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Das Inferno

Das Inferno

Titel: Das Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Beobachtung war Paula erst jetzt so richtig klar geworden. »Barford ist wirklich der Letzte, den ich hier erwartet hätte. Wieso tauchen auf einmal alle Leute in Hamburg auf?«
    »Das weiß ich auch nicht.«
    »Sie glauben doch auch nicht an Zufälle, Tweed. Und Hamburg war auch nicht unter den Orten, die mir der betrunkene Aubrey im Martino’s genannt hat. Ich frage mich, wieso das alles. Hält Barford diesen Besuch in Hamburg etwa absichtlich vor seinem Sohn geheim?«
    »Auch da bin ich völlig überfragt.«
    Tweed machte sich mit Heißhunger über seine Kutterscholle her. Ebenso wie Paula trank er bei diesem Essen keinen Alkohol, sondern nur Wasser gegen den Durst.
    »Ob Barford uns wohl gesehen hat?«, fragte Paula, nachdem sie die letzte Gabel voll Rührei gegessen hatte.
    »Nein. Als er hereinkam, hat er nicht nach oben geschaut, und jetzt ist er mit dem Lesen irgendwelcher Dokumente beschäftigt.«
    »Aber dann sieht er uns, wenn wir vom Balkon herunterkommen.«
    »Wir werden einen Moment abpassen, wenn ihm etwas serviert wird. Zum Glück gibt es ja genügend Kellner in diesem Restaurant.« Tweed legte sein Besteck beiseite und sah auf die Uhr.
    »Was machen wir eigentlich nach dem Besuch bei Dr. Kefler?«, fragte Paula.
    »Dann müssen wir Rhinozeros ausfindig machen. Möchten Sie einen Kaffee? Oder einen Nachtisch?«
    »Heute nicht, vielen Dank.«
    »Dann wäre jetzt wohl der richtige Zeitpunkt, um zu gehen.«
    Von der Treppe aus hatte Paula einen guten Blick auf Barford, dem gerade drei Kellner ein Steak servierten. Er saß so aufrecht wie ein Ladestock da und machte einen sehr aufgeweckten Eindruck.
    »Er hat uns nicht gesehen«, sagte Paula, als sie das Restaurant verließen.
    »Da wäre ich mir nicht so sicher. Barford ist ein alter Fuchs, dem nicht so schnell etwas entgeht.«
    In der Halle saß Marier halb verborgen hinter einer Palme.
    Tweed ging langsam an ihm vorbei und ließ einen zusammengeknüllten Zettel in dessen Schoß fallen.
    »Was haben Sie Marier denn geschrieben?«, fragte Paula.
    »Dass wir zu einer Verabredung gehen und dass Harry Butler uns den Rücken freihält.«
    Ein paar Meter weiter stieß wie verabredet Newman zu ihnen.
    »Wendover hat seine Rolle als Tourist gut gespielt«, sagte er mit leiser Stimme. »Er hat mir die ganze Zeit über von New York erzählt und mich gefragt, was ich beruflich mache. Ist ein cleverer Bursche, unser Amerikaner. Aber sehen Sie mal, wen wir hier haben.«
    Sie waren gerade hinaus auf die Straße getreten, als plötzlich Lisa vor ihnen stand. Sie schwang ihre Schultertasche am Riemen hin und her und lächelte so freundlich, als ob alles in bester Ordnung wäre.
    »Gehen Sie noch aus?«, fragte sie Paula.
    »Wir machen nur einen Abendspaziergang«, antwortete Tweed schnell. »Wir haben etwas Vertrauliches zu besprechen.«
    »Kann ich mitkommen?«
    »Sie sehen wirklich müde aus«, sagte Tweed. »Am besten legen Sie sich hin und schlafen sich aus…«
    Die drei setzten sich in Richtung Landungssteg in Bewegung.
    Lisa rannte ihnen hinterher und fasste Tweed am Arm.
    »Es tut mir wirklich Leid, dass ich heute Nachmittag so explodiert bin. Das wollte ich gar nicht…«
    »Lisa«, zischte Paula. »Gehen Sie jetzt ins Hotel und legen Sie sich ins Bett. Haben Sie nicht gehört, dass wir etwas Vertrauliches zu besprechen haben?«
    Lisa starrte sie verblüfft an, machte auf dem Absatz kehrt und ging zurück zum Hotel. Nach den ersten Stufen hinauf zum Eingang blieb sie stehen und schaute den dreien hinterher.
    »Das war aber nicht sehr nett von Ihnen«, sagte Newman.
    »Sie hätten sie auch höflicher abblitzen lassen können.« Er runzelte die Stirn. »Irgendwie scheint das gute Verhältnis mit Lisa zerstört zu sein. Hatten Sie Streit mit ihr?«
    »Sie war heute Nachmittag sehr unhöflich zu Tweed«, erklärte Paula.
    »Aber darum geht es nicht«, sagte Tweed und blickte nach hinten. »Ich möchte sehen, was sie alles tut, um sich bei uns wieder lieb Kind zu machen. Ach, hier kommt ja ein Taxi…«
    Mit Hilfe seines Stadtplans erklärte Tweed dem Fahrer, wo er sie absetzen sollte. Der Mann blickte ihn zunächst erstaunt an, dann nickte er.
    »Er hält das wohl für keine so gute Idee«, flüsterte Paula.
    Zunächst sagte niemand ein Wort. Paula blickte nach draußen auf die hohen, verlassen wirkenden Gebäude. Als sie ins Hafenviertel kamen, wurde die Beleuchtung spärlicher, und große Teile der Straßen lagen in tiefer Dunkelheit. Paula tastete mit der

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