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Das Inselcamp

Das Inselcamp

Titel: Das Inselcamp Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Steinkuehler
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errichtet werden müssten. Dann seien Gewänder zu nähen und überdies müsste jeden Abend einer von den zwölf für das Abendprogramm sorgen. »Glaubt mir, das ist eine Menge Arbeit«, sagte er. »Ihr werdet all eure Kräfte und Gaben dafür einsetzen müssen.«
    »Mal langsam«, sagte Pitt. Er stand auf und baute sich vor Diakon Jott auf, der am Boden kauerte und gerade wieder in seinen Fladen biss. »Zelte aufbauen ist klar«, fasste Pitt zusammen. »Wenn man auch darüber diskutieren könnte, weshalb wir nicht etwas Moderneres mitgenommen haben als Leinwand und Stangen.« Tom und Philip grinsten. Die anderen fanden die Wahrheit in Pitts Worten eher bestürzend als lustig.
    »Abendprogramm – okay, das macht Sinn; wir müssen Fernsehenund Disco ersetzen.« Da verging Tom und Philip das Grinsen. »Aber«, sagte Pitt, und Stimme und Haltung wurden bedrohlich, »darauf, dass ich mir so einen Kartoffelsack nähe wie Ihren, darauf können Sie lange warten!«
    Lena und Jott tauschten einen amüsierten Blick. »Kann ich mir denken«, sagte der Diakon. »Wer den Umgang mit der Nadel nicht gewöhnt ist, für den mögen selbst gerade Nähte eine Geduldsprobe sein.« Pitt beugte sich vor und packte den Diakon beim Kragen. »Sie haben mich nicht verstanden«, knirschte er. »Ich tu’s nicht. Verstehen Sie jetzt? Ich tu’s nicht!« Tom trat an seine Seite. »Ich auch nicht«, sagte er. Seine drei Freunde beeilten sich, sich ihm anzuschließen.
    »Das könnt ihr nicht machen«, flüsterte Johanna und starrte auf den Diakon, der, ohne sich zu wehren, in Pitts Fäusten hing. Die Mädchen scharten sich um Lena. »Wenn ihr alles getan habt, was ich für sinnvoll halte«, sagte Jott ruhig, »lasse ich euch in der zweiten Woche laufen.«
    Pitt und Tom lachten höhnisch. »Wie edel!«, bemerkte Philip. Aber Matti schnappte plötzlich nach Luft. Er zupfte an Toms Hemd. »Das wäre doch … zu überlegen?«, fragte er ebenso zaghaft wie eifrig. »Was?« Pitt ließ vor Überraschung los. Der Diakon fiel zurück. »Eine … Woche … frei.« Matti stammelte. Aber er meinte, was er sagte.
    »In dieser ersten Woche«, sagte Jacques, der mit Andi abseits gestanden hatte, »während wir schuften sollen – was tun Sie?« Jott lächelte sein freudloses Lächeln. »Ich diene euch«, sagte er. »Gut«, sagte Lena, während die zwölf einander ratlose Blicke zuwarfen. »Dann fang gleich an.«
    »Hab ich«, sagte Jott und wies auf die Fladen. Aber Lena hatte etwas anderes im Sinn. »Die Mädchen«, sagte sie, »brauchen dringend einen Haarschnitt.« Johanna fuhr sich verlegen über den Kopf. Tamara tastete nach ihrem nicht mehr vorhandenen Pferdeschwanz. »Ich würd’s ja machen«, fügte Lena hinzu. »Jedoch, leider …« – Sie breitete verlegen lächelnd die Arme aus – »Ich kann’s nicht.«
    »Sie kann auch nicht kochen«, flüsterte Judith Andi zu. Zur allgemeinen Überraschung, die bei manchen sogleich in Entsetzen umschlug, willigte Jott ein. »Sie sehen in der Tat verboten aus«, fügte er mit einem bezeichnenden Blick auf die Frisuren der Mädchen hinzu.

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]
    Vor wem sollte ich mich fürchten?
    »Niemals. Nein.« Britt hatte erneut Grund, Nein zu sagen. Nie ließe sie Jott an ihre Haare, nie im Leben. Er hob gleichgültig die Schultern. »Wer nicht will, der hat.« Tamara stand in der Nähe. »Sind Sie denn sicher, dass Sie’s können?«, fragte sie zögernd. »Besser als ihr allemal«, meinte er. Sie seufzte. »Dann tun Sie’s«, sagte sie ergeben. »So wie ich jetzt aussehe, traue ich mich nicht nach Hause.«
    Die Jungen ließen die Zeltstangen wieder fallen, mit denen sie gerade hantierten. Sie standen eng beieinander und beobachteten, wie sich der Diakon mit Kamm und Schere an Tamaras ehemaligem Zopf zu schaffen machte. Auf der anderen Seite standen die Mädchen und ließen kein einziges Haar aus dem Auge.
    »Das muss man ihm lassen«, meinte Johanna, gerade laut genug für alle. »Das kann er.« Simone zupfte an ihren roten Locken. »Er hat seinen Beruf verfehlt, eindeutig.« Pitt reckte den Hals. »He, Simone, wie wär’s? Vielleicht kann er dir dein Haar auch färben!« Judith zeigte ihm einen Vogel. »Rot ist scharf«, sagte sie knapp.
    Nach Simone, Johanna und Judith saß am Ende auch Britt vor Diakon Jott und vertraute ihm ihren verunstalteten Pony an. »Aber glauben Sie nicht, dass Sie mich damit im Sack haben«, stellte sie klar. Es war beinahe ein Grinsen, zu dem sich Jotts

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