Das Internat
Bibliothek gemacht?"
Mattie schüttelte ungläubig den Kopf. "Lane, wir sind keine
Freunde."
"Ach, ich bitte dich. Das ist mehr als zwanzig Jahre her! Die Vergangenheit soll man doch ruhen lassen. Warum essen wir nicht zusammen und begraben das Kriegsbeil bei ein paar Martinis? Ich würde so gern hören, wie es dir ergangen ist."
Ein strahlendes Lächeln war ihr ins Gesicht gemeißelt. Mattie erwiderte es nicht.
"Ich verstehe", sagte Lane.
Ohne Verbitterung erwiderte Mattie: "Das bezweifle ich."
"Manche Leute werden scheinbar nie erwachsen."
"Manche Leute haben immer noch Narben."
"Wie auch immer." Lane zuckte die Schulter, scheinbar gelangweilt von dem Gespräch. "Viel Glück", sagte sie, während sie an Mattie vorbei über den Parkplatz fegte. Als sie ihren glänzenden schwarzen Sportwagen erreichte, rief sie: "Das wirst du hier brauchen."
Mattie sah zu, wie der Todesengel davonfuhr, und begriff, dass ihre letzten Worte eine Drohung hätten sein können. Sie fragte sich, ob Lane die Stadt so im Griff hatte wie damals die Schule. Und mehr noch – wen kannte Lane und würde ihn über Matties Anwesenheit in Kenntnis setzen? Kannte sie Jameson?
Konnte sie etwas über den Sexring gewusst haben? Das schien unwahrscheinlich, aber Mattie konnte zu diesem Zeitpunkt nichts ausschließen.
Als sie auf ihr Auto zuging, war Mattie schon zu dem Schluss gekommen, dass aus der Begegnung mit Lane Davison nichts Gutes resultieren würde. Es gab wenig, was Mattie tun konnte, außer auf der Hut zu sein – und sie war wahrscheinlich ohnehin schon zu paranoid. Aber wer wäre das nicht, wenn ihm zwei Morde angehängt werden sollten?
Diese Frage hatte angefangen, ihre Gedanken zu dominieren. Mattie war bewusst, dass die einsamen Mädchen einen bequemen Sündenbock für den echten Mörder darstellten. Aber es war auch möglich, dass jemand sie aus dem Weg räumen wollte, jetzt da Broud entlastet war. Miss Rowe hatte viele Feinde gehabt. Jeder der Männer aus dem Sexring konnte ein Interesse daran haben, dass sie schwiegen. Broud hatte vielleicht zu viel über diese Männer gewusst. Andererseits konnte er auch Feinde gehabt haben, die Mattie nicht kannte. Außer vielleicht seinen Bruder.
Jameson Cross. Sie überraschte sich selbst mit der Idee. Doch es ergab auf unheimliche Weise Sinn. Der sogenannte wachsame Krimiautor arbeitete an einem Buch über den Fall seines eigenen Bruders. Was für eine Geschichte, wenn dein Bruder aus dem Todestrakt entlassen wird, nur um während deiner Suche nach dem wahren Mörder ermordet zu werden! Dann spürst du die Frauen auf, die es getan haben sollen, darunter die First Lady des Landes. Oliver Stone, aufgepasst!
Matties Nacken prickelte wieder und versetzte sie mit einem Donnerschlag in Alarmbereitschaft. Sie sah sich in der Gegend um. Lane war verschwunden und niemand sonst in Sicht. Trotzdem fiel Mattie das Atmen schwer. Etwas stimmte nicht, und das Gefühl wurde so stark, bis sie begriff, was es war: Sie fühlte sich beobachtet.
Ihr Auto war nur noch ein paar Meter entfernt. Jeder brennende Nerv riet ihr, zum Wagen zu rennen und sich einzuschließen. Trotzdem weigerte sie sich, in Panik zu verfallen. Eine unmittelbare Gefahr gab es nicht, und Mattie konnte dem Gefühl keine Macht über ihr Leben einräumen. Als sie schließlich im Auto saß, wartete sie, bis dieser Impuls vorbeiging, der so gleißend war wie der Blitz, den sie am Morgen gesehen hatte.
Gott, was für ein Albtraum. Sie war schweißgebadet.
Einen Augenblick später, als sie aus der Parklücke fuhr, bemerkte sie ein unauffälliges Auto, das eine Reihe hinter ihr stand. Als sie vom Parkplatz fuhr, folgte es ihr in einigem Abstand. Sie wurde also tatsächlich verfolgt. Das Gesicht des Fahrers konnte Mattie nicht erkennen, aber es war ein Mann, und er bemühte sich nicht besonders, seine Anwesenheit zu verheimlichen. Das vermittelte ihr eine verdammt gute Vorstellung davon, wer es sein könnte. Cross? Er hatte sein Bestes getan, um sie zu ängstigen und einzuschüchtern, seit er in den Gerichtssaal gestürmt war.
Mattie fuhr langsam, ein Auge auf den Rückspiegel gerichtet, und legte sich einen Plan zurecht. Sie fuhr um eine Ecke, ihr Verfolger auch. Gut, wenn er mir auf den Fersen ist, überlegte sie, dann soll er mir auch in die Falle gehen. Vielleicht fand der Voyeur sich selbst im Scheinwerferlicht wieder.
In Matties Wut mischte sich Traurigkeit, als sie darüber nachdachte, wie Menschen sich änderten und
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