Das Inselcamp
Gesicht da verzog. »Glauben heißt hoffen«, sagte er rätselhaft. Er verpasste Britt einen Stoppelpony, den sie mit Gel hochstylen konnte. »… später, wenn dies hier überstanden ist«, sagte sie zu Johanna.
Die Jungen traten vor wie eine Front. »Wie war das noch, Tamara?«, fragte Pitt. »Alles ist eitel?« Im Nu lag das große Handtuch, das den Mädchen als Frisierumhang gedient hatte, dem Diakon Jott um den Hals. Tom hatte die Schere in der Hand. »Dann wird es Ihnen nichts ausmachen«, meinte Jakob, »wenn auch Sie jetzt Federn lassen müssen.« »Beziehungsweise Haare«, kicherte Simone, als sie begriff, was geschehen würde.
Judith beobachtete, wie Diakon Jott um Fassung rang. Damit hatte sie nicht gerechnet. »Sagen Sie nicht, Ihnen liegt was an Ihren Zotteln?«, fragte sie verblüfft. Tom hatte die Schere schon angesetzt.
»Warte!«, sagte Lena und hob die Hand. Der Diakon öffnete den Mund, befeuchtete die Lippen. Alle warteten gespannt darauf, was er vorbringen würde, um sein Haar zu retten. Dann aber zog er den Kopf ein. »Ihr habt recht«, sagte er und hielt still.
Tom zögerte noch immer. »Ach, was soll’s?«, rief er plötzlich, ließ die Schere fallen und eilte zurück zu den Zeltbahnen. »Bei dem ist eh nix zu retten.«
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Ungeteilte Gewänder
Alles geschah, wie Diakon Jakobsen es für sinnvoll hielt. Gegen Mittag standen zwei große Jurten, eine zum Schlafen, eine zum Arbeiten und Essen. Die zwölf saßen davor im Sand und hatten Stoff auf den Knien, lange Bahnen, die doppelt genommen, mit einem Halsausschnitt versehen und gesäumt wurden.
Tom gab laute Kommentare, während seine Ahle, ein langer, biegsamer Dorn, den Weg zwischen den Webfäden des groben Stoffes fand, ohne die Fäden zu verletzen. »Schon wieder!«, rief er. »Schon wieder trägt Werder einen Angriff vor. Sie stürmen. Sie finden das Loch in der Abwehr. Sie …« »… werden eiskalt abgewehrt«, sagte Pitt und zeigte auf seine abgebrochene Nadel.»Leute, das wird nie was«, sagte Philip, und Jacques schüttelte den Kopf. »Wie kann man bloß Werder-Fan sein?«
Jakob brummte düster: »Fußball«, und Simone fragte ihn, was für einen Sport er denn bevorzuge. »Sport?«, fragte Jakob betreten. Pitt sah auf und musterte den Jungen vom Berg. Jakob rutschte unbehaglich dichter zu Tom. Auf einmal waren alle aufmerksam. Keinem der elf entging, wie bei dem Zwölften eine Hosennaht ächzte. Im hohen Bogen flog ein Knopf weg. »Tor!«, sagte Pitt.
Die Mädchen um Britt begannen zu kichern. Lena, die die Gruppe vom Rand her beobachtete, sah, dass Tom geprüft wurde. Jakobs Blick und Pitts Blick lagen auf ihm. Pitts Blick forderte spöttisch Spott, Jakobs bat kleinlaut: Steh zu mir . Tom schwankte. Sein Gesicht verzog sich zu einer Grimasse. Und dann fiel er in das Lachen ein. Jakob stand auf und ging weg. »Eigentor«, sagte Lena.
Aus dem Nichts erschien Diakon Jott. Er hatte eine zerlesene Bibel in der Hand und trat in die Mitte der elf. »Als aber die Soldaten Jesus gekreuzigt hatten, nahmen sie seine Kleider und machten vier Teile, für jeden Soldaten einen Teil, dazu auch das Gewand. Das war aber ungenäht, von oben an gewebt in einem Stück. Da sprachen sie untereinander: Lasst uns das nicht zerteilen, sondern darum losen, wem es gehören soll.«
»Der war ihnen zu schade zum Teilen«, meinte Tamara. Sie kam mit ihrer Näharbeit am besten klar. »Was für ein Hohn!«, rief plötzlich Britt. Sie sprang auf und schleuderte den groben Stoff in Tamaras Schoß. Der Diakon trat zurück in das Nichts, aus dem er gekommen war. Pitt stellte sich zu Britt, die grobe Heftnadel in der Hand. »Wer verhöhnt wen?«, fragte er.
Britt starrte Tamara anklagend an. »Der Mantel ist ihnen zu schade zum Teilen«, wiederholte sie aufgebracht. »Aber den Mann, den nageln sie ohne Bedenken ans Kreuz!« Auf einmal hatte sie Tränen in den Augen.
»Und er lässt es sich gefallen«, ergänzte Tamara leise. Sie nahm Britts Stoff und legte ihn sorgfältig zusammen. »Britt«, sagte Jott aus dem Off. »Du übernimmst das erste Abendprogramm.«
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Macht satt
Als der Mittag längst vorbei war, kam Jott mit einem Topf heißer Suppe. Lena ließ die zwölf einen Kreis um den Topf bilden und teilte die übriggebliebenen Fladen vom Frühstück aus. Außerdem gab es Holzlöffel mit ungewöhnlich langen Stielen. »Gesegnete Mahlzeit«, sagte der Diakon. Er saß außerhalb des Kreises. Er hatte
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