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Das Inselcamp

Das Inselcamp

Titel: Das Inselcamp Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Steinkuehler
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Schrecken noch die Abfahrt. Wieder mussten die zwölf zusätzlich zu ihrem Gepäck die Decken und Säcke schleppen, die Jakobsen mitgenommen hatte. Wenn die Insel auch klein war, so gab es doch zumindest einen weiten Weg – und den mussten sie gehen bis zu dem Platz, den Jott für sie ausgesucht hatte.
    Nahe bei dem kleinen Ort, der um den Fähranleger herum gewachsen war, begann der Campingplatz und zog sich weit an der Küste entlang. Die Surfschule befand sich auf seinem Gelände und warb für ihr Angebot auf großen, bunten Plakaten.
    Sie waren davon ausgegangen, dass sie auf dem Campingplatz ihr Lager aufschlagen würden, aber erst, als sie die letzten Wohnwagen und Zelte hinter sich gelassen hatten, sagte Diakon Jott: »Da ist es.« Es – das war eine beinahe kreisförmige Lichtung in einem Kiefergebüsch, unmittelbar bei den Dünen.
    »Aber hier ist nichts!«, rief Johanna. Sie stolperten über Wurzeln in die Mitte des Platzes. »Nicht einmal Licht«, ergänzte Tamara. Es war längst dunkel geworden. Jott ließ die wenigen Dinge, die er trug, fallen und erhob die Hände zum Himmel.
    »Wenn ich sehe die Himmel, deiner Finger Werk«, betete er, »den Mond und die Sterne, die du bereitet hast: was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, und des Menschen Kind, dass du sich seiner annimmst? Du hast ihn wenig niedriger gemacht als Gott, mit Ehre und Herrlichkeit hast du ihn gekrönt …«
    »Und wo haben wir die Ehre zu schlafen?«, unterbrach Lena erschöpft. Sie sprach den zwölfen aus dem Herzen. Diakon Jott sah aus, als wundere er sich über die Frage. »Morgen bauen wir zwei Zelte«, sagte er gelassen. »Morgen«, wiederholte Pitt ungläubig. »Zwei Zelte.«
    Der Diakon nickte. »Eines zum Schlafen, eines zum Essen und Arbeiten.« Pitt wollte deutlicher werden, aber Lena hob die Hand. »Das diskutieren wir morgen«, sagte sie scharf. »Noch einmal, Jakobsen: Wo schlafen wir jetzt?« Judith trat neben sie und strich ihr verstohlen über den Arm.
    »Nun«, sagte Jott, »es ist nicht kalt. Und regnen wird es auch nicht. Wenn wir einen Kreis bilden …?« Britt und Simone hatten irgendwann an dem langen Tag ihre Widerstandskraft verloren. Sie setzten sich stumm in den Sand. Johanna stützte sich auf Britt und weinte leise.
    »Die Füchse haben Gruben, und die Vögel unter dem Himmel haben Nester«, zitierte Tamara einen der Sprüche, die sie im Lauf der vergangenen Monate erhalten hatten, »aber der Menschensohn hat nichts, wo er sein Haupt hinlege.«
    Pitt, Andi und Tom machten sich in einem Anflug von Ritterlichkeit über Jotts Seesäcke her. »Wir bauen wenigstens für die Mädels ein Zelt auf«, erklärte Tom großspurig. Niemand protestierte.
    Aber als die Mädchen eine ganze Weile später von den Waschräumen des Campingplatzes zurückkehrten – Jott hatte ihnen einen Durchschlupf im Maschendrahtzaun gezeigt –, hockten die Jungen in einem Durcheinander von Zeltplanen und Stangen und fluchten.
    »Das sind gar keine Zelte«, sagte Philip. »Das ist bloß Material.« Jott nickte ihm zu. »Man kann viel daraus machen«, bemerkte er. »Auch Zelte.«
    Auf einmal wurde er ungeduldig. »Räumt das jetzt weg«, sagte er mit einer fahrigen Geste. »Wir müssen schlafen. Wir haben morgen sehr viel vor.«

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]
    Habe nun Ruhe!
    Es war, mit normalen Uhren gemessen, eine überaus kurze Nacht. Gefühlt wurde sie jedoch von jedem der zwölf unterschiedlich. Tom, Jakob und Philip lagen beieinander. Sie erzählten sich noch eine Weile Witze, und als ihnen die Einfälle ausgingen, schliefen sie ein.
    Simone hatte sich abseits ein Nest aus Decken gemacht. Sie lag auf dem Rücken und betrachtete die Sterne. »Sieh dir das an«, flüsterte sie, als Tamara plötzlich mit ihrer Schlafrolle neben ihr stand. »Ist das nicht wunderschön?«
    »Schöner als Salomos Seide«, meinte Tamara. Ohne eine Einladung abzuwarten, ließ sie sich neben Simone nieder. Das war eigentlich Judiths Platz. Aber Judith war in dieser besonderen Nacht zu ihrer Mutter in den Schlafsack gekrochen, ganz offen, es war ihr nicht einmal peinlich.
    Britt lag lange wach, weil Johanna ungeniert heulte. »Wenn das meine Mam wüsste«, schniefte sie. »Ich will nach Hause. So was kann er doch nicht mit uns machen.« Irgendwann setzte sich ein Schatten zu ihnen. »He, Johanna«, sagte einer, der Pitt sein musste, auch wenn er nicht so klang – nicht so sicher, nicht so cool, nicht so hochmütig wie sonst. »Überleg doch mal, ob

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