Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Intercom-Komplott

Das Intercom-Komplott

Titel: Das Intercom-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Ambler
Vom Netzwerk:
nicht, sondern bog zur Theke hin ab und ging die Treppe hinunter zur Telefonzelle. Freilich blieb ich hier nicht, sondern lief rasch an den Toiletten vorbei und eine zweite Treppe hinauf, die in das Restaurant auf der rückwärtigen Seite führte. Und von hier aus gelangte ich wieder aus dem Haus. Draußen bog ich nicht nach rechts ab – dies wäre der kürzeste Weg zu meinem Wagen gewesen –, sondern nach links. Es war eine enge Einbahnstraße; ich ging entgegen der Fahrtrichtung. Als ich an die nächste Kreuzung kam, schalteten die Ampeln gerade um; ich rannte über die Straße und verschwand in einer engen Passage, die in der Nähe des Pont de la Machine am Fluß endete. Dort ging ich in eine Bar, bestellte mir noch einen Drink und ließ mir Zeit, ehe ich von neuem aufbrach. Es war kurz vor sieben Uhr, als ich an meinem Wagen ankam.
    Es war eine Renault Dauphine mit Heckmotor. Nicht das Eleganteste, was es auf Rädern gibt, ich gebe es zu, aber für meine Alltagsbedürfnisse in der Stadt und Valeries Schiausflüge am Wochenende durchaus brauchbar. Und in der Regel zuverlässig.
    Ich schloß also auf, stieg ein, tat, was man so tun muß – und merkte, daß der Motor nicht ansprang. Der Starter war in Ordnung, die Batterie ebenso, die Benzinuhr zeigte an, daß der Tank noch zur Hälfte gefüllt war, aber der Motor rührte sich nicht.
    Mit Autos kenne ich mich nicht besonders gut aus, aber dies und jenes weiß ich doch. So weiß ich zum Beispiel, daß Benzinuhren gern verklemmen. Ich stieg also aus, klappte die Motorhaube hoch, schraubte den Tankverschluß ab und rüttelte so lange am Wagen, bis ich das Benzin plätschern hörte. Dann schraubte ich die Kappe wieder auf.
    Wäre ich nun in meinen Entschlüssen frei gewesen, hätte ich als nächstes die Taschenlampe aus dem Handschuhfach geholt, um nachzusehen, ob am Motor etwas nicht in Ordnung war. Aber in diesem Augenblick blendeten mich die Scheinwerfer eines Autos, das um die Ecke an der Kirche bog. Und als ich gerade um meinen Wagen herumgehen wollte, hielt neben mir ein Citro ë n DS. Eine Tür öffnete sich.
    »Schwierigkeiten, Monsieur Carter?« Es war die Stimme von Madame Coursaux.
    Noch während sie sprach, wurde auch die hintere Tür des Citroëns aufgestoßen. Selbst wenn ich hätte flüchten wollen, wäre es mir nicht gelungen. Die beiden Türen und die Wagenwand waren wie eine Falle.
    In seinem Innern wurde es hell. Am Steuer saß Morin, neben ihm Madame Coursaux. Im Fond sah ich noch einen anderen Mann.
    »Wir haben Sie gesehen, als wir um die Ecke kamen«, sagte Morin. »Können wir Ihnen helfen?«
    »Ich bekomme den Motor nicht an. Ich weiß nicht, was kaputt ist.«
    »Batterie?«
    »Nein, und Benzin ist auch noch genug drin. Er springt einfach nicht an.«
    »Sie brauchen einen Mechaniker. Steigen Sie ein, wir fahren Sie hin.« Der Mann im Fond rutschte auf die andere Seite, um mir Platz zu machen.
    »Sehr nett von Ihnen, aber ich kenne ganz in der Nähe eine Werkstatt. Ich kann leicht zu Fuß hingehen.«
    »Unsinn. Steigen Sie ein.«
    Ich tat es. Zur Werkstatt waren es höchstens dreihundert Meter, aber wenn jemand einem anbietet, man solle die kurze Strecke mitfahren, ist es einfacher anzunehmen als abzuschlagen. Ich hatte mich gerade neben den Mann im Fond gesetzt, als mir einfiel, daß der Zündschlüssel noch steckte.
    Aber Morin winkte ungeduldig ab. »Wenn der Wagen nicht anspringt, kann er auch nicht gestohlen werden«, sagte er. »Außerdem braucht der Mechaniker ihn sowieso.«
    Während Morin noch sprach, griff der Mann neben mir hinter meinem Rücken vorbei und schloß die Tür. Dann reichte er mir seine fleischige Hand und stellte sich vor.
    »Schneider«, sagte er.
    Er sprach seinen Namen französisch aus; trotzdem hielt ich ihn nicht für einen Franzosen. Sein dunkler Anzug saß zu korrekt. Und er roch nach Lavendel. Ich konnte ihn nicht genau sehen, doch immerhin erkannte ich, daß er jung war, einigermaßen beleibt, glattgescheiteltes Haar und ein merkwürdig unsymmetrisches Gesicht hatte.
    Morin fuhr an. »In der Nähe unserer Wohnung ist eine Renault-Werkstatt«, sagte er über die Schulter. »Wir rufen dort an und bitten, daß man einen Mechaniker schickt.«
    Ich habe es nicht gern, wenn man mich gängelt. »Das ist wirklich nicht nötig«, widersprach ich. »Es reicht, wenn Sie mich an der übernächsten Kreuzung absetzen.«
    Er achtete überhaupt nicht darauf und bog an der nächsten Ecke nach links ab.
    »Hören Sie …«,

Weitere Kostenlose Bücher