Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Inselcamp

Das Inselcamp

Titel: Das Inselcamp Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Steinkuehler
Vom Netzwerk:
aufstehen?«, fragte sie. »Komm, versuch’s!« Sie hielt Johanna ihre Hand hin, und ihre kleine Tochter schob von hinten.
    »Ich glaube«, ächzte Johanna, »ich glaube, ich sollte lieber nicht …« Die Frau nickte. »Maria, lass sie los!«, sagte sie zu dem Kind. »So quälen wir sie nur.«
    Sie überlegte kurz. »Ich hole Gabriel!«, sagte sie dann. »Bleib hier sitzen und hab ein wenig Geduld. Gabriel ist Sanitäter.«
    »Gabriel?« Johanna beobachtete verwundert, dass die Frau weiter hügelaufwärts wollte. »Da oben?«, fragte sie verwirrt.
    »Da oben ist das Vogelnest «, sagte das kleine Mädchen rätselhaft. Und dann machte es einen Vorschlag, den Johanna nur halb gut fand. »Ich bleibe bei dir, bis Gabriel kommt«, sagte sie. »Ich pass auf dich auf.«

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]
    Zwei Herren dienen
    Tom, Philip und Jakob waren die letzte Gruppe. »Seid untereinander gesinnt, wie auch Christus gesinnt war«, gab Jott ihnen mit auf den Weg: »Er klammerte sich nicht an das, was er hatte, sondern gab es auf und machte sich ganz klein.«
    Tom wartete darauf, dass jemand die Bibelstelle nannte. Aber Tamara war nicht da, um es zu tun. Tom staunte, wie sehr er sich daran gewöhnt hatte. »Philipper 2«, sagte Lena. Aber das war nicht dasselbe.
    Er war nicht überrascht, dass Jott auch ihnen in den Weg trat. Sie durften nicht ans Watt. Sie mussten in die andere Richtung.
    »Hätte nie gedacht, dass Matti es so leicht nimmt«, bemerkte Jakob, als sie sich auf den Weg machten. »Allein in einer anderen Gruppe. Ohne uns. Und ausgerechnet mit Simone und Judith …«
    Philip grinste. »Matti und Judith«, deutete er an, und als Jakob ihn verständnislos anblickte: »Wir haben sie doch verheiratet!« Er zeigte, was er meinte, mit ein paar schmatzenden Luftküssen. Jakob schnitt eine Grimasse. »Nicht wirklich, oder …?«
    Tom unterbrach die Debatte. »Wir werden Matti gleich wiedersehen«, versicherte er. »Wir treffen uns in der Surfschule.«
    Tom blieb nur so lange auf dem gewiesenen Weg, wie Jotts Blicke ihnen folgten. Im Tal der nächsten Düne war Schluss. In einem Bogen ging es zurück zum Campingplatz.
    »Unsere Gewänder«, erinnerte Philip, als sie am Zaun entlanghuschten, auf der Suche nach einem weiteren Schlupfloch wie dem, das sie benutzten, um aufs Klo zu gehen. »Wir wollten sie doch irgendwo verstecken.«
    Sie hatten sich noch nicht entschieden, als plötzlich ein Mann in ihren Weg trat. Er kam durch den Zaun, durch ein Loch, das sie noch nicht entdeckt hatten. Er war alt und kahlköpfig. DasHässlichste an ihm war sein Bart. Schütter und fransig hing er ihm auf die Brust.
    »Seid gegrüßt«, sagte er ernst. » Brüder im Herrn .« Tom, Philip und Jakob starrten ihn an. »Wollen Sie uns veralbern?«, fragte Tom heiser.
    Der Alte verzog keine Miene. Er trat dicht an Tom heran. »Ich kenne eure Mission«, flüsterte er verschwörerisch. Jakob sah verlegen an sich herunter. »Wir haben uns nur verkleidet«, murmelte er. »Wir machen eine Demo«, behauptete Philip gleichzeitig. »Gegen das Robbensterben und gegen Ölpest. Und gegen neugierige Touristen.«
    Der Alte blieb unbeeindruckt. Er wusste es besser. »Und die Mädchen?«, fragte er dann. »Demonstrieren sie auch?« Er deutete dorthin, wo hinter der Düne das Lager war. Tom stemmte die Hände in die Hüften. »Sie sind ein Spanner, oder was?« »Arzt«, sagte der Mann. »Ich bin Arzt.«
    Tom musterte ihn von oben bis unten. »Oh, sicher«, höhnte er. »Erlauben Sie …?« Er machte Anstalten, das Loch zu benutzen, das der Alte ihnen unfreiwillig gezeigt hatte.
    »Falsche Richtung!«, meinte der. »Das da …« – mit einer Geste umfasste er den Campingplatz – »ist Babylon.« Tom blieb verblüfft stehen. »Babylon?«, wiederholte er verständnislos. Der Alte nickte. »Du kannst auch sagen: Sodom und Gomorrha«, fügte er hinzu, als ob das deutlicher wäre.
    Auf einmal mischte Philip sich ein. »Die Gesunden bedürfen des Arztes nicht, sondern die Kranken«, sagte er. »Lukas – ich weiß nicht, wie viel.«
    Das gab dem Alten zu denken. »Niemand kann zwei Herren dienen«, konterte er schließlich. »Matthäus.« Und dann lächelte er zum ersten Mal. »Ich weiß auch nicht, wie viel.«
    Damit ließ er die drei stehen und marschierte auf ihren Spuren zurück. Ob sie nun durch das Loch im Zaun schlüpften oder nicht, schien ihn nicht mehr zu interessieren.

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]
    Maria Magdalena
    Tom führte seine Gruppe in

Weitere Kostenlose Bücher