Warum trinkst du nicht etwas von mir?«, fragte Pete. Er hielt ihr die Dose hin.
»Ich …«
»Mach nur. Ich habe sowieso genug.«
»Okay … Danke.« Sie nahm die Dose. Sie fühlte sich halb voll an.
»Du wirst nicht glauben, was wir herausgefunden haben«, sagte Heather.
Barbara nahm ein paar Schlücke. Es schmeckte tatsächlich zu süß.
Es ist nicht zu süß, dachte sie. Es ist nur nicht kalt genug. Cola muss richtig kalt sein.
Aber es war besser als nichts.
Sie zwang sich, nicht noch mehr zu trinken, und hielt Pete die Dose hin. »Hier, trink aus.«
»Nein, trink du weiter.«
»Ich muss wieder raus und Mrs. Klein helfen.«
»Ich glaube nicht, dass
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