Das Inselcamp
Tamara, die in der Nähe stand. Sie wäre gern in Pitts Gruppe gewesen. Aber sie sagte es nicht.
Jacques räusperte sich. »Was genau sollen wir eigentlich tun?«, fragte er. Jott ließ die Arme sinken und sah so langweilig aus wie eh und je. »Ihr sollt Menschen fischen«, sagte er, als sei das klar. »Geht jetzt. Geht mit Gott. Punkt sechs seid ihr wieder da!«
Pitt sah sich nach den anderen neun um. Sie standen im Halbkreis und rührten sich nicht. »Und die anderen?«, fragte er misstrauisch. Diakon Jott zeigte sein freudloses Lächeln. »Oh, die anderen Gruppen starten später. Es ist ja nicht nötig, dass ihr euch hinter der nächsten Kurve schon wieder in die Arme fallt.«
Er wandte sich an Lena. »Wenn man bedenkt«, sagte er. »Am Anfang konnten sie noch nicht einmal einen Kreis bilden …« Britt verlor die Geduld. »Dann wollen wir mal«, sagte sie, ohne Pitt oder Jacques oder sonst jemanden anzusehen. Und dann marschierte sie los. Pitt und Jacques folgten zögernd.
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Menschenfischer
»Von Wollen kann keine Rede sein«, murrte Pitt. »Und?«, fragte Jacques. »Wohin wollen wir denn?« Sie hatten die Düne überquert, die sie vom Watt trennte, und starrten hinaus in die Leere. Das Wasser war nicht da. Links ging es zur äußersten Spitze der Insel, rechts begann der Strand des Campingplatzes.
»Wir könnten uns trennen«, sagte Britt und wandte sich nach rechts. »Wer sollte es merken?« Pitt brummelte Unverständliches und Jacques protestierte. »Zusammen mit euch ist mir wohler.« »Feigling!«, sagte Pitt.
Britt hob die Schultern. »Wie ihr wollt«, sagte sie. »Ich jedenfalls geh zur Fähre.« Die beiden Jungen schluckten. »Ja«, sagte Pitt. »Da ist es so schön voll.« Britt lächelte. »Genau«, sagte sie. »Schließlich suchen wir Menschen.« Jacques stöhnte. Aber er hütete sich, Pitt weiter zu reizen.
Eigentlich war es ein herrlicher Morgen: Die Sonne hatte den Nebel inzwischen besiegt. Frisch und klar stand sie am Himmel, der wolkenlos blau war. Der unvermeidliche Wind sorgte für Bewegung.
Die drei wanderten über den Strand, ohne viel Aufmerksamkeit zu erregen. Nur ein kleiner Junge zeigte mit dem Finger auf sie und rief: »Guck mal, Mami, die haben sich verkleidet!«
»Na warte, Bürschchen!«, knirschte Pitt. »Mach dir nicht ins Hemd«, sagte Britt. Den Rest des Weges jagte Pitt sie vor sichher. Sie raffte ihr Gewand und rannte. So erreichten sie den Hafen. Gerade hatte eine Fähre festgemacht und spülte neue Urlauber an Land.
»Hoppla!«, rief der junge Vater, in den Britt unversehens hineinrannte. Er trug seinen kleinen Sohn auf den Schultern. Neben ihm faltete seine Frau einen Buggy auseinander. Ein Mädchen mit kurzen Zöpfen stand bei ihr und schaute zu.
»Seid ihr die Leute vom Campingplatz?«, fragte er, während Britt sich entschuldigte. Außer dem Buggy lagen noch verschiedene Gepäckstücke um die junge Familie herum: Dreirad, Rucksack, Sandspielzeug und Sonnenschirm, dazu zwei Koffer, ein Zelt und die Kühltasche.
»Klar«, sagte Britt schlagfertig. Anscheinend erwartete der Mann abgeholt zu werden. »Herzlich willkommen. Familie …?« »Berner«, sagte die Frau und lächelte erleichtert. »Habt ihr einen Wagen?«
Britt schüttelte den Kopf. »Nur unsere Muskelkraft«, sagte Pitt, der verstanden hatte, was Britt wollte. »Aber keine Sorge: Wir sind im Training.« Mit einer ausholenden Geste wies er auf Jacques, der langsamer nachgekommen war.
Frau Berner musterte zweifelnd den Haufen Gepäck. »Meint ihr wirklich?«
»Kein Problem«, sagte Pitt. »Nicht wahr, Bruder ?« »Was liegt an?«, fragte Jacques. »Nächstenliebe«, sagte Britt betont. »Dies sind Herr und Frau Berner, Bruder . Siehst du nicht, dass sie Hilfe brauchen?«
Nein, dachte Jacques. Aber er behielt es für sich. Sie luden ihm den Zeltsack und das Dreirad auf, und dann quengelte der kleine Junge, dass er lieber auf Jacques’ Schultern sitzen wolle. »Großer«, sagte er zu Jacques. Immer wieder: »Großer!«
Das Mädchen stieg in den Buggy, obwohl es schon zu groß dafür war, und ließ sich von Pitt schieben. Für Britt blieben der Rucksack und das Sandspielzeug. Die Koffer trugen die Eltern. »Es ist nicht weit«, sagte Pitt. »Weit genug«, sagte Jacques. Der kleine Junge benutzte Jacques’ Haar als Zügel.
Britt plauderte drauflos und unterhielt sich, ohne zu stocken oder rot zu werden, über Familienurlaub, Reiseversicherungen und Windelvorräte. Rot
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