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Das Inferno

Das Inferno

Titel: Das Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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hat. Haben Sie vielen Dank für Ihre Geduld.«
    Lisa stand ebenfalls auf. Dann strich sie das Kissen glatt, auf dem sie gesessen hatte und ging zur Tür, die Tweed für sie aufsperrte. Sie legte ihm eine Hand auf die Schulter und sagte:
    »Jetzt haben Sie jede Menge Einzelheiten über mich, die Sie alle überprüfen können. Ich gehe inzwischen einkaufen, ich brauche nämlich bessere Schuhe. Bis später…«
    Nachdem sie fort war, blieb Tweed noch eine Weile hinter der geschlossenen Tür stehen und machte ein benommenes Gesicht.
    Jetzt haben Sie jede Menge Einzelheiten über mich, die Sie alle überprüfen können.
Genau das würde er jetzt tun.
    Oskar Vernon stand im Krankenzimmer einer abgelegenen Privatklinik und sprach mit deren Chefarzt, dem er ein hohes Schweigegeld bezahlt hatte. Delgado, der frisch rasiert war und einen teuren Anzug trug, hörte dem Gespräch mit halbem Ohr zu.
    Barton saß auf der Kante des Bettes, aus dem Delgado ihn soeben herausgezerrt hatte, und betastete vorsichtig den Verband um seine Leistengegend. Einen weiteren Verband hatte er am Kopf. Panko, der vollständig angezogen war, schlurfte langsam in dem großen Krankenzimmer auf und ab. Um den Hals, wo Newmans Karateschlag ihn getroffen hatte, trug er einen Stützkragen.
    »Morgen früh müssen diese Männer wieder fit sein«, verlangte Vernon von dem Arzt.
    »Dazu müsste schon ein Wunder geschehen«, sagte der Mediziner auf Englisch.
    »Dann vollbringen Sie eins. Dafür bezahle ich Sie schließlich.«
    Der Arzt, ein kleiner, dicklicher Mann mit geldgierig funkelnden Augen, trug einen weißen Kittel und hatte ein Stethoskop um den Hals hängen. Delgado fand es an der Zeit, ein wenig Stunk zu machen. Er ging hinüber zu Barton.
    »Worüber beklagst du dich?«, sagte er. »Na schön, du hast einen Tritt in die Eier bekommen. Aber wieso lässt du dir das gefallen, du Waschlappen? Wenn das einer mit mir gemacht hätte, hätte ich ihn auf der Stelle abgemurkst.«
    »Mein Kopf…«
    »Kein Wunder, dass du Kopfschmerzen hast, wenn du dir auch den Schädel gegen einen Wagen schlagen lässt. Aber ich will dir mal was sagen: Ich habe auch Kopfschmerzen. Und zwar von eurer Lahmarschigkeit. Also mach dich auf die Socken, und geh in dem verdammten Zimmer auf und ab, damit du wieder auf die Beine kommst.«
    Barton stand langsam auf, ging ein paar Schritte und blieb stehen. Delgado packte ihn am Arm und zwang ihn weiterzugehen. Als Panko, der inzwischen stehen geblieben war, das sah, grinste er schief und setzte sich wieder in Bewegung.
    »Überlassen Sie die Behandlung mir«, sagte Vernon zu dem Arzt. »Morgen früh sind sie wie neu geboren.«
    Der Doktor nickte und steckte das Bündel Banknoten ein, das Vernon ihm in die Hand gedrückt hatte. Dann verließ er mit einem verdrießlichen Gesicht das Zimmer.
    »Und jetzt hört mir mal gut zu, ihr Weicheier«, sagte Vernon mit scharfer Stimme. »Wenn wir Tweed und sein Team aufs Land locken können, bringen wir sie alle um. Ich habe mit der Fähre von Newcastle zehn neue Leute bekommen. Knallharte Burschen.«
    »Mit der Fähre?«, sagte Delgado ungläubig. »Wie sind die denn an Land gekommen?«
    »Na, wie glaubst du wo hl?«, sagte Vernon und formte mit seinen dicken Lippen einen Schmollmund. »Als Seeleute natürlich. Jetzt, in der Urlaubszeit, sind die Fähren gesteckt voll, da braucht man eine große Mannschaft.«
    »Sind das auch Flüchtlinge?«
    »Flüchtlinge«, sagte Vernon verächtlich und zündete sich trotz Rauchverbot eine Zigarre an. »Die Kerle wurden in einem geheimen Lager in der Slowakei bestens ausgebildet. Wenn wir die Engländer fertig machen, seid ihr, Barton und Panko, ganz vorn mit dabei. Wir greifen in drei Abteilungen an, und ihr beide führt je eine davon an.«
    »Und wie locken wir sie hinaus aufs Land?«
    »Ich ziehe um ins Hotel Atlantic, und ihr drei bleibt im Hotel Renaissance. Wartet, bis ich mich melde, und versucht auf keinen Fall, vorher mit mir Kontakt aufzunehmen.«
    »Aber wie kriegen wir Tweed aufs Land?«, bohrte Delgado nach.
    »Nichts einfacher als das«, sagte Vernon mit einem fiesen Grinsen. »Wir benutzen Lisa.«

21
    Als Tweed wieder allein in seiner Suite war, rief er Mark Wendover in dessen Zimmer an. Obwohl er das Telefon minutenlang läuten ließ, ging niemand ran. Selbst wenn Wendover unter der Dusche gewesen wäre, hätte er genügend Zeit gehabt, abzuheben. Tweed gab auf.
    Er setzte sich auf einen Stuhl und zündete sich eine weitere Zigarette an.

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