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Das Inferno

Das Inferno

Titel: Das Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Lisa war also »einkaufen«, und Wendover war nicht auf seinem Zimmer.
    »Ein seltsamer Zufall«, sagte er laut.
    Er stand wieder auf, nahm seinen Block aus der Schublade und ging zurück zum Telefon. Er rief Monica an und gab ihr Lisas Angaben durch, versehen mit der Bitte, sie für ihn zu überprüfen.
    »Das mache ich sofort«, sagte Monica. »Ich rufe Sie an, sobald ich fertig bin…«
    Tweed beschloss, einen kleinen Spaziergang zu machen, weil das Laufen ihm gelegentlich beim Nachdenken half. Als er sich dem Landungssteg näherte, sah er, wie ein Opel mit Pete Nield am Steuer in eine Lücke einparkte, aus der gerade eine Frau herausgefahren war. Als Nield Tweed entdeckte, stieg er aus und eilte zu ihm hinüber.
    »Sie sollten nicht allein hier herumlaufen. Diese Stadt ist das reinste Pulverfass.«
    »Bin ich etwa ein Mitglied der königlichen Familie, das keinen Schritt ohne Leibwächter machen darf?«, grummelte Tweed. »Was machen Sie überhaupt hier?«
    »Ich fahre durch die Stadt und halte die Augen nach möglichen Unruhestiftern offen. Inzwischen kenne ich Hamburg in- und auswendig, was uns ja später vielleicht auch mal nützlich sein könnte. Was haben wir als Nächstes vor?«
    Tweed näherte sich jetzt der Zürcher Kredit Bank. »Als Nächstes treffe ich mich mit Lord Barford auf einen Drink.
Exakt um achtzehn Uhr.
«
    Bei seinen letzten Worten hatte Tweed den Ex-General so täuschend echt nachgeahmt, dass Nield laut auflachen musste. Nur wenige Menschen wussten, dass Tweed ein hervorragender Parodist war. »Um halb neun gehe ich dann mit Paula und Bob zu der Einladung des geheimnisvollen Mr. Rondel. Er zahlt unser Abendessen, isst aber selber mit einem Geschäftspartner an einem anderen Tisch.«
    »Komische Idee«, sagte Nield und zupfte einen Fussel von seinem eleganten Anzug. »Was will er denn damit bezwecken?«
    »Das weiß ich auch nicht. Aber wir werden es ja sehen.«
    Tweed blieb stehen und sah am Gebäude der Bank empor.
    Hinter einer Balustrade im ersten Stock war eine gut getarnte Videokamera verborgen, die auf den Haupteingang gerichtet war.
    »Mark Wendover ist gestern Nacht in diese Bank eingebrochen«, sagte Tweed. »Er hat alle Schließfächer geöffnet und in einem davon tatsächlich etwas gefunden, was möglicherweise Gold wert ist – ein Buch mit verschlüsselten Daten, die Keith Kent vielleicht dabei helfen könnten, Dr. Keflers Papiere zu entschlüsseln.«
    »Harry hat mir von Marks Einbruch erzählt. Meiner Meinung nach ist er damit ein großes Risiko eingegangen.«
    »Er hat die Alarmanlage ausgeschaltet und die Objektive der Kameras mit einem Spray blind gemacht. Das hat er alles bei der CIA gelernt. Ich hoffe bloß, dass er auch die Kamera da oben hinter der Balustrade gesehen hat. Schon jetzt, bei Tageslicht, ist sie nicht leicht zu entdecken, um so schwieriger dürfte es in der Nacht sein…«
    Sie hatten die Mündung der Großen Bleichen erreicht. Weil die Straße zum Hotel Renaissance führte, schaute Tweed vorsichtig um die Ecke und blieb wie angewurzelt sehen.
    Unwillkürlich folgte Nield seinem Beispiel. Am Eingang des Hotels, der im hellen Sonnenlicht lag, stand mit verschränkten Armen Oskar Vernon. Ganz in der Nähe war Paula.
    Vernon schaute hinauf zu einem Gebäude auf der anderen Straßenseite, als wartete er auf etwas – oder jemanden. Dann senkte er den Blick auf einen kleinen, breitschultrigen Mann, der in einer Aschentonne herumwühlte. Es war Harry Butler, der in schäbiger Jacke und zerfetzten Jeans wie ein Penner wirkte, der unter den Abfällen nach etwas Essbarem suchte.
    Tweed hielt den Atem an, als Paula, die sich einen Strohhut tief ins Gesicht gezogen hatte, ein Foto von Vernon machte, während dieser von Butler abgelenkt wurde. Hätte Vernon nur ein Stück nach links geblickt, hätte er Paula mitsamt ihrer Kamera entdecken müssen.
    »Jetzt beeilen Sie sich doch, Paula«, sagte Tweed zu sich selbst. »Jeden Augenblick kann er sich umdrehen.«
    Mit einem Seufzer der Erleichterung sah er, wie Paula in einer Seitenstraße verschwand. Im selben Augenblick fuhr ein Taxi vor, und Vernon winkte dem Hotelportier zu, der daraufhin sein Gepäck herausbrachte. Dann stieg er mit seiner Reisetasche in das Taxi.
    Als Nächstes trat ein gut gebauter Mann aus den Arkaden gegenüber des Hotels und schlenderte über die Straße. Die Art, wie er ging, sagte Tweed, dass es Newman war, der Paula bei ihrer Mission beschützt hatte.
    Tweed ging hinter der Ecke in Deckung,

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