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Das Inselcamp

Das Inselcamp

Titel: Das Inselcamp Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Steinkuehler
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gebunden.«
    Simones Finger war auf dem Weg zur Stirn, zum Vogelzeigen. Aber er kam nicht an. »Drei«, sagte sie und nahm Judith den Klee aus der Hand. »Drei sind eins.«

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    Schwarzes Loch
    Mattis Blick wurde flehend. »Ich … ich komm ja wieder«, versprach er hastig. »Aber erst, erst muss ich da hin. Ich beeil mich, okay?« Simone lachte. »Dich beeilen? Beim Surfen-Lernen?« Sie stieß Judith an, damit sie mitlachte. »Was ist denn das für ein Unsinn!«
    Matti schluckte und betrachtete die Lappen, die seine Sandalen waren. »Es geht mir nicht ums Surfen«, sagte er leise. Und dann verriet er den beiden Mädchen den Namen eines der beiden Surflehrer.
    »Na, und?«, fragte Simone ungeduldig. Aber Judith nickte. Sie erinnerte sich, dass Matti auch so hieß. »Dein Vater?« Matti nickte eifrig. »Ich hab’s aus dem Internet«, sagte er. »Gesagt hat er nichts. Da dachte ich mir: Ich überrasch’ ihn.«
    Simone warf den Klee in die Luft. »Wie – nichts gesagt? Dein eigener Vater eröffnet eine Surfschule, und du erfährst es aus dem Internet?«
    Matti nickte wieder. Diesmal unglücklich. »Lass ihn in Ruhe!« Jäh wandte sich Judith gegen Simone. »Du mit deiner Heile-Welt-Familie!«
    Simone plusterte sich auf. »Was willst du damit sagen?« Judith zögerte nicht. »Dass du keine Ahnung hast!«, rief sie. »Was weißt du schon davon, wie es ist, keinen Vater zu haben! Wenn er überhaupt nicht existiert. Wenn da nichts ist als ein schwarzes Loch …« Sie brach ab. Das hatte mit Matti nichts mehr zu tun. Und außerdem ging es niemanden etwas an.
    Simone war die Luft ausgegangen. »Und wie weiter?«, fragte sie. Judith wandte sich an Matti. »Sollen wir nicht lieber mitkommen?«
    Matti blickte langsam auf. Rot im Gesicht, nah am Heulen. Er schüttelte stumm den Kopf. »Sei um fünf wieder hier«, sagte Judith. »Dann gehen wir zusammen zurück.« Er nickte und rannte querfeldein davon. Judith setzte ihren Weg fort. »Warte!«, sagte Simone.

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]
    Lasst die Kinder …
    »Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei.« Das sagte Diakon Jott zu der dritten Gruppe, zu Andi, Tamara und Johanna. »Aber die Liebe ist die Größte unter ihnen.« Das gab er ihnen mit auf den Weg. Nur noch die drei vom Berg blieben zurück. Tom winkte Tamara. Lässiger, als er sich fühlte.
    Andi wollte auf Judiths Spuren gehen. Doch da trat ihm Jott in den Weg. »Zu dritt, habe ich gesagt«, erinnerte er sanft. »Nicht: zu sechs.« Andi machte ein unschuldiges Gesicht. »Ich weiß gar nicht, was Sie meinen.«
    Jott war sich zu schade zum Argumentieren. Unbewegt blieb er stehen, strikt wies er Richtung Watt. »Da entlang!«, befahl er knapp und eine Diskussion war nicht möglich.
    So schlugen sie den Weg ein, den Britt, Pitt und Jacques genommen hatten. Nur dass das Wasser inzwischen gestiegen war und der Strand sich gefüllt hatte. Viele Urlauber lagen einfach nur so da, in der Sonne, mit geschlossenen Augen, den Hut auf dem Gesicht. Die waren harmlos.
    Die anderen aber, die Burgenbauer, die Frisbeespieler und die Muschelsucher, die hatten Augen für den seltsamen Aufzug der drei, die sich zwischen ihnen hindurchmogelten.
    Johannas Kopf wurde rot und röter. Sie kniff die Lippen zusammen und antwortete nicht, wenn jemand sie ansprach: »Was seid ihr denn für welche?«, »Gibt’s irgendwo Theater?«, »Ist wieder Karneval?«
    Ein Kind mit Sonnenhut stellte sich den dreien in den Weg. Eis lutschend musterte es die seltsame Tracht. »Seid ihr wirklich vom Umweltschutz?«
    Johanna und Andi sahen sich an. Warum eigentlich nicht? Tamara war schneller. »Sieh dir den Jungen an«, sagte sie zu dem Mädchen und wies auf Andi. »An wen erinnert er dich in seinem Gewand?«
    Die Kleine lachte. »Jesus!«, rief sie. »Er sieht aus wie Jesus in meiner Kinderbibel.« Tamara nickte ihr zu. »Kluges Mädchen!« Sie wandte sich an ihre Gefährten, um herauszufinden, ob die vielleicht auch etwas dazu zu sagen hätten.
    Aber von den beiden kam nichts als der dringende Wunsch zu fliehen. »Wir wollen so sein wie Jesus«, fuhr Tamara fort. »Wir wandern umher, um Menschen zu treffen.«
    Das Mädchen nickte. »Dann seid ihr hier richtig!«, sagte sie und umfasste mit einer großen Geste den ganzen Strand. »Und mich« – sie trat einen Schritt vor und wies mit dem Finger auf sich selbst – »… mich müsst ihr in die Mitte stellen. So steht es in meiner Kinderbibel.«
    »Der Rangstreit der

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