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Das Inferno

Das Inferno

Titel: Das Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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denn viele Gauner dort?«
    »Leider ja. Wie Sie ja sicherlich wissen, sind die Grundstückspreise dort ziemlich hoch. Manche der Neureichen dort, um einmal einen etwas milderen Ausdruck zu verwenden, haben sich ihr Vermögen auf etwas zweifelhafte Weise verschafft. Mit Methoden am Rande des Abgrunds, wie mein Partner zu sagen pflegt.«
    »Doppelte Buchführung«, sagte Tweed.
    »Pardon?«
    »Doppelte Buchführung, wie sie auch gern von manchen Firmen betrieben wird – von ziemlich großen sogar. Die eine Buchführung ist für die Steuer, die andere für firmeninterne Zwecke.«
    »Verstehe«, sagte Rondel kichernd. »So etwas wird heute bestimmt häufig betrieben.« Er blickte zu Paula, die gerade ihre Suppe kostete. »Können Sie so gut reiten wie mit einer Waffe umgehen, Paula?«
    »Wie kommen Sie darauf, dass ich mit einer Waffe umgehen kann, Victor?«
    Im Stillen gab Newman Paula die Note Eins für ihre Schlagfertigkeit. Immerhin hatte Rondel sie mit seiner Frage völlig überrascht.
    »Die Antwort darauf ist einfach«, sagte Rondel mit einem liebenswürdigen Lächeln. »Es gehört zu unserem Geschäft, über wichtige Personen Bescheid zu wissen. Information ist heutzutage wertvoller als Diamanten.«
    »Ich wusste gar nicht, dass ich zu den wichtigen Personen gehöre«, gab Paula zurück.
    »Nun ja, schließlich sind Sie eine enge Vertraute und Mitarbeiterin von Mr. Tweed. Muss ich da noch mehr sagen?«
    »Nur zu. Ich höre Ihnen fasziniert zu.«
    Nochmal eine Eins, Paula,
dachte Newman.
Er ist zwar clever, aber du bist ihm mehr als gewachsen.
    Während Paula ihre Suppe löffelte, sah sie Rondel quer über den Tisch an und hob auffordernd die Augenbrauen. Er grinste, schüttelte den Kopf und machte eine Geste, die wohl soviel wie »Sie haben gewonnen« bedeutete.
    »Es ist auf einmal so still am Tisch«, bemerkte Tweed.
    »Vielleicht sollten wir uns über den Zustand der Welt unterhalten«, schlug Rondel vor. »Uns sind Gerüchte zu Ohren gekommen, dass es in den westlichen Ländern bald wieder Krawalle geben soll, und zwar noch viel heftigere als letztes Mal.«
    »Es sind ja ständig die absurdesten Gerüchte im Umlauf«, sagte Tweed.
    »Mag sein. Aber unsere Kontaktleute sind für gewöhnlich sehr zuverlässig.«
    »Haben diese Kontaktleute Sie etwa vor dem bevorstehenden Mord an Jason Schulz in Washington gewarnt? Und später vor dem an Jeremy Mordaunt in Alfriston?«
    »Nein. Aber Sie wissen ja, wie es in Amerika ist. Da wird doch alle nasenlang jemand umgebracht.«
    »In Europa ist es inzwischen auch nicht viel anders. Und was soll Ihrer Meinung nach mit den Krawallen bezweckt werden?«
    »Chaos.«
    »Und dann?«
    »Dann ziehen wir alle nach Nepal.«
    Tweed schaute hinunter zu Rondels Partner, der sich jetzt eine Brille mit Goldrand aufgesetzt hatte und die Rechnung studierte, die ihm einer der Kellner gebracht hatte. Ohne aufzublicken, deutete er hinauf zu Tweeds Tisch, unterschrieb die Rechnung und lehnte sich zurück.
    »Mein Partner würde sich gern morgen mit Ihnen in seinem Haus in Blankenese treffen«, sagte Rondel auf einmal. Er riss eine Seite aus einem Notizbuch, schrieb eine Adresse darauf und gab sie Tweed.
    »Von Hamburg aus gesehen, befindet sich das Haus im rechten Teil von Blankenese. Den Zeitpunkt Ihres Besuchs können Sie selbst wählen, aber mein Partner würde Sie am liebsten so bald wie möglich sehen.«
    »Wäre ihm elf Uhr morgen Vormittag Recht?«
    »Einverstanden. Mein Partner ist bestimmt auch einverstanden. Sie können gerne Paula und Bob Newman mitnehmen.«
    Als Paula hinunter zu Rondels Tisch schaute, war der Stuhl, auf dem noch vor wenigen Augenblicken sein Partner gesessen hatte, auf einmal leer. Der Mann aus dem Aufzug war verschwunden wie ein Gespenst bei Tagesanbruch.
    »Bevor ich mich verabschiede«, sagte Rondel und stand auf, »möchte ich Ihnen noch sagen, wie wohl ich mich in Ihrer Gesellschaft gefühlt habe.« Er streckte Paula die Hand hin.
    »Vielleicht finden wir ja mal etwas, was wir gemeinsam tun könnten. Pingpong wäre zum Beispiel nicht schlecht.«
    »Da schlachte ich Sie ab«, sagte Paula lächelnd.
    »Achten Sie doch ein wenig auf Ihre Wortwahl, Paula«, sagte Tweed ernst. »Es werden heutzutage viel zu viele Menschen abgeschlachtet.«
    Rondel gab ihm die Hand und klopfte Newman im Vorbeigehen auf die Schulter. Dann verschwand auch er.
    »Sagen Sie nichts, während wir noch in diesem Lokal sind«, sagte Tweed warnend.
    Als sie gerade vor dem Restaurant in

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