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Das Internat

Das Internat

Titel: Das Internat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Forster
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weiter nachbohren konnte. Es wunderte sie nicht, dass Cross schon da gewesen war. Er war ihr ein paar Schritte voraus. Immerhin hatte er auch nicht mit dem Polizeichef sprechen können.
    "Es tut mir leid", sagte Mattie freundlich zu Nola. "Es muss sehr schwer für Sie sein, und ich wollte Ihre Zeit nicht so lange in Anspruch nehmen. Ich mache mich auf den Weg."
    Mattie drehte sich um und ging Richtung Auto, überrascht, dass Nola sie begleitete. "Ich wünschte, ich könnte Ihnen irgendwie helfen", sagte Nola. "Werden Sie noch mit jemand anderem über den Fall sprechen?"
    Mattie erwähnte den Arzt, der die medizinische Untersuchung vorgenommen hatte, und den vorsitzenden Richter. Nach ihrer Theorie hatte mindestens einer derjenigen, die die Anklage geleitet hatten, zu dem Sexring gehört. Das würde die Mängel im Gerichtsverfahren erklären.
    "Beide sind nicht mehr da."
    "Was?" Mattie blieb abrupt stehen, um sie anzusehen. "Nicht mehr da, weil sie tot sind?"
    "Der Arzt ist vor Kurzem nach einer längeren Krankheit verstorben. Er wird diese Woche beerdigt. Der Richter ist pensioniert und Anfang des Jahres nach Florida gezogen."
    Matties Enttäuschung musste offensichtlich sein.
    "Der Staatsanwalt wohnt noch hier." Nola gab ihr die Information in einem hoffnungsvollen Ton. Ihr zögerliches Lächeln entblößte erneut den schwarzen Zahn.
    "Sie meinen Frank O'Neill?", fragte Mattie.
    Nola blickte zurück zum Haus, und Mattie ebenso. Chief Daniels stand am Wohnzimmerfenster und sah zu ihnen herüber. Er hatte nicht den leeren Blick eines Mannes, der sich an nichts erinnern konnte. Nein, er sah verängstigt und misstrauisch aus – wie ein Mann, der nicht wusste, wem er trauen konnte. Dieses Gefühl kannte Mattie.
    Hatte sie ihn schon einmal gesehen? Seinen Gesichtsausdruck kannte sie. Ein Bauchgefühl sagte ihr, dass er der Mann war, den sie vor all diesen Jahren getroffen hatte. Sein Gesicht war beide Male verborgen gewesen. Mattie musste immer wieder an das Abzeichen an der Wand denken. Es konnte ein bloßer Zufall gewesen sein, aber ein Paar mit Sternen bedruckte Manschettenknöpfe schienen für einen Mann wie ihn gemacht.
    Sie schaffte es schließlich, sich von Nola Daniels zu verabschieden, die so unablässig auf sie einredete, als wolle sie die Abfahrt hinauszögern. Mattie flüchtete ins Auto. Seltsam, dass die Frau eines Polizeichefs einen so offensichtlichen Makel wie den dunklen Zahn besaß, überlegte sie. Warum ließ Mrs. Daniels ihn nicht richten? Bis jetzt hatten Matties Fragen immer nur zu weiteren ungeklärten Sachverhalten geführt. Unwillkürlich musste sie an das Motto ihrer Anwaltstage denken: Nichts wird klarer, wenn du unter die Oberfläche schaust. Wenn du keine Käfer sehen willst, guck nicht unter den Stein.

28. KAPITEL
    A ls Mattie die Bibliothek verließ, kritzelte sie nebenbei weiter Notizen auf ihren Block. Sie hatte den Abend damit verbracht, Zeitschriften und Zeitungen auf Mikrofiches nach Artikeln über den Fall Broud zu durchsuchen. Ein älterer Bibliothekar war hocherfreut, Mattie sagen zu können, dass das von ihr gesuchte Material bereits vorsortiert sei, dank eines berühmten Schriftstellers aus Marin County, Jameson Cross. Scheinbar hatte er kürzlich darum gebeten, dass man alles über den Fall heraussuche, und jetzt profitierte Mattie von seiner Anfrage.
    Wie lieb von ihm, dachte sie ironisch, und machte sich ein paar letzte Notizen. Sie würde ihm ausdrücklich für seine Hilfe danken. Vielleicht konnte sie ihm das nächste Mal wie zufällig die Augen ausstechen. Trotzdem musste sie widerwillig zugeben, dass es nicht so schlecht war, sich in seinem Windschatten aufzuhalten.
    Ein Schatten fiel auf Mattie, als sie um das Gebäude zum Parkplatz ging. Sie warf einen Blick zu den riesenhaften schwarzgelben Sturmwolken und stellte fest, dass die Sonne schon fast untergegangen war. Es war kurz nach neun. Sie war geblieben, bis die Bibliothek geschlossen hatte, ohne einen Gedanken an das Wetter oder die nächtliche Dunkelheit zu verschwenden.
    Während sie ging, wurde die Luft so kühl, dass sie davon eine Gänsehaut auf den nackten Armen bekam. Auch in ihrem Nacken prickelte es so sehr, dass ihr ein Schauer den Rücken hinunterlief. Normalerweise hätte sie das als Zeichen dafür genommen, dass etwas nicht stimmte, aber an diesem Abend war es einfach die Kälte.
    "Wie buchstabiert man 'Mantel', Smith?" Sie hatte eine Jacke im Auto, aber sie war zu gedankenverloren gewesen, um sie

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