Das Internat
und sie sagte, dass könnte zu spät sein. Jetzt spielt es keine Rolle mehr."
Jameson nahm Mattie die Zeitung aus der Hand, glättete die Falten und begann, laut zu lesen. "'Daniels weigerte sich, die Namen der anderen Mitglieder des Sexrings oder die Namen der minderjährigen Mädchen zu nennen, aber er gab zu, dass sie Schülerinnen der Rowe-Akademie gewesen waren, eines örtlichen Internats, und dass er selbst zu mindestens einer von ihnen Kontakt gehabt hatte.'"
"Steht dort etwas über Miss Rowe?", fragte Mattie.
Er überflog den Artikel. "Hier ist etwas. 'Das Geständnis scheint die Behauptungen William Brouds zu bestätigen, dem Hausmeister der Schule, der 1982 für den Mord an der Direktorin Millicent Rowe verurteilt worden war. Brouds Aussage war damals für unglaubwürdig gehalten worden. Erst kürzlich ist er jedoch entlastet und aus dem Gefängnis entlassen worden. In der Woche nach seiner Entlassung ist Broud auf dieselbe Weise gestorben wie die Direktorin: Sie wurden vergiftet.'"
"Daniels Frau hat mir erzählt, dass er Alzheimer hat", sagte Mattie, "und jetzt fällt ihm all das ein?"
"Hier steht nichts von Alzheimer. Es heißt, dass es ihm gesundheitlich schlecht gehe und dass er sich gezwungen gefühlt habe, zu gestehen. Und, warte – oh Gott", flüsterte Jameson. "Daniels behauptet, dass er von Frank O'Neill erpresst wurde."
"Dem Staatsanwalt? Dem Frank O'Neill?"
Jameson antwortete nicht. Gebannt sah er auf die Zeitung und las den Rest des Artikels. Mit weichen Knien drehte sich Mattie um und ging zu ihren Taschen hinüber. Die Schmerzen ignorierend, kniete sie sich auf den Boden und wühlte in ihrer Handtasche.
Das Handy steckte immer noch in der Seitentasche. Mattie sah an der Anzeige, dass eine neue Nachricht eingegangen war. Jetzt hatte Mattie keine Zeit, die Mailbox abzuhören. Sie ging schnell ihre Anrufliste durch. Als sie die Nummer der Daniels hatte, drückte sie auf den Knopf.
Nach dem ersten Klingeln meldete sich Nola Daniels.
Mattie bemühte sich, ihre Stimme ruhig zu halten. "Mrs. Daniels, hier ist Mattie Smith. Ich konnte gestern Abend nicht zurückrufen. Es gab einen Notfall, aber ich kann jetzt mit Ihrem Mann sprechen, wenn es Ihnen passt …"
"Er kann mit niemandem sprechen." Es lag keine Bitterkeit in Nolas Worten, nur Verzweiflung und eine Erschöpfung, die nach Resignation klang.
"Sein Anwalt hat ihm dringend geraten, den Fall nicht weiter zu kommentieren."
"In der Zeitung stand, dass er von dem Staatsanwalt erpresst wurde. Wissen Sie, wie O'Neill von dem Sexring erfahren hat?"
"Ich weiß gar nichts, und selbst wenn ich etwas wüsste, könnte ich es Ihnen nicht sagen."
"Sind Sie sich sicher? Ihrem Mann schien es gestern Abend wichtig, mit mir zu sprechen. Vielleicht kann ich immer noch behilflich sein."
"Sie können ihm nicht helfen, Miss Smith. Keiner kann das. Es ist zu spät."
Die Leitung war tot, und Mattie spürte eine Welle der Verzweiflung in sich aufsteigen. Ohne ihr eine Chance zu geben, den Grund des Anrufs zu erklären, hatte Nola Daniels aufgelegt. Mattie hatte nicht gefleht, aber sie hätte es getan. Gebettelt hätte sie. Sie hatte einen Fehler gemacht, niemand konnte das rückgängig machen. Nicht einmal wenn sie alle Versprechen brach, die sie sich selbst einmal gegeben hatte, würde es etwas nützen.
Starr blickte Mattie auf das Telefon und bemerkte, dass ein Schatten auf sie gefallen war. Jemand stand hinter ihr.
"Wen rufst du an?", fragte Jameson.
"Niemanden. Es ist zu spät", sagte sie. "Die Medien haben sich auf den Fall gestürzt. Und jetzt ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis alle wissen, wer die minderjährigen Mädchen waren. Ich kann daran nichts mehr ändern."
Er stellte sich vor sie hin. Seine nackten Füße waren braun und kräftig, sie standen fest am Boden. In einer sich ständig verändernden Welt war Jameson wie ein ruhender Pol. Komisch, dass Mattie aus diesem Eindruck Trost ziehen konnte, aber so war es.
"Hör zu", sagte er. "Ich kenne Frank O'Neill seit Jahren. Ich sehe zu, was ich tun kann, um diese Story zu stoppen, oder wenigstens die Details, die euch drei betreffen. Ich spreche mit Frank."
Verwirrt von seiner Großzügigkeit, schaute Mattie zu ihm hoch. Er wollte diese Geschichte für seinen Bruder schreiben. Nun bot er an, alles aufzuhalten? Es hätte sein Artikel sein sollen.
Sie wusste nicht, wie sie ihm danken sollte. Sie war nicht mal in der Lage, es zu versuchen. Selten erlaubte sich Mattie, eine Position
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