Das Inferno
Rührei?«
»Wunderbar. Ich sterbe vor Hunger. Aber ich habe da noch ein Problem. Ich habe meinen Koffer in der Gepäckaufbewahrung im Waterloo-Bahnhof abgegeben. Hier ist der Abholschein…«
»Gib nur her. Bert kann mit meinem Wagen hinfahren und den Koffer holen. In höchstens zwei Stunden dürfte er wieder hier sein.«
»Vielen Dank, Herb. Ich nehme nur kurz eine Dusche.«
»Zimmer drei ist mit allem Komfort.« Er beugte sich über die Theke und flüsterte Lisa zu: »Keine Nachricht von Rhinozeros, wer immer das auch sein mag.«
»Angeblich soll er ein mächtiger Mann sein, der sich viel im Ausland aufhält. Mehr weiß ich auch nicht über ihn.«
Als Newman und Paula zusammen mit Tweed zurück ins Büro kamen, hob Newman warnend den Finger in Richtung Monica und deutete auf Tweed, der stumm seinen Mantel auszog und sich dann an seinen Schreibtisch setzte.
»Sprechen Sie ihn lieber nicht an. Auf der ganzen Fahrt vom Eaton Square hierher hat er nicht ein einziges Wort geredet.«
»Ich habe aber eine wichtige Mitteilung für ihn«, sagte Monica. »Auf seinem Schreibtisch liegen außerdem Professor Saafelds Untersuchungsergebnisse sowie sein eigener Zwischenbericht, den ich für ihn abgetippt habe.«
»Vielen Dank, Monica«, sagte Tweed ruhig und öffnete die beiden Umschläge. »Dann wollen wir mal sehen, was der gute Saafeld herausgefunden hat.«
»Paula, auf Ihrem Schreibtisch liegt ein gelber Umschlag von Art Baldwin«, fuhr Monica fort. »Es sind die Fotos, die Sie vom Eagle’s Nest in den Downs geschossen haben. Art möchte übrigens dabei sein, wenn Sie sich alle die Fotos anschauen.«
»So sind sie nun mal, unsere Eierköpfe«, sagte Newman.
»Wie die meisten anderen Wissenschaftler auch laufen sie ständig mit Scheuklappen herum. Für sie gibt es nichts außer ihrer eigenen kleinen Welt.«
»Lassen Sie den Umschlag noch zu, Paula«, sagte Tweed.
»Ich bin gleich mit dem Autopsiebericht fertig und würde Ihnen dann erst einmal gern mitteilen was drinsteht…«
Nicht zum ersten Mal bewunderte Paula Tweeds hellen Verstand. Nicht genug damit, dass er sich jedes Gespräch, das er führte, bis in die kleinsten Einzelheiten merken konnte, er war auch ein extrem schneller Leser.
Tweed legte den Autopsiebericht zurück auf den Schreibtisch und putzte sich nachdenklich die Brille, bevor er sie sich wieder auf die Nase setzte.
»Saafelds Bericht lässt keinen Zweifel zu«, begann er.
»Jeremy Mordaunt ist einem heimtückischen Mord zum Opfer gefallen. Monica, seien Sie doch bitte so gut und schicken Sie eine Kopie des Autopsiebefunds zusammen mit meinem Zwischenbericht an Gavin Thunder, und schreiben Sie ›Nur vom Empfänger persönlich zu öffnen‹ darauf.«
»Dem Minister wird das gar nicht gefallen«, sagte Paula. »Er schien so überzeugt davon zu sein, dass es Selbstmord war.«
»Da kann ich ihm auch nicht helfen«, sagte Tweed, während Monica sich die Papiere holte. »So jetzt wollen wir mal über unseren Besuch am Eaton Square sprechen. Hat jemand von Ihnen nicht auch bemerkt, dass etwas nicht in Ordnung war, als wir dort im Wohnzimmer saßen?«
»Ja, ich«, sagte Paula. »Die Frau wusste nicht, in welchem Schrank die Gläser aufbewahrt wurden. Als wir kamen, hat sie Sherry aus einem Wasserglas getrunken. Anscheinend hat sie vor unserer Ankunft keine Zeit mehr gehabt, nach einem richtigen Glas zu suchen und sich stattdessen irgendeines aus der Küche geholt. Als sie dann die Wohnung verlassen wollte, hat sie zuerst den falschen Schlüssel ins Schloss gesteckt. Und außerdem haben die Möbel in dem Zimmer nicht zu ihr gepasst.«
»Sehr gut, Paula. Aber jetzt verraten Sie mir bitte noch, weshalb Sie ihr die Frage nach dem Kosenamen ihres Mannes gestellt haben.«
»Ich habe gehofft, sie dadurch aus dem Gleichgewicht zu bringen, was mir ja auch gelungen ist. Deshalb habe ich so getan, als wüssten wir den Kosenamen, den sie mir nicht nennen konnte.«
»Und dann treffen wir beim Hinausgehen auf die alte Dame, die unseren Verdacht, dass die angebliche Mrs. Mordaunt eine Hochstaplerin ist, auch noch bestätigt.«
»Aber weshalb hat sie sich für Mordaunts Witwe ausgegeben?«
»Wahrscheinlich hat jemand vorausgesehen, dass ich Mrs. Mordaunt aufsuchen würde, und deshalb diese Frau in deren Wohnung geschickt«, sagte Tweed. »Die sollte dann mit ihren Antworten den Verdacht erhärten, dass Mordaunt Selbstmord begangen hat. Ich könnte mir vorstellen, dass hinter dieser Scharade dieselbe
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