Das Internat
einzunehmen, in der sie Hilfe brauchte. Deshalb wusste sie nicht mal, wie man Hilfe annahm. Auch wenn sie es nicht wollte, die Geschehnisse schienen sie zu verändern. Vor wenigen Augenblicken hatte Mattie sich gewünscht, Nola Daniels anflehen zu können. Jetzt ließ sie zu, dass dieser Mann etwas tat, das für ihn ein großes persönliches Opfer bedeutete.
Drachen zu bekämpfen ist leichter, ging es Mattie durch den Kopf. Das hier ist schwer. Leute an sich heranlassen. Es erschütterte sie bis ins Mark. Lieber hätte sie das allein durchgestanden. Sie
musste
es allein durchstehen. Nur dieser Weg war ihr vertraut. Vielleicht hätte ein Teil von ihr gern jemanden an sich herangelassen, Mattie konnte es nicht zulassen. Niemals würden die Fragen verstummen, was er erreichen wollte, warum er es getan hatte. Aus reiner Freundlichkeit konnte er nicht handeln. Die Männer in Matties Leben waren nie einfach nur nett gewesen. Und es stand einfach zu viel auf dem Spiel.
Sie stand auf. "Wir haben deinen Bruder nicht umgebracht. Und wir haben auch die Direktorin nicht getötet. Wir haben alle geglaubt, dass er es war. Ich wünschte, es gäbe einen Weg, dir das zu beweisen."
"Das wünschte ich auch", sagte er und musterte Mattie mit einem schneidenden Blick.
Indem sie ihm mehr Informationen gab, wich sie ihm aus. "Ich glaube, es ist gut möglich, dass Frank O'Neill das Video hat", erzählte sie ihm. "Chief Daniels behauptet, dass O'Neill ihn erpresst habe. O'Neills Frau Lane hat sich früher um die Videoausrüstung von Miss Rowe gekümmert. Nur um die Lehrvideos, soweit ich weiß, aber sie hat die Bänder archiviert. Und Lane war die Einzige, die außer Miss Rowe Zugang zu dem Material hatte."
Jameson schien überrascht zu sein. "Du denkst, dass Lane und Frank Leute erpressen? Ist Lane zu so etwas fähig? Ich glaube nicht, dass Frank so ein Mensch ist."
"Lane ist meiner Meinung nach zu allem fähig. Sie hat damals gedroht, die Bänder zu stehlen und damit die Schülerinnen zu erpressen, die sie nicht mochte. Es gab reichlich demütigendes Material, besonders für Mädchen im Teenageralter."
"Ich kann nicht versprechen, dass ich die Kassette bekomme", sagte er, nachdem er sein Zögern überwunden hatte, "aber ich werde es versuchen. Ist es das, was du willst?"
Ihre Kehle fühle sich an wie zugeschnürt. Sie schluckte. "Danke."
"Wirst du hier warten?", fragte er.
"Nein, ich muss nach Hause und dann wahrscheinlich zurück nach Washington. Meine Freundinnen und ich müssen ein paar Entscheidungen fällen."
"Ich schätze, ich kann dich davon nicht abhalten, oder?"
"Nein, es sei denn, du steckst mich in einen Sarg."
Sie lächelte, aber er erwiderte die Geste nicht. Sein Gesichtsausdruck war ernst.
"Mattie, lass dich nicht umbringen. Das würde mir nicht gefallen."
Mattie betrat ihr Haus und sah sich schnell um. Sie hatte darauf bestanden, ein Taxi von Jameson zu ihr zu nehmen. Dass Jameson sie fuhr, hatte sie nicht gewollt. Mattie musste allein sein, um nachzudenken. Ihr Geist fühlte sich an, als könnte er nicht zur Ruhe kommen, als würde er einen wahnwitzigen Sprint hinlegen.
In der Garage stand immer noch ihr Auto, genauso wie sie es verlassen hatte, als es nicht ansprang. Bald musste ihr etwas einfallen, damit sie nicht länger auf Taxis angewiesen wäre.
Nichts schien sich verändert zu haben, seit Mattie zuletzt zu Hause gewesen war, auch wenn seitdem Zeit vergangen war. Ihre privaten Briefe lagerten im Postamt, Mattie hatte sie noch nicht abgeholt. Im Haus schloss sie die Fensterläden und drehte die Heizung an, um die Kälte zu vertreiben. Es fühlte sich seltsam an, drinnen war es klamm, als ob sie ein Fenster aufgelassen hätte.
Die Wandleuchter gingen an, als sie den Lichtschalter neben der Tür betätigte. Durch das weiche Licht konnte Mattie bis zu ihrem Schlafzimmer sehen. Es war nicht weit, aber das Gepäck in der Hand schien von Minute zu Minute schwerer zu werden. Ihr armes Knie hatte so viel durchgemacht und schmerzte unter dem zusätzlichen Gewicht wieder. Als sie das Schlafzimmer erreichte, humpelte Mattie.
Sie ließ die Taschen auf das Bett fallen und ging zu ihrem Nachttisch hinüber, um die Nachbildung einer Tiffanylampe anzuknipsen, die sie auf einer Auktion erstanden hatte. Vielleicht würde das Zimmer so etwas wärmer. Mattie war so lange weg gewesen, dass sie sich nicht sofort heimisch fühlte, als gehörte sie nicht hierher und als ob das Haus sie wegen dieser Vernachlässigung nicht
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