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Das Inferno

Das Inferno

Titel: Das Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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beunruhigend fand.«
    »Zumindest wissen wir jetzt, wo er ist. Zum Glück befindet er sich nicht mit auf diesem Schiff.«
    Paula versank in nachdenkliches Schweigen und hatte das schreckliche Gefühl, in einer Falle zu hocken. Weil sie nicht still sitzen konnte, stand sie auf und trat ans Fenster.
    »Wann können wir denn die Insel Berg sehen?«, fragte sie Rondel.
    »Wenn die deutsche Küste außer Sicht ist, dauert es nicht mehr lang. Ich sage Ihnen, wenn es so weit ist.«
    »Sieht man denn von der Insel aus irgendein Festland?«
    »Nein. Vielleicht sollte ich jetzt Tweed und Ihnen erzählen, wie Milo Slavic zu der Insel gekommen ist.«
    Er führte Paula zurück zum Sofa und setzte sich dann zwischen Tweed und sie. Auf den Tischen des Salons standen die Reste von Sandwiches, halb ausgetrunkene Kaffeetassen und ein großer Eiskübel mit Champagnerflaschen. Paula hatte auch ein paar Sandwiches gegessen, aber nur Wasser getrunken.
    »Vor vielen Jahren«, begann Rondel, »stritten sich die Länder Deutschland, Schweden, Dänemark, Finnland und sogar Norwegen um den Besitz der Insel Berg, die so weit draußen in der Ostsee liegt, dass sie sich außerhalb sämtlicher Hoheitsgewässer befindet. Keines der Länder hatte also einen berechtigten Anspruch auf die Insel, aber niemand wollte, dass sie in die Hände der anderen fiel. Als Milo von dem Streit erfuhr, stattete er den Hauptstädten der betroffenen Länder einen Besuch ab und erklärte den Regierungschefs seinen Plan. Er wollte jedem der Länder eine große Summe bezahlen, wenn es ihm dafür seinen Anspruch auf die Insel abtrat. Die Regierungen willigten ein, aber nur, wenn er sich dazu bereit erklärte, ein Viertel der Insel für den Tourismus zugänglich zu machen. Milo setzte allerdings durch, dass die Touristen nur per Schiff von Trave münde aus nach Berg kommen durften – damit hatte er sie besser unter Kontrolle. Jetzt wissen Sie also, weshalb wir nicht die einzigen Passagiere auf diesem Dampfer sind.«
    »Wie lange hat denn dieses Abkommen Gültigkeit?«, fragte Tweed.
    »Zum Glück nur noch bis zum Ende des nächsten Monats. Ab dann ist es vorbei mit dem Tourismus auf Berg, und die Insel gehört uns ganz allein.«
    »Das hat Slavic ja clever eingefädelt«, sagte Tweed. »Führen eigentlich irgendwelche Schifffahrtsstraßen an Berg vorbei?«
    »Nein, keine.«
    Rondel erhob sich und bat Paula lächelnd, sie solle mit ihm kommen.
    »Weshalb?«, fragte sie.
    »Weil ich Ihnen gern die Insel zeigen würde. Sehen Sie mal aus dem Fenster da drüben. Die deutsche Küste ist verschwunden. Folgen Sie mir bitte.«
    Obwohl Rondel ihn nicht eingeladen hatte, ging Tweed ebenfalls mit. Er und Paula folgten Rondel in einen Gang, der nach ein paar Metern nach links abbog. Rondel führte die beiden vor ein großes Fenster und trat dann einen Schritt zurück.
    Paula war von dem Ausblick hingerissen. Weniger als eine Meile von dem Dampfer entfernt erhob sich ein kegeliger, grüner Berg aus dem stillen Wasser. An seiner Spitze konnte Paula die Zinnen eines großen Schlosses erkennen, dessen hoher Turm sogar den Gipfel des Berges überragte. Während der Dampfer sich in rascher Fahrt der Insel näherte, bemerkte Paula Palmen und Kakteen, neben denen große, durchsichtige Kegel standen.
    »Sieht fast so aus wie in der Südsee«, sagte Paula verträumt.
    »Aber wie kommen diese tropischen Pflanzen über den Winter?«
    »Sehen Sie die Plexiglaskegel daneben? Milo hat sie entworfen. Sie sind beheizbar, und wenn es kalt wird, lassen wir sie von den Wachen über die Pflanzen stülpen.«
    »Wozu brauchen Sie denn Wachen auf der Insel?«, fragte Paula.
    »In letzter Zeit haben immer wieder irgendwelche Rowdys versucht, auf der Insel zu landen. Die Wachen haben zwar scharf geladene Gewehre, aber meistens genügen ein paar Warnschüsse, um die Typen zu vertreiben.«
    »Wo finden Sie denn Leute, die auf einer Insel mitten in der Ostsee Wachdienst schieben wollen? Das ist doch bestimmt ein verdammt einsamer Job.«
    »Unsere Wachen sind Slowaken, denen macht die Einsamkeit nichts aus. Aber jetzt muss ich mich entschuldigen – wir legen bald an.«
    Nachdem Rondel gegangen war, sagte Tweed mit ruhiger Stimme: »Paula, von jetzt an weichen Sie nicht mehr von meiner Seite. Verstanden?«
    »Beunruhigt Sie diese Insel so sehr?«
    »Nur eine Vorsichtsmaßnahme…«
    Nachdem der Dampfer am Kai der Insel angelegt hatte, mussten Tweed und seine Leute warten, bis die Touristen von Bord gegangen waren.

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