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Das Internat

Das Internat

Titel: Das Internat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Forster
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würdest."
    Beinah glaubte Mattie, er wolle mit ihr gemeinsame Sache machen. Mattie hatte jedoch nicht die Absicht, sich mit Jameson Cross zu verbrüdern. Aber das musste sie ihn ja nicht wissen lassen. Das könnte ihre Chance sein, einen Einblick in die Aufzeichnungen von William Broud zu bekommen, auch wenn sie selbst dafür ein paar Dinge enthüllen müsste. Manchmal musste man dem Fisch ein paar Köder hinwerfen, bevor er anbiss.
    "Wer würde nicht gern einen Blick darauf werfen", sagte sie, "wenn es das Band tatsächlich gibt. Ich würde auch gern wissen, warum die Bänder als Beweismittel angeführt, aber nie benutzt wurden und warum niemand zu bemerken schien, dass eines fehlte."
    Jameson nickte. "Stimmt. Ich wusste nicht, dass die Bänder zu den Beweismitteln gehörten."
    Mattie zuckte die Schultern. Verbündeten sie sich? Sie hoffte, dass er es glaubte. Natürlich konnte er sie genauso in die Irre führen wie sie ihn, das durfte Mattie nie vergessen.
    Er hatte die Musikanlage eingeschaltet, und die Klänge, die das kellerartige Haus füllten, hatten einen südamerikanischen Rhythmus – ein sanfter, verträumter Samba, der dazu verführte, die Augen zu schließen und sich dem Beat einfach hinzugeben.
    Sehr sinnlich, dachte sie und sah auf seine Finger. Warum hielt sie immer noch seine Hand? Bei der Frage zog sich ihr der Magen zusammen. Lag es an der Hitze seiner Haut? Plötzlich war er ihr zu nah.
    Ich sollte es wirklich lassen mit der Handlesekunst, schalt sich Mattie. Das geht immer nach hinten los.
    "Da wir schon dabei sind", sagte sie und ließ seine Hand los, "ich muss meine Mailbox abhören. Möglicherweise hat mir der Staatsanwalt von Marin County bereits eine Nachricht hinterlassen."
    "Wer? Frank O'Neill?"
    Lässig streckte sie die Hand nach ihrer Tasche aus, die neben der Couch stand, und öffnete den Reißverschluss. Mattie hatte beschlossen, das Spiel ein bisschen weiterzutreiben, dem Fisch den Köder noch ein bisschen schmackhafter zu machen.
    "Ja, er ist einer der Menschen, mit denen ich hier sprechen wollte", erklärte sie. "Ich kann mir vorstellen, dass das verschwundene Video entlastende Beweise enthält, die in der Verhandlung übersehen wurden."
    "Entlastend für meinen Bruder oder für dich?"
    Sie hatte gerade zugegeben, dass sie nach dem Band suchte. Interessant, dass er darüber hinweggegangen war. "Für beide", sagte sie, "jedenfalls hoffe ich das."
    Sie hatte gerade das Handy aufgeklappt, aber Jameson hielt ihre Hand fest.
    "Wie wäre es mit einer Party heute Abend?"
    "Ist das dein Ernst? Ich kann kaum laufen."
    Er zuckte die Achseln. "Schade. Ich bin mir sicher, dass Frank dich gern kennengelernt hätte."
    Cross schien sie nun seinerseits locken zu wollen. "Frank, der Staatsanwalt? Du kennst ihn?"
    "Wir sind seit Jahren befreundet. Ich bin heute Abend bei ihm zu einer Party eingeladen, es ist der Geburtstag seiner Frau. Ich wollte eigentlich nicht hin, weil mir eine Begleitung fehlte."
    Sie seufzte. "Dann werde ich wohl deine Begleitung sein. Das könnte meine einzige Chance sein."
    "Mit mir auszugehen?"
    "Frank zu treffen."
    Seine Augen schimmerten dunkel. "Also ist das ein Ja? Von der Frau, die kaum laufen kann?"
    "Mir geht es
gut."
    "Geht es deinem Kopf genauso gut wie deinem Knie? Das wäre mir neu."
    "Meinem Kopf geht es viel besser. Tut kaum noch weh." Ein schmerzhafter Stich zwang Mattie, eine Sekunde lang die Augen zu schließen. "Und mein Knie ist … okay. Ich werde diesen Eisbeutel mit ins Hotel nehmen, und ich werde die Schmerztablette nehmen, die du mir angeboten hast."
    "Na schön, aber ich fahre dich hin."
    Dagegen hatte Mattie einiges einzuwenden. Doch sie sah ein, dass es keinen Sinn ergab. Selbst fahren konnte sie nicht, abgesehen davon, dass ihr Mietwagen vermutlich noch auf dem Parkplatz des Krematoriums stand. Außerdem wollte sie noch nicht allein sein, egal, wie sehr sie vorhin darauf gepocht hatte. In der friedlichen, kleinen Gemeinde von Tiburon konnte sie sich einfach nicht sicher fühlen.
    Plötzlich erhob sich Jameson, und Mattie fragte sich, was er vorhatte. Sie verfolgte, wie er nach hinten ins Wohnzimmer ging und in einem Bereich stoppte, der wie sein Büro oder seine Bibliothek aussah. Ein Bücherschrank, der vom Boden zur Decke reichte, bildete eine Wand. Davor stand eine meterlange Leiter, die auf Rollen bewegt werden konnte, und aussah, als gehörte sie in eine Staatsbibliothek. Sie war aus dunklem poliertem Holz und hatte drei Plateaus mit

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