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Das Inselcamp

Das Inselcamp

Titel: Das Inselcamp Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Steinkuehler
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einsam.
    »Wir wollen nicht stören«, sagte Simone unbehaglich. Hoffnungsvoll wandte sie sich an Judith und Andi. »Wir könnten unten im Ort … in einem Café … oder auf dem Zeltplatz«, deutete sie an. »Da ist ein Aufenthaltsraum.«
    Benedikt, der Verbrannte, legte ihr den Arm um die Schultern. »Wir nehmen’s, wie’s kommt«, sagte er ergeben. »Mach dir keine Sorgen.« Simone sah ihn an und nickte. »Erzähl mir mehr«, bat sie plötzlich. »Weißt du, mein rotes Haar …«
    Matti schloss sich Niklas an, Tamara der eifersüchtigen Rebekka. Dass Johanna mit Gabriel ging, war sowieso klar, und dass Elli sich ihnen anschloss, auch.
    Die Hütten waren sparsam, aber wohnlich ausgestattet. Sie hatten Holzfußböden, auf denen bunte Webteppiche lagen. Feldbetten waren aufgebaut, es gab jeweils einen kleinen Tisch und einen oder zwei Stühle. Auf jedem der Tische lag eine Bibel.
    »Besser als unsere Zelte ist es allemal«, meinte Matti. »Wir kochen euch Tee!«, riefen Deike und Heike, die sich hinter ihm in Niklas’ Hütte drängten.
    Später gab es Tee in allen Hütten. Und als die sechs am Abend zurück zu ihrem Lager wanderten, wunderten sie sich. »Habt ihr was gemerkt?«, fragte Tamara. »Hat nicht geschmeckt«, sagte Simone und verzog das Gesicht.
    »Schmeckt genauso wie Jotts«, sagte Tamara. Seltsam eigentlich, wenn man es recht bedachte … – Simone schüttelte ihre roten Locken. »Sag ich doch: Schmeckt genauso scheußlich«, sagte sie. Und verpasste den Punkt.

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]
    Schwieriger als mit Jott
    Judith hatte Andi zur Seite gezogen, bevor er Annes Hütte betrat. Zurück in den Regen hatte sie ihn gezogen. Den schien sie gar nicht zu bemerken.
    Erst als ein Gebüsch zwischen dem Nest und ihnen lag, blieb Judith stehen. »Ich hab etwas vor«, sagte sie. »Und weil es schwierig ist, schwieriger als damals, als wir Jott besuchten …« Sie war atemlos und verlegen.
    Andi grinste. »Ich bin dabei«, sagte er, vielleicht eine Spur großspurig. Judith störte sich nicht daran. Sie war einfach dankbar.
    »Ich habe die Beschreibung auch erkannt«, sagte Andi, während sie sich auf den Weg zum Campingplatz machten. »Es ist der Arzt.« Judith nickte. »Er ist grässlich.« Sie platschte in eine Pfütze auf dem Weg, dass es nach allen Seiten spritzte.
    Andi nahm ihre Hand. »Du musst nicht mit ihm reden«, sagte er. Judith zog ihre Hand weg. »Doch«, sagte sie. »Ich muss. Das verstehst du nicht!« Andi dachte an Jonas und an seine Mutter. »Doch«, sagte er. »Doch, doch, das verstehe ich.«
    Sie waren noch nicht weit gekommen und sie hatten noch nicht wieder gesprochen, als ihnen ein Mann entgegenkam. Groß und dünn und alt. Mit einem hässlichen, fransigen Bart.
    Judith nahm Andis Hand und blieb stehen. »Nein!«, rief sie in Panik. »Ich bin … ich bin noch nicht … so weit.« Andi hielt sie fest. »Er kommt dir entgegen«, sagte er.
    Der Mann kam mit raschen, gleichmäßigen Schritten auf sie zu. Er ging unter einem großen Regenschirm. »Sieh da, die Kinder!«, sagte er, als er ihnen gegenüberstand. Und dann, ohne Einleitung: »Gut, Junge, ich glaube, du lässt uns mal allein.«
    Wenn er wenigstens lächeln würde! , dachte Andi. Unsicher sah er zu Judith, aber da drückte sie schon seine Hand, und er wusste, was sie wollte. Oder besser: was sie nicht wollte. Dass er wegging, wollte sie nicht.
    »Ich bleibe«, sagte Andi. »Ich stehe ihr bei.« Da endlich: ein Lächeln. Die dürren Barthaare vibrierten. »Ich reiße ihr nicht den Kopf ab«, sagte er. »Aber das Herz raus«, entfuhr es Andi.
    Der Alte presste die Lippen zusammen. Der Bart kam zur Ruhe. Er deutete zum Steilufer hin. »Da unten gibt es eine Bank mit Ausblick«, sagte er. »Für gewisse Momente.«

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]
    Der gewisse Moment
    Martin war nicht Judiths Vater. Auch wenn es eine Weile dauerte, bis sich das aufklärte. Sie saßen auf der Bank, alle drei im Schutz des einen Schirms, und redeten eine Weile herum, weil jeder dachte, der andere wisse, was er wisse, und dass Lena endlich den Mund aufgemacht hätte.
    »Wir halten ein Schweigegelübde«, erklärte Judith trotzig, als ihre Mutter plötzlich als die Dumme dastand.
    Martin war Judiths Großvater. Und sein Sohn, Judiths Vater, war … – »Jenseits des Meeres«, sagte er und ruckte mit demKinn, damit sie das Meer auch wirklich sahen. Wie groß es war, wie weit. »Bunte Briefmarken haben sie. Und brauchen ewig für jeden Brief.« Er

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