Das Internat
Zeitungen in den Händen. Jane und Larry hatten versucht, so viele private Rituale wie möglich beizubehalten, als sie in die Pennsylvania Avenue gezogen waren. So etwas Einfaches wie ein Frühstück mit Kaffee, Brötchen und der Tageszeitung gehörte dazu, obwohl seit Kurzem beide auf Brötchen verzichteten. Larry wegen seiner Gesundheit, Jane wegen ihrer Figur. Stattdessen aß Larry jeden Morgen eine Grapefruit. Jane hatte sich für einen Riegel dekadenter dunkler Schokolade entschieden. Nicht besonders klug, aber das brachte sie morgens schneller in Schwung als alle Grapefruits dieser Welt.
Heute gab es weder Kaffee noch Schokolade.
Felicia legte den Stapel Zeitungen auf den Tisch. Geistesabwesend nahm Jane die oberste in die eine Hand und bedeckte die Kaffeetasse mit der anderen, um zu signalisieren, dass sie keinen Kaffee wünsche. Jane schaute auf die Schlagzeile und keuchte auf. Reflexartig zog sie die Hand zurück, und heißer Kaffee spritzte überall hin. Ihr marineblauer Hosenanzug war durchnässt.
Felicia hatte Janes Zeichen, keinen Kaffee einzuschenken, nicht verstanden. Doch Janes Entsetzen hatte weniger mit Schmerzen als mit einem Schock zu tun. Oben auf dem Zeitungsstapel war der
San Francisco Chronicle,
und Janes Reaktion rührte von der Schlagzeile her, die sich über die Titelseite zog.
Damit niemand anders es würde lesen können, drehte sie die Zeitung schnell um. Jane konnte nicht glauben, was sie gelesen hatte.
"Mrs. Mantle, es tut mir so leid!" Felicia war den Tränen nahe, als sie versuchte, Janes Blazer abzutupfen. "Habe ich Sie verbrannt? Soll ich etwas Eis holen?"
"Jane, ist alles in Ordnung?", erkundigte sich Larry. Muriel Dickerson wiederholte seine Frage. Keiner von ihnen schien eine Idee zu haben, was zu tun sei.
"Natürlich", sagte Jane und tauchte ihre Serviette in Eiswasser. "Mir geht es gut." Felicia versuchte jetzt, das Leinentischtuch trocken zu tupfen, doch Jane scheuchte sie freundlich weg. Sie wollte einfach, dass alle aufhörten, so ein Theater zu machen, und sie länger anzustarren, als hätte sie die gesamte zivilisierte Welt in Verlegenheit gebracht.
Unaufhörlich blickten sie auf die durchnässte Serviette in Janes zitternder Hand. Janes Mund war so trocken, dass sie kaum sprechen konnte.
"Der Fleck wird rausgehen", sagte sie zu Felicia. "Gehen Sie einfach und ziehen Sie sich um. Sie haben auch überall Kaffeeflecken. Es war mein Fehler, ganz allein meiner."
Während Felicia davonschlich, musterten Larry und Muriel Jane immer noch besorgt. "Macht mit eurer Liste weiter", sagte sie ihnen. "Es tut mir leid, dass ich hier so ein Chaos verbreitet habe. Ich habe keine Ahnung, wie ich so ungeschickt sein konnte."
Aber ganz gleich, was Jane auch sagte, die anderen konnten den Blick nicht von ihrem derangierten Zustand wenden. Sie konnten sie nicht ignorieren, ohne als unsensible Tölpel dazustehen – nahm sie an. Zum Teufel mit den ganzen Manieren! Zum schlechtmöglichsten Zeitpunkt hatte Jane alle Aufmerksamkeit auf sich gelenkt. Die Schlagzeile der Zeitung leuchtete immer noch vor ihrem inneren Auge.
Der hässliche dunkle Fleck auf dem Blazer wurde vollständig sichtbar, als sie vom Tisch aufstand. "Ich ziehe mich um", erklärte Jane, "und schicke jemanden, der eine neue Tischdecke auflegt."
Larry lächelte. Muriel lächelte. Alle lächelten und benahmen sich, als wäre alles in schönster Ordnung. Nur etwas verschütteter Kaffee, ein winziger Ausrutscher im großen Gesamtzusammenhang der Dinge. Jane befürchtete Schlimmeres. Irgendwie musste sie die Zeitung herausschmuggeln und ein ruhiges Plätzchen finden, um den Artikel zu lesen. Wenn darin stand, was Jane glaubte, würde ihr Mann sofort mit der Planung seines Wahlkampfes aufhören müssen. Alles wäre vorbei.
Matties fester Griff hatte die Zeitung so zerknittert, dass sie kaum noch lesbar war. Keuchend stürmte Jameson zu ihr. "Was ist passiert?"
Sie drehte sich um und zeigte ihm die Schlagzeile auf der Titelseite:
Pensionierter Polizeichef an Sexring mit Minderjährigen beteiligt.
"Ich habe Nola Daniels nicht zurückgerufen", erzählte sie ihm. "Sie sagte, dass er mit mir sprechen wolle."
"Wer wollte mit dir reden? Wovon sprichst du?"
"Chief Daniels, aber ich konnte nicht. Ich war auf dem Weg hierher." Sie hatte keine Zeit, Jameson die ganze Geschichte zu erzählen. Alles, was sie tun konnte, war, die Gedanken auszusprechen, die ihr durch den Kopf gingen. "Ich habe sie gebeten, mir eine Stunde zu geben,
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